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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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schließt die Tür auf, und ich versuche, nicht zu nervös zu werden, weil ich ein Hotelzimmer betrete. Allein. Mit Benson.
    »Wie wäre es, wenn du schon mal duschen gehst«, sagt Benson, der zögernd in der Tür stehen geblieben ist, weil er wahrscheinlich gerade zur selben Erkenntnis gelangt ist wie ich. »Ich muss noch ein bisschen von diesem Gold verkaufen.«
    »Jetzt?«, frage ich, und die Panik, dass er geht, ist weit schlimmer als die Panik, dass er bleiben könnte.
    »Ich mache es lieber bei Nacht, wenn weniger Gefahr besteht, dass das Auto erkannt wird«, sagt er, den Blick auf den Teppich gesenkt. »Ich habe auf dem Weg in die Stadt gesehen, dass da eine Pfandleihe eines dieser › Goldankauf ‹ -Schilder im Schaufenster hatte. Wenn ich es heute Nacht noch erledigt bekomme, können wir morgen gleich loslegen.«
    Seine Schüchternheit ist merkwürdig ermutigend und ich trete zu ihm und lege die Hände an seine Hüften. »Ich wünschte, wir könnten jetzt gleich loslegen.«
    »Ich auch«, sagt er, kaum laut genug, dass ich es hören kann. Er zögert, dann neigt er den Kopf ein wenig näher zu mir. »Bist du sicher, dass es okay ist, wenn du ungefähr eine Stunde hier allein bleibst?«, flüstert er.
    Was soll okay eigentlich heißen? Es ist nicht dieselbe Definition, die ich gestern hatte oder letzte Woche oder letzten Monat. Im Moment bedeutet »okay«, dass ich am Leben bin. »Klar«, sage ich, aber ich weiß, ich kann unmöglich sehr überzeugend klingen.
    Benson zieht mich dichter an sich. Unsere Stirnen berühren sich, und eine Weile glaube ich, mehr wird er nicht tun. Dann zeichnet er mit einem Finger meinen Kiefer nach und hebt mein Kinn. Der Kuss ist kaum mehr als ein Streifen seiner Lippen, aber er ist wie flüssiger Trost, der sich in meinen Bauch ergießt und durch meine Gliedmaßen verbreitet.
    »Geh duschen. Und es ist okay, wenn du dich schlafen legst – ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde.«
    Ich nicke in dem Wissen, dass ich niemals werde schlafen können, bis er wieder da und in Sicherheit ist. »Sei vorsichtig.«
    »Mach keinem die Tür auf«, warnt er mich, obwohl er weiß, dass das nicht nötig ist.
    »Nur dir«, verspreche ich und halte den Augenkontakt, bis sich die Tür zwischen uns schließt. »Nur dir«, wiederhole ich und lasse die geflüsterten Worte frei.

K apitel 29

    F ünf Minuten später stelle ich mich unter eine brühheiße Dusche und seufze vor Vergnügen. Nachdem ich mich zweimal eingeseift habe, knete ich meinen schmerzenden Nacken, dann blicke ich an mir hinab und mache eine Bestandsaufnahme meines traurigen, geschundenen Körpers. Die rosa Narben auf der rechten Seite von dem Flugzeugabsturz – schmale Linien, wo zwei gebrochene Rippen meine Haut durchstoßen haben, eine Narbe mit Klammerspuren am Oberschenkel, wo sie meine am schlimmsten gebrochenen Knochen mit einer Metallplatte wieder zusammengesetzt haben, sogar meine vergleichsweise kleinen Narben von den Schläuchen – sind mir jetzt so vertraut, dass es mir schwerfällt, mich zu erinnern, wie ich ohne sie ausgesehen habe.
    Ich schüttle den Kopf, als ich an Elizabeth’ Behauptung denke, ich sei eine Erdgebundene. Dieser von Schmerzen geplagte Körper, übersät von Narben, sollte Beweis genug sein, dass sie falschliegt. Sie irrt sich. Ein übernatürliches Wesen könnte nicht so kaputt sein. Hätte ich nicht meine Gabe , ich hätte ihr überhaupt nicht geglaubt.
    Und jetzt habe ich neue Wundmale.
    Einen riesigen lila Bluterguss von dem Sturz auf der Flucht vor Quinn gestern Nacht an meiner linken Hüfte. Die Ränder fangen gerade an, gelb zu werden, und die Mitte ähnelt einer Aubergine. Meine Knie und Hände habe ich mir heute am Straßenpflaster aufgeschürft und sie brennen immer noch ein bisschen von dem energischen Schrubben vor ein paar Minuten.
    Als ich nach der Quelle eines vagen Pochens im Oberarm suche, sehe ich den Schatten von sich gerade bildenden Blutergüssen, wo Bensons Finger sich eingegraben haben, als er mich von dem Unfallort weggezogen hat.
    Als er mich gerettet hat.
    Die Blutergüsse bringen mich zum Kichern und ich schüttle den Kopf. Ich werde es ihm nicht sagen. Er würde sich schrecklich fühlen. Benson könnte mir nie wehtun. Nicht absichtlich.
    Manchmal glaube ich, er ist der Einzige.
    Meine Mutter.
    Mein Vater.
    Aber die sind fort.
    Ein Gefühl der Schuld blitzt in mir auf, als mir bewusst wird, dass ich in den letzten Tagen kaum an meine Eltern gedacht habe. Langsam,

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