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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Männer der Revolution ausgeschaltet, die Einfluß bei den Massen hatten. Sein ganzes Leben hatte etwas Legendäres. Gerade weil das Volk so starke Gefühle für ihn hegte, glaubten viele an einen Mord, auch wenn diese Vermutung unter den herrschenden Umständen vage blieb.
Der Rundfunk der aufständischen Militärs machte sich die Demoralisierung und die Verwirrung auf unserer Seite natürlich nach Kräften zunutze. Die Komitees der CNT und der FAI betrachteten diese Radiomeldungen als machiavellistische Manöver und traten ihnen am 21. November mit der folgenden Botschaft entgegen:
»Arbeiter! Die Intriganten der sogenannten Fünften Kolonne haben das Gerücht ausgestreut, unser Genosse Durruti sei einem hinterhältigen und verräterischen Mordanschlag zum Opfer gefallen. Wir warnen alle Genossen vor solchen infamen Verleumdungen. Diese ekelhafte Erfindung soll die mächtige Einheit des Proletariats im Handeln und im Denken erschüttern, die unsere schärfste Waffe im Kampf gegen den Faschismus ist. Kameraden! Durruti ist keinem verräterischen Akt zum Opfer gefallen. Er ist, wie andere Soldaten der Freiheit, im Kampf gefallen, in heldenhafter Erfüllung seiner Pflicht. Weist die gemeinen Gerüchte zurück, die von den Faschisten in Umlauf gesetzt werden, um unsern unzerstörbaren Block zu zerbrechen. Kein Zögern und kein Wanken! Hört nicht auf die verantwortungslosen Schwätzer, deren Gerüchte nur zum Brudermord führen können! Es sind die Feinde der Revolution, die sie verbreiten!
Das Nationale Komitee der CNT. Das Peninsulare Komitee der FAI.«
    Jose Peirats 1

    Valencia, 23. November. Das Nationale Komitee der CNT und der FAI hat die folgende Bekanntmachung herausgegeben: Anläßlich des Todes unseres Genossen Durruti ist eine Reihe von Gerüchten und Vermutungen lautgeworden, die das Komitee in voller Kenntnis der Umstände zurückweisen muß. Unser Genosse ist einer faschistischen Kugel erlegen und nicht, wie die Leute vielleicht glauben könnten, den Machenschaften einer bestimmten Fraktion. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir uns im Krieg gegen den Faschismus befinden, dessen Horden das spanische Proletariat, Seite an Seite mit allen Antifaschisten, mit vereinten Kräften bekämpft.
Das höchste Organ der anarchistischen Arbeiterklasse Spaniens fordert daher alle auf, Bemerkungen zu unterlassen, die den Erfolg unserer Operationen beeinträchtigen und sogar die geheiligte Einheit der spanischen Arbeiterklasse gegen die Bestien der Reaktion zerstören könnten.
Wir erwarten, daß diese Erklärung alle Genossen überzeugen und sie veranlassen wird, auf ihren Posten zu bleiben. Vorwärts zur Vernichtung des Faschismus in Spanien!
Das Komitee.
Solidaridad Obrera

    Die sieben Tode Durrutis
    Ich bin überzeugt, daß es ein Attentat war. Kaum war Durruti tot, da verschwanden die wichtigsten Anführer des spanischen Anarchismus aus Madrid. Das politische Klima veränderte sich über Nacht.
Viele Anarchisten sahen sich plötzlich verfolgt, überflüssig zu sagen, von wem, von den Kommunisten eben. Es war in diesen Nächten gefährlicher, in den Straßen von Madrid eine Mitgliedskarte der CNT-FAI in der Tasche zu tragen als die einer Partei der extremen Rechten.
    Martinez Fraile

    Einige Tage nach dem Debakel der Anarchisten am Garabitas-Hügel fiel Durruti an der Front. Er wurde von hinten erschossen; man nahm allgemein an, daß ihn seine eigenen Leute ermordet hätten, weil er für die aktive Teilnahme der Anarchisten an der Kriegführung und für die Zusammenarbeit mit der Regierung Caballero eintrat.
Viele Anarchisten waren damals in erster Linie daran interessiert, in Spanien eine libertäre Ideal-Republik zu errichten; mit den Sozialisten, den Kommunisten oder den bürgerlichen Republikanern hatten sie nichts im Sinn. Sie dachten nicht daran, für die Regierung Caballero den Kopf hinzuhalten. Das war in ihren Augen »nicht wichtig«.
    Louis Fischer

    Durruti ist zweifellos einer Unbesonnenheit zum Opfer gefallen. Er kam am Nachmittag an die Front im Universitätsviertel. Es herrschte dort völlige Ruhe. Gerade deshalb war dies ein gefährlicher Moment, weil die Männer sich allzu sorglos bewegten. Sein großer Packard hatte nahe an der Kampflinie seiner Leute gehalten. Gegenüber lag das Klinikum der Universität, ein großes, sechs- oder siebenstöckiges Gebäude, von dem aus sich ein gutes Schußfeld bot. Der Feind hielt die oberen, die Unseren die unteren Stockwerke besetzt.
Als der Feind, der offenbar

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