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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Eckzähne, und seine Augen begannen zu zucken, als bemühe er plötzlich nur selten genutzte Muskeln. Er bellte dreimal tief, dann nahmen seine Gesichtszüge ihren normalen, martialischen Ausdruck an, und der durchdringende Blick richtete sich auf Swinburnes eigene hellgrüne Augen.
    »Es stimmt, Algy. Ich bin von Spring Heeled Jack angegriffen worden, nachdem ich den Cannibal Club verlassen hatte«, sagte er und legte sein Buch beiseite. Er erzählte, was vorgefallen war.
    »Du meine Güte, das ist ja herrlich!«, rief Swinburne begeistert, als Burton geendet hatte. »Wenn ich mir das vorstelle, von einer Märchenfigur verprügelt zu werden! Ich glaube dir natürlich kein Wort. Hast du schon gegessen?«
    »Ich kann dir versichern, dass ich die Wahrheit sage, und es hat sich nicht gerade herrlich angefühlt. Nein, habe ich nicht.«
    »Dann komm, wir holen uns was im Black Toad.«
    Burton legte die Wasserpfeife zur Seite und stand auf. »In Ordnung, aber halte dich mit dem Bier zurück. Als wir das letzte Mal dort zu Mittag gegessen haben, musste ich dich über der Schulter wieder hinaustragen.«
    »Komisch«, sagte der kleine Dichter mit einem Lachen. »Daran erinnere ich mich gar nicht!«
    Als er aufsprang, erwischte er mit dem Fuß einen weiteren Bücherstapel und sandte ihn zu Boden.
    Ein paar Minuten später verließen die beiden Männer mit bis zum Hals zugeknöpften Mänteln, in flottem Winkel auf den Köpfen drapierten Zylindern und mit schwingenden Gehstöcken in der Hand den Montagu Place Nr. 14 und liefen nach Osten, in Richtung Baker Street.
    Das tiefe, höllengleiche Rot des Nebels hatte sich in ein eitriges Gelb verwandelt. Menschen, Tiere und Fahrzeuge bewegten sich vorsichtig durch ihn hindurch. Alle Geräusche klangen gedämpft. Sogar der plötzliche Knall eines in der Nähe explodierenden Velozipedkessels und die Schreie des Fahrers, als der heiße Dampf seine Unterschenkel verbrühte, klangen seltsam erstickt.
    »Algy«, sagte Burton, »du hängst doch ab und zu mit ein paar Aufrührern herum. Warum begeistern sie sich so für Spring Heeled Jack? Was genau ist ihre Philosophie?«
    »Es sind Extremisten«, erklärte der Dichter. »Anarchisten. Nihilisten. Ganz schlimme Jungs. Sie behaupten, alle Gesetze der Moral und der sozialen Konventionen seien zur Gänze konstruiert, und dass jeder Mann, der sie befolgt, willentlich die Unterdrückung seiner eigentlichen Identität zulässt.«
    Sie überquerten den Gloucester Place und lenkten in die Dorst Street, Swinburne hielt mit seinem typischen, hüpfenden Gang und den nervösen Bewegungen mit Burton Schritt.
    Als sie um die Ecke gingen, drang ihnen der süße Duft gerösteter Kastanien in die Nase, einer der seltenen angenehmen Gerüche, die London zu bieten hatte. Burton sah den Verkäufer an und tippte sich grüßend an den Hut.
    »Guten Tag, Mr Grub. Wie läuft das Geschäft?«
    »Mies! In dieser verdammten Suppe kann mich niemand sehen. Kann ich Ihnen eine Tüte anbieten?«
    »Tut mir leid, alter Freund. Ich bin auf dem Weg in den Pub, mir den Magen vollschlagen!«
    »Ach, na dann guten Appetit, Captain!«
    Es war eines von Burtons großen Talenten, diese Fähigkeit, sich mit jedem Menschen zu unterhalten, ganz gleich welchen gesellschaftlichen Standes. Einige seiner Bekannten rümpften die Nase darüber, hielten es für unschicklich, mit dem Pöbel zu sprechen, doch ihre Meinung galt bei ihm nicht viel.
    »Der Unterschied zwischen einem Wahren Libertin und einem Aufrührer ist«, sagte Swinburne, als sie weitergingen, »dass sich die einen dafür interessieren, wie der Einzelne etwas zur Gesellschaft beitragen kann, während die anderen nur wissen wollen, wie die Gesellschaft den Einzelnen formt.«
    »Bei dir klingen die Libertins nach einer ziemlich rechtschaffenen Truppe. Das entspricht nicht gerade ihrem Ruf.«
    »Nein, nein! Versteh mich nicht falsch! Nach Mrs Grundys sittenstrengem Maßstab sind beide Ableger der Bewegung durch und durch schändlich. Unsere Mutter der Schicklichkeit empört sich schon über den bloßen Hauch eines Skandals, und die Libertins stinken geradezu danach, nicht zuletzt, da Sexualität einer der zentralen Aspekte ihres Anliegens ist. Hierin sehen sie den Punkt, an dem die Scheinheiligkeit des Empires am offensichtlichsten wird, und ihre Unterstützung von Erotik, Pornografie, Päderastie, de Sade und allen anderen Lastern kennt keine Grenzen.«
    »Hören Sie mal!«, rief ein Gentleman, der in diesem Moment an ihnen

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