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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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ich setze dich zu Hause ab? Dann kann ich in Ruhe den Fehler suchen.«
    Meine Brust wird so eng, als würden Dutzende von Luftballons darin aufgeblasen. »Nein, das geht nicht. Ich brauche meinen Wagen. Du verstehst nicht …«
    Â»Hey, beruhige dich! Okay?«
    Seine sanfte Stimme beginnt mich tatsächlich zu beruhigen. Er legt eine Hand auf das Autodach und fischt mit der anderen einen Schlüsselbund aus seiner Jeans. »Dann nimm meinen Wagen. Ich sehe zu, dass ich deinen wieder zum Laufen bekomme. Morgen vor der Schule können wir ja dann wieder die Autos tauschen.«
    Ich starre auf die Schlüssel, die vor meiner Nase baumeln. »Ich kann deinen Wagen nicht nehmen. Er ist mehr wert als …«
    Â»Nimm ihn!«, sagt er.
    Ich sollte mich nicht darauf einlassen. Ich sollte hierbleiben und ihm beim Reparieren helfen. Aber dann würden wir uns unterhalten und ich würde mehr von mir preisgeben, als mir lieb ist. Wenn ich sein Angebot annehme, kann ich wenigsten heute Nacht schwimmen. Das bedeutet immerhin einen weiteren Tag ohne Schmerzen.
    Ich greife nach dem Schlüsselbund. »Bist du sicher?«
    Er nickt. »Ist doch nichts dabei.«
    Ich starre die Schlüssel eine ganze Weile an. »Warum bist du so nett zu mir?« Das fluoreszierende Licht in der Garage formt einen Heiligenschein um seinen Kopf.
    Â»Weil ich weiß, dass du …«, er schluckt, »… dass du ihn nicht getötet hast.«
    Diese Worte versetzen mir einen Stich und die Leere in mir wächst. Ich will ihm sagen, dass er sich irrt. Ich habe Steven getötet!
    Ich steige aus und folge ihm zum anderen Ende der Garage, wo sein Geländewagen steht. »Sei einfach nett zu der Lady, versprochen?«
    Bevor ich ihn davon abhalten kann, nimmt er mich in den Arm. Im ersten Moment versteife ich mich, aber dann gebe ich mich der Versuchung hin und lege meine Wange an seine Schulter. Ich lasse zu, dass er mich festhält, während ich seinen warmen, männlichen Duft einatme. Er riecht ein wenig nach Wald, wie eine der großen Zedern oder wie ein Weihnachtsbaum.
    Â»Ruh dich etwas aus«, flüstert er.
    Ich steige in seinen Wagen und fahre rückwärts in die Dunkelheit hinaus. Er drückt auf den Türschließer. Für einen Moment bin ich wie erstarrt und sehe ihn an. Er winkt mir noch einmal zu. Als ich endlich zurückwinke, ist die Tür längst zu.
    Ich lege den Gang ein und rolle die Einfahrt hinunter. Am Ende der Straße biege ich rechts in Richtung Berge ab.

Kapitel 9
    Als ich am nächsten Morgen auf dem Schülerparkplatz stehe, kommt es mir vor, als hätte sich mein Innerstes nach außen gekehrt. Meine Finger tun weh von dem eiskalten Wasser, mit dem ich Coles Range Rover abgespritzt habe. Mir ist schlecht, obwohl ich die ganze Nacht geschwommen bin.
    Ich sollte mich frisch und bereit für den Tag fühlen. Stattdessen bin ich in der Hölle, als wäre ich eine Woche lang nicht geschwommen. Ich rede mir ein, dass ich bloß Angst habe, dass mein Wagen für immer den Geist aufgegeben hat. Aber ich weiß, das ist nicht der Grund.
    Ich kann nicht aufhören, an Cole zu denken. An seinen Blick, als er mich weinen sah. An seinen Glauben an meine Unschuld. Obwohl ich diesen Glauben nicht verdiene, tröstet er mich. Es tut mir gut, ausnahmsweise mal jemand anders den Part des Starken zu überlassen.
    Was würde Cole tun, wenn er die Wahrheit wüsste? Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen. Etwas, was ihn auf Abstand hält, damit er niemals herausfindet, was wirklich passiert ist, damit er niemals verletzt wird.
    Ich betrachte den noch immer tropfnassen Geländewagen, als ich plötzlich ein vertrautes Geräusch vernehme: das Dröhnen des kaputten Auspuffs an meinem alten verrosteten Toyota. Ich wirbele herum und sehe Cole die Straße zur Schule hochfahren.
    Er parkt neben mir und schaltet den Motor ab. Er drückt die Tür auf und sie öffnet sich mit dem üblichen Quietschen. Mein Vorsatz, ihm irgendetwas Feindseliges an den Kopf zu werfen, hat sich bei seinem Anblick sofort in Luft aufgelöst. Ich habe ihn immer für eingebildet gehalten, doch jetzt erkenne ich in ihm nur ein gesundes Selbstvertrauen.
    Â»Du hast es wirklich geschafft!«, sage ich.
    Ich habe mein Auto zurück. Es fällt mir schwer, ein erleichtertes Seufzen zu unterdrücken.
    Er lächelt und schon taucht das Grübchen in seinem

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