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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mädchen nach Barcelona zurück. Zu seiner Frau sagte er: »Wir haben hier viel zu tun. Laß uns erst den Krieg gewinnen. Wenn auch die andern ihre Frauen dabeihaben können, kannst du wiederkommen. Jetzt nicht.«
    Ramon Garcia Lopez

    Während der Belagerung von Huesca machte Durruti mit einer kleinen Breguet-Maschine einen Aufklärungsflug über die Stadt. Es war ein Feiertag, die Leute kamen gerade aus der Kirche. Der Pilot der Maschine, Leutnant Erguido, genannt der Rote Teufel, fragte, ob er nicht ein paar Handgranaten abwerfen sollte. Durruti lehnte es ab, die Zivilbevölkerung zu bombardieren.
    Jesus Arnal Pena 3

    Im August fuhr beim Stab Durrutis ein Wagen der Intendantur vor und lud ein Faß Wein ab. Durruti stand im Hof, sah das Faß und sagte: »Wenn ihr keinen Wein für die Front habt, braucht auch der Stab keinen zu trinken.« Er zog seine Pistole und zerschoß das Faß, so daß der ganze Wein übers Pflaster lief.
    Ramon Garria Lopez

Ein anderes Problem für die Kolonne waren die Prostituierten aus Barcelona, die den Anarcho-Syndikalisten an die Aragon-Front nachgereist waren. Bald verursachten die venerischen Krankheiten größere Verluste als die feindlichen Kugeln. Am Ende mußte Durruti dafür sorgen, daß in Bujaraloz eine Lazarettstation zur Behandlung solcher Fälle eingerichtet wurde. Er kümmerte sich eben um alles. Ich erinnere mich noch, daß er uns befohlen hat, den Milizsoldaten, die auf Urlaub nach Barcelona fuhren, eine Tube Blenocol mitzugeben. Endlich sagte er zu mir: »Dieses Theater mit den Frauen, die sich bei der Kolonne herumtreiben, muß ein für allemal aufhören.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Chef. Aber wie?« »Du setzt dich mit dem Fuhrpark in Verbindung und läßt dir soviele Wagen schicken, wie du für nötig hältst. Die Autos sollen bei allen Hundertschaften vorfahren und die Mädchen aufladen. Aber daß mir keine einzige zurückbleibt! Dann fährst du mit der ganzen Autokolonne nach Sarinena. Dort läßt du die Mädchen in einen plombierten Waggon verladen, und dann fort mit Schaden nach Barcelona!«
»Aha. So hast du dir das gedacht. Und für diese Art Arbeit kannst du keinen andern finden als Jesus. Vielleicht möchtest du gem, daß ich ihnen unterwegs über das Sechste Gebot eine kleine Predigt halte?«
»Ich möchte gar nichts, ich möchte nur, daß du sie mir vom Hals schaffst.«
Das war ein Befehl. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ein anhaltender Erfolg war mir allerdings nicht beschieden, denn nach kurzer Zeit tauchten bei den Hundertschaften wieder allerlei fragwürdige Mädchen auf. Vielleicht waren es dieselben, die ich zuvor nach Barcelona verfrachtet hatte.
    Jesus Arnal Pena 1

    Die Kehrseite
    In Aragon hat eine kleine internationale Truppe von 22 Milizsoldaten aus allen möglichen Ländern nach einem leichten Gefecht einen fünfzehnjährigen Jungen gefangengenommen, der auf der Seite der Faschisten kämpfte. Er zitterte noch, weil er die Kameraden an seiner Seite hatte sterben sehen. Beim ersten Verhör gab er an, er sei gewaltsam in die Reihen Francos gepreßt worden. Er wurde durchsucht; man fand bei ihm eine MuttergottesMedaille und eine Mitgliedskarte der Falange. Er wurde zu Durruti geschickt, der ihm eine ganze Stunde lang die Vorzüge des anarchistischen Ideals schilderte und ihn dann vor die Wahl stellte, entweder zu sterben oder unverzüglich in die Reihen derer einzutreten, die ihn gefangengenommen hatten, und gegen seine früheren Kameraden zu kämpfen. Durruti gab dem Kind vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Der Junge sagte nein und wurde erschossen. Dabei war Durruti in mancher Hinsicht ein bewundernswerter Mann. Der Tod dieses Jungen hat nie aufgehört, mir auf dem Gewissen zu liegen, obgleich ich erst nachträglich davon erfahren habe.
Ein anderer Fall: In einem Dorf, das die Roten und die Weißen erobert, verloren, zurückerobert und wieder verloren hatten, ich weiß nicht, zu wievielen Malen, fanden die roten Milizen, nachdem der Ort endgültig in ihrer Hand war, in einem Keller eine Handvoll verstörter, verängstigter und abgezehrter Gestalten, darunter drei oder vier jüngere Männer. Die Milizionäre fingen an zu überlegen: daß diese jungen Männer uns bei unserm letzten Rückzug nicht gefolgt sind, sondern das Kommen der Faschisten erwartet haben, kann nur bedeuten, daß sie selber Faschisten sind. Das war Grund genug, um sie augenblicklich zu erschießen. Den andern gaben die Milizen zu essen. Sie kamen sich dabei sehr

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