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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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drei, vier. Eins, zwei, drei, vier.
    »Es war alles gefakt«, sage ich, und meine Stimme ist hohl und angespannt. »Warum … warum haben sie das getan?«
    Ich höre Benson ein paar Mal langsam ein- und ausatmen. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    »Du wusstest es?«, schreie ich beinahe.
    »Nein, nein«, sagt Benson, seine Hände umfassen meine Arme und streichen daran auf und ab, um mich zu beruhigen. »Ich wusste nichts von der Schulsache. Ich meine, ich habe über diese ganze Sache mit dem Flugzeug nachgedacht, im Licht all dessen, was passiert ist.«
    »Und?«, frage ich, nachdem das Schweigen schwer geworden ist.
    »Ich erwähne es nur ungern, ich meine, ich bin mir sicher, es ist immer noch ziemlich frisch und alles, aber vielleicht … vielleicht war es kein Zufall, dass du in einen Flugzeugabsturz verwickelt warst.«
    »Was meinst du? Als könnte jemand …« Aber die Worte sind kaum aus meinem Mund heraus, als mir bewusst wird, was er damit sagen will. »Nein«, flüstere ich. »Auf keinen Fall.«
    »Tavia, nach allem, was passiert ist, musst du es zumindest in Betracht ziehen.«
    Die Verzweiflung zerrt an mir. »Nein. Nein! Ich bin nicht wichtig genug, dass jemand ein ganzes Flugzeug abstürzen lässt! Weißt du, wie viele Leute auf diesem Flug waren?« Ich schaffe es, nicht zu schreien, aber nur mit Müh und Not.
    »Zweihundertsechsundfünfzig«, flüstert Benson. Natürlich hat er nachgeschaut.
    »Es war ein Unfall.« Die Worte sind zittrig, als sie aus meinem Mund irrlichtern.
    Benson schweigt, aber sein Blick lässt meinen nicht los. Gerade, als ich mir sicher bin, dass ich ihm nicht länger standhalten kann, sagt er: »Das glaube ich nicht, Tave.«
    Ich sinke geschlagen zu Boden. Es ist eine Sache, meine Eltern in einem tragischen Unfall zu verlieren – ich habe gelernt, damit umzugehen –, aber Mord?
    Ein Mord, der eigentlich mir galt?
    »Benson?« Sein Name ist ein Krächzen aus meiner trockenen Kehle. »Ich bin niemand.«
    »Du bist nicht niemand.« Er legt den Arm um mich, zieht mich an seine Brust, wo ich mein Gesicht vergrabe. Er streichelt meine kurzen Haare. »Denk darüber nach. Jemand muss dich ausfindig gemacht haben, als du in Michigan gewohnt hast. Sie haben dein Flugzeug sabotiert, haben versucht, dich wegen der Dinge, die du kannst, umzubringen. Es passt alles zusammen.«
    Es passt wie angegossen – wie eine zweite Haut.
    Die grässlichste zweite Haut der Welt.
    Ich glaube, mir wird schlecht.
    »Und warum bin ich dann noch am Leben?«
    »Vielleicht … vielleicht hat sich etwas geändert.«
    »Habe ich mich verändert?« Meine Stimme ist so hohl, dass sogar ich es hören kann, und ich bringe es nicht über mich, ihm in die Augen zu schauen.
    »Was meinst du damit?«
    »Nach dem Flugzeugabsturz ist alles aus den Fugen geraten. Hat mich der Absturz verändert? War ich immer so oder hat mich der Absturz zu etwas … etwas Seltsamem gemacht?« Ich blicke jetzt zu ihm auf. »Habe ich wegen meiner Kräfte einen Flugzeugabsturz überlebt, oder habe ich Kräfte, weil ich einen Flugzeugabsturz überlebt habe?«
    »Ist das wichtig?«, flüstert Benson.
    Ich schaue auf meine Akte hinab. »Vielleicht.« Als ich auf den Namen starre – Tavia Michaels , bin das überhaupt noch ich? –, verfestigt sich eine Überzeugung in meiner Brust. »Ich muss gehen, Benson. Ich muss hier raus. Weg von ihnen, weg von allen.«
    »Du kannst nicht gehen, Tave.«
    Wir reißen die Köpfe herum zur Tür, in der Elizabeth steht.
    Mit einer Pistole.
    Direkt auf uns gerichtet.

K apitel 19

    I ch denke nicht nach.
    Ich habe keine Zeit.
    Da ist ein Bild in meinem Kopf – ein Aufblitzen eines Bildes –, und ein Metallband erscheint aus dem Nichts, legt sich um Elizabeth’ Körper, um ihre Hände, windet ihr die Waffe aus den Fingern. Noch mehr Bänder. Und noch mehr. Eisen. Gusseisen , wird mir klar, und es fühlt sich vage vertraut an, als hätte ich genau das schon einmal getan.
    Aber jetzt kann ich nicht aufhören. Noch mehr Metall wickelt sich um Elizabeth – ihre Arme, ihre Schultern. Bald zieht das Gewicht sie zu Boden.
    »Tavia, du … ach, du Scheiße, was hast du getan?« Benson starrt entsetzt auf die unförmige Falle, die Elizabeth auf den Boden fesselt.
    »Ich weiß nicht. Es ist … einfach passiert.« Schon wieder . Was ist nur los mit mir, dass ich Leuten wehtun kann, ohne überhaupt bewusst darüber nachzudenken!
    Ich schüttle den Gedanken ab und hebe die Akten vom Boden auf. »Komm! Wir haben nur

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