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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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lass uns mit dir reden! Du bist in solcher Gefahr. Wo bist du? Sag uns einfach …«
    Ich beende das Gespräch mit einem zittrigen Finger und fühle, wie mir alles Blut aus dem Gesicht weicht. Ich bin ans Telefon gegangen? Was zum Geier habe ich mir dabei gedacht? Das sind die Fehler, die mich umbringen könnten. Mich und Benson. »Ich muss das hier loswerden«, sage ich, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mit Benson spreche oder mit mir selbst. Es war einfach, den Gedanken an Reese und Jay wegzuschieben, seit ich Portsmouth verlassen habe – ich hatte den Kopf voll mit Quinn.
    Doch mein Handy ist eine Verbindung zu ihnen, daher kann ich es nicht behalten.
    Ich gehe zum Drucker, sammle die wenigen Blätter Papier ein und drücke sie an die Brust. »Ich muss weg«, murmle ich, ohne recht zu wissen, mit wem ich spreche. Was ich tue.
    Das Handy.
    Werde das Handy los.
    Völlig fixiert auf diesen Gedanken, will ich gehen und schreie fast auf, als ich Bensons Hand auf meinem Arm spüre. Mein Impuls ist, ihn wegzureißen, aber rationale Gedanken schieben sich in mein Bewusstsein, und ich weiß wieder, wer er ist.
    Es ist Benson. Er hilft mir.
    Er ist der Einzige, der das kann.
    »Tavia?« Seine Hand ist immer noch auf meinem Arm.
    Ich verlangsame meine Atmung und zwinge mich zur Konzentration, bis ich langsam wenigstens einen Anschein von Ruhe spüre. »Ja?«
    »Warte auf mich«, sagt er leise. »Lass mich meine Sachen holen.«
    Alles, was ich gerade wegen Quinn, Reese, Jay und Elizabeth spüre, ist zu intensiv. Es füllt meinen Kopf und mein Herz, bis ich zu voll bin, um etwas für Benson zu fühlen. Und ich kann nicht in seiner Nähe sein, wenn ich mich so fühle.
    Flieh! , schreit mein Verstand, und mein Atem geht flach und hektisch. Der verzweifelte Wunsch, mein Handy loszuwerden – allen Kontakt mit Reese abzubrechen –, ist wie ein Zwang, dem zu widerstehen beinahe wehtut.
    Sobald er sich umdreht, gehe ich weiter – in Richtung der Türen.
    »Miss, Miss?« Es ist nicht Quinns Stimme, doch die Erinnerung an die Worte, die er gestern Nacht sagte, überschwemmt mich, erstickt mich in Kummer. Ich senke den Kopf und gehe schneller.
    »Tave!« Bensons Stimme ist zu laut für eine Bibliothek, doch ich bleibe trotzdem nicht stehen. Mir ist bewusst, dass ich davonlaufe, aber es ist einfach alles zu viel. Ich kann nicht hierbleiben, keine Sekunde länger.
    »Sie müssen die Kopien bezahlen«, ruft mir die Bibliothekarin tadelnd nach.
    Als ich an den Türen ziehe, wage ich einen Blick zurück zu Benson, der mit Verzweiflung im Blick an der Ausleihe steht und in panischer Hast seine Brieftasche herauszieht.
    Jetzt oder nie.
    Der Wind schlägt mir ins Gesicht, als ich die Bibliothek verlasse und auf die Straße hinaustrete. Ich weiß nichts über diese Stadt, also wähle ich irgendeine Richtung und gehe so schnell ich kann, den Kopf gesenkt, das Handy fest in der Hand.
    Ich wünschte, ich könnte es mit meinen Fingern zerquetschen.
    Als ich außer Sicht der Bibliothek bin, halte ich inne, um zu Atem zu kommen, und lehne mich an die rote Ziegelwand eines unscheinbaren Bürogebäudes. Ich werfe einen Blick auf die Ausdr ucke, die jetzt knittrig sind, nachdem ich sie an die Brust gedrückt habe. Als ich sie vor mich halte, um besser sehen zu können, fällt ein dicker Regentropfen herab und verschmiert einen Teil des Textes. Ich schnappe entsetzt nach Luft und jogge noch ein paar Schritte in den Schutz eines Vordachs, bevor ich mich mit dem Rücken an der Wand auf den Boden kauere. Wenigstens schneit es nicht. Noch nicht.
    Meine Gedanken wirbeln durcheinander, während ich auf die Zeichnung starre. Der Porträtierte sieht genau wie Quinn aus. Ich meine, es ist keine Fotografie, also könnte es feine Unterschiede geben, aber sie müssten schon sehr fein sein. Ihre Gesichter sind dieselben, bis hin zur Knochenstruktur. Ich habe die Schatten unter dieser markanten Stirn gezeichnet, die Erhebung dieser Wangenknochen, die eckige Linienführung dieser Kinnpartie. So etwas kann man nicht mit einem Kostüm und Farbe fälschen.
    Ich bin mir nicht einmal sicher, dass man es mit Chirurgie rekonstruieren könnte.
    Wer um alles in der Welt ist Quinn Avery?
    Als habe er seinen Namen in meinen Gedanken gehört, kommt Quinn um die Hausecke schräg gegenüber. Mein Kopf wendet sich ihm zu, und ich merke, dass ich seine große, schlanke Gestalt gar nicht sehen muss, um zu wissen, wenn er erscheint; ich fühle ihn. Er kommt auf mich zu und meine

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