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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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wische ich die Tränen weg. »Sehe ich etwa so aus?«
    Â»Du hast nicht mehr so ausgesehen, seit Steven gestorben ist.«
    Ich wende mich wieder von ihm ab und lege die Stirn auf das Lenkrad. Ich kann nicht glauben, was er gerade gesagt hat. In den letzten zwei Jahren hat es niemanden gekümmert, wie es mir geht. »Alle glauben, dass ich ihn umgebracht habe.«
    Â»Ich nicht.«
    Bei diesen Worten muss ich wieder weinen. »Wieso?«
    Â»Weil ich weiß, wie du ihn angesehen hast. Du hättest alles getan, um ihn zu retten.«
    Ich lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich atme stoßweise, schließe die Augen. Konzentriere mich darauf, wie sich seine Hand auf meiner Schulter anfühlt.
    Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, während wir schweigend nebeneinandersitzen. Die anderen wissen nicht, wie sehr sie mich verletzen, doch er weiß es jetzt. Schließlich habe ich mich wieder unter Kontrolle. Die Scheiben sind vollkommen beschlagen, und es kommt mir so vor, als wären wir die letzten Menschen auf dieser Erde.
    Â»Hast du einen schlechten Tag? Eigentlich bist du gar nicht der Typ, der einfach so zusammenbricht.«
    Im Moment habe ich nicht die Kraft, meine wahren Gefühle zu verbergen. Stattdessen blicke ich in seine haselnussbraunen Augen – eigentlich sind sie mehr grün als braun – und versuche zu verhindern, dass meine Lippen zittern. »Ich … ich kann …« Ich halte die Worte zurück, die ich sagen möchte, und flüchte mich in eine Notlüge: »Ich kann es mir nicht leisten, den Wagen reparieren zu lassen, und meine Großmutter hat kein Auto, also fahre ich uns überallhin und …« Ich verstumme, denn es kommt mir erbärmlich vor, wegen eines kaputten Autos rumzujammern.
    Er schaut mich lange an. Er glaubt mir nicht und ich weiß, dass er mir das am liebsten sagen möchte. »Vielleicht kann ich ihn reparieren«, schlägt er stattdessen mit sanfter Stimme vor. »Ich bin nicht so ein genialer Mechaniker, wie Steven es war. Aber ich habe ihm oft geholfen und mir dabei ein paar Handgriffe abgeschaut.«
    Ich blinzele ihn an und schlucke diesmal meine Tränen runter. »Danke.«
    Cole seufzt. »Schon gut. Ich öffne die Garagentür und wir schieben den Wagen hinein.«
    Ich nicke und bin dankbar, dass er mich nicht zu etwas drängt, das ich ihm nicht geben kann. »Danke.«
    Er nickt, während seine Augen immer noch auf mich gerichtet sind. Dann steigt er aus dem Wagen und schlägt die Tür hinter sich zu.
    Am liebsten hätte ich ihm hinterhergerufen, doch ich halte mich zurück. Ich habe zwei Jahre mit niemandem darüber geredet und jetzt scheint alles bei der erstbesten Gelegenheit einfach aus mir herausplatzen zu wollen. Aber ich kann ihm unmöglich die Wahrheit sagen. Ich kann ihn da nicht mit hineinziehen.
    Ich wische die beschlagene Scheibe frei und sehe zu, wie Cole einen Code in die Tastatur auf dem Garagentor eingibt. Es gleitet auf, er kommt zurück und bedeutet mir, die Scheibe herunterzukurbeln. »Stell den Gang auf Leerlauf und ich schiebe dich da rüber.«
    Ich nicke und tue, was er sagt. Kurz darauf rollt mein Toyota in die Garage. Im grellen Neonlicht müsste ich eigentlich scheußlich aussehen, verquollene Augen und eine schniefende Nase haben. Doch ich weiß, dass ich in Wahrheit so hübsch bin wie immer. Denn Sirene zu sein bedeutet auch, immer wunderschön auszusehen, selbst wenn man sich gerade gar nicht so fühlt.
    Auf Coles Zuruf drücke ich den Hebel für die Motorhaube. Er braucht nur eine Sekunde, um die Verriegelung zu lösen und die Motorhaube zu öffnen. »Na los, starte mal den Motor!«, sagt er.
    Ich drehe den Zündschlüssel um und höre genau wie vorhin nur ein Klicken.
    Ich kann Cole nicht sehen, aber er scheint irgendetwas in der Garage zu suchen. »Okay, das reicht.«
    Ich lasse den Schlüssel los und es herrscht wieder Stille.
    Er kommt zu meiner Seite des Wagens herum und wischt sich die Hände an einem Papiertuch ab. Ich sehe ihn durch die offene Scheibe an, steige aber nicht aus. Irgendwie fühlt es sich sicherer an, wenn die Tür zwischen uns ist. Sein Blick ist besorgt, so als wäre ich zerbrechlich. »Es könnte an der Batterie liegen. Hast du vielleicht aus Versehen das Licht angelassen?«
    Ich schüttle den Kopf.
    Â»Warum lässt du den Wagen nicht einfach hier stehen und

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