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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Es ist demütigend für einen englischen Korrespondenten zu sehen, wie sich dann die republikanische Seite, durch den Nicht-Einmischungspakt entwaffnet, mit bloßen Händen der Artillerie, der Maschinengewehre, der Bomben und Flugzeuge erwehren muß, die der internationale Faschismus gegen sie aufbietet.
    John Langdon-Davies

    Bujalaroz, 14. August 1936. »Wie ist denn nun die Lage bei Ihnen?« fragte ich. Durruti nahm eine Karte zur Hand und zeigte die Aufstellung der Einheiten. »Uns hält die Eisenbahnstation Pina auf. Die Ortschaft Pina ist in unseren Händen, den Bahnhof aber haben die anderen. Morgen oder übermorgen gehen wir über den Ebro, stoßen zum Bahnhof vor, säubern ihn. Dann haben wir den rechten Flügel frei, wir nehmen Quinto, Fuentes del Ebro und stehen vor den Mauern Zaragozas. Belchite wird sich ergeben, denn es liegt plötzlich in unserem Hinterland. Und Sie«, er wies mit dem Kopf auf Trueba, »sind Sie immer noch in Huesca?«
»Wir wären bereit, mit Huesca zu warten und Ihren Schlag vom rechten Flügel her zu unterstützen«, sagte Trueba bescheiden. »Selbstverständlich nur, wenn Ihre Operation ernsthaft vorbereitet ist.«
Durruti schwieg. Dann entgegnete er widerstrebend: »Wenn Sie wollen, helfen Sie, wenn Sie nicht wollen - lassen Sie es bleiben! Der Angriff auf Zaragoza, das ist meine Operation, sowohl in militärischer als auch in politischer und in militärpolitischer Hinsicht. Ich trage die Verantwortung dafür. Glauben Sie, daß wir mit Ihnen Zaragoza teilen würden, wenn Sie uns tausend Mann gäben? In Zaragoza wird der freie Kommunismus herrschen oder aber der Faschismus. Nehmen Sie sich ganz Spanien, aber Zaragoza lassen Sie mir!« Er beruhigte sich bald und redete mit uns ohne Gehässigkeit. Er erkannte wohl, daß man nicht in schlechter Absicht zu ihm gekommen war, daß man aber auf Schärfe mit noch empfindlicherer Schärfe antworten würde. (Hier wagte es, trotz aller Gleichheit, niemand, mit ihm zu streiten.) Er erkundigte sich eingehend und sehr interessiert nach der internationalen Lage, nach Möglichkeiten, Hilfe für Spanien zu erlangen, nach strategischen und taktischen Dingen. Er fragte mich, wie wir im russischen Bürgerkrieg politisch gearbeitet hätten. Dann sagte er uns, die Kolonne sei gut bewaffnet und habe viel Munition. Schwierig sei es nur mit der Leitung. Der »Teenico« habe lediglich beratende Funktion, alles entscheide er selbst. Seinen eigenen Worten nach hält er täglich fast zwanzig Reden, das reibe ihn auf.
Mit der Ausbildung gehe es sehr langsam vorwärts, die Soldaten liebten diese Schulung nicht, obwohl sie ganz unerfahren seien und nur in den Straßen Barcelonas gekämpft hätten. Fahnenflucht sei ziemlich häufig. Der Verband zähle jetzt zwölfhundert Mann.
Plötzlich fragte er, ob wir zu Mittag gegessen hätten, und lud uns ein zu warten, bis die Kessel gebracht würden.
Wir lehnten ab, wir wollten den Soldaten keine Portion wegnehmen. Da gab Durruti Marina einen Proviantschein. Zum Abschied sagte ich aufrichtig: »Auf Wiedersehen, Durruti. Ich komme zu Ihnen nach Zaragoza. Wenn Sie hier nicht fallen, wenn Sie im Kampf gegen die Kommunisten in Barcelona nicht fallen, so kann’s sein, daß Sie etwa in sechs Jahren Bolschewik werden.«
Er lächelte, drehte mir sofort seinen breiten Rücken zu und sprach mit jemand, der zufällig dort stand.
    Michail Kol’cov

    Sonntag, 16. August. Durruti in Pina.
(Guardia civil - Guardia de asalto - Bauern). Mann aus Sevilla. Rede Durrutis an die Bauern: Bin Arbeiter wie ihr. Wenn alles vorbei ist, werde ich wieder in die Fabrik gehen und arbeiten. Durruti in Osera.
Befehl: Kein Essen von den Bauern verlangen, nicht bei ihnen übernachten. Dem »Militärexperten« gehorchen. Heftige Diskussion.
Organisation: gewählte Delegierte. Mangel an Sachkenntnis. Mangel an Autorität. Setzen auch die Autorität des Militärexperten bei der Truppe nicht durch.
Bei dem Genossen aus Oran (Marquet) beklagt sich ein Bauer, daß die Wachen nachts einschlafen. Rückkehr ins Hauptquartier.
Genosse, der aus Zaragoza entkommen ist. Besaß dort ein kleines Speditionsgeschäft. Stammt aus Sevilla. Einer, der sich nicht von seinem Freund trennen will; ein anderer, der seine Waffen zurückgeben will.
Dreihundert unbewaffnete Männer, aus Lerida an die Front geschickt. Fünf Geschütze, ausgeliehen an die Kolonne von Huesca (d. h. von Lerida aus dorthin geschickt, mit Einwilligung Durrutis). Garcia Oliver mit dem Flugzeug nach

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