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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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lassen.« Bei diesen Worten vermeide ich, ihn anzusehen. Denn ein Blick in meine Augen würde genügen, um mich zu entlarven.
    Â»Bist du sicher? Wir könnten einen Spaziergang am Strand machen …«
    Â»Nein«, erwidere ich etwas zu laut und zu schroff. Ich hasse es, das zu tun. Ich hätte gerne ein ganz normales Date wie andere Jugendliche auch: einen herrlichen Abend, der für immer einen Platz in meinem Herzen einnehmen wird.
    Er kneift die Augen zusammen. »Ist alles okay? Wir müssen nicht …«
    Â»Ich muss einfach nur nach Hause«, sage ich.
    Â»Kein Problem. Ich bring dich noch zu deinem Wagen.«
    Ich nicke und er folgt mir, während ich viel zu schnell zu meinem verrosteten braunen Toyota laufe. Meine Zufriedenheit hat sich in Traurigkeit verwandelt. Wie habe ich nur für eine Sekunde lang glauben können, meinem Schicksal zu entrinnen? »Danke für den Film«, sage ich und öffne die Fahrertür mit einem lauten Quietschen. Ich will gerade einsteigen, als ich seine Hand auf meinem Arm spüre. Ich wende mich zu ihm um.
    Für einen scheinbar endlosen Moment rührt sich keiner von uns. Cole blickt mir einfach nur in die Augen, als sucht er Tränen darin. Er will mir sagen: Du kannst deine Gefühle nicht vor mir verbergen.
    Doch anstatt etwas zu sagen, anstatt Antworten zu verlangen, die ich ihm nicht geben kann, beugt er sich langsam vor, bis seine Lippen meinen Mund berühren – ein Hauch von einem Kuss. Aber immerhin ein Kuss. Ein echter, wunderbarer, vollkommener Kuss. Ich bin völlig durcheinander.
    Dann richtet er sich wieder auf und ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht.
    Ich werde rot und schiebe mich von ihm weg. Ich steige in den Wagen und lasse mich einfach in den Sitz fallen. Ich stecke den Zündschlüssel ins Schloss, drehe ihn um und der Wagen springt an. Mein Herz rast.
    Â»Sehen wir uns am Montag?«, frage ich und starre verlegen auf meine Hände.
    Â»Ja, bis dann.« Er tritt zurück und wirft die Autotür zu. Jetzt ist die Scheibe zwischen uns.
    Er winkt, bewegt sich jedoch nicht von der Stelle, als ich losfahre und vom Parkplatz rolle.
    Ich betrachte Cole im Rückspiegel, bis ich um eine Ecke biege.

Kapitel 13
    Heute ist Einkaufstag. Ich stehe neben der Beifahrertür und halte meiner Großmutter den Arm hin, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Sie trägt eine Bluse mit einem albernen bunten Muster, das vielleicht in den Sechziger- oder Siebzigerjahren mal in Mode gewesen ist.
    Â»Es geht schon«, sagt sie und winkt mich weg. Ich greife nach ihrem Krückstock im Kofferraum und wir schlurfen zum Eingang. Ich hole uns einen Einkaufswagen. Den schiebt sie gern, weil sie dann ihren Stock nicht benutzen muss.
    Sie hält sich am Griff fest und wir gehen durch die sich automatisch öffnenden Doppeltüren. Im Inneren ist es warm und der Geruch nach Brathähnchen lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Â»Wie läuft es zurzeit in Chemie?«, fragt Grandma.
    Â»Gut. Wir haben den letzten Test noch nicht zurück, aber ich glaube, ich habe höchstens ein oder zwei Fragen verhauen. Wird bestimmt ein A.«
    Â»Das ist schön. Du wolltest ja in diesem Jahr deinen Notendurchschnitt halten.« Grandma winkt einem Bekannten zu, den sie gerade entdeckt hat. Dann wendet sie sich wieder mir zu. »Der Rotary Club prüft diese Woche die Bewerbungen für das Stipendium, für das du dich beworben hast«, sagt sie und hebt eine Augenbraue. Ihre blauen Augen schenken mir einen warmen Blick.
    Ich nicke. Ich brauche unbedingt ein Stipendium, wenn ich aufs College will. Grandma weiß, dass ich wegziehen werde, wenn ich studiere. Trotzdem will sie, dass ich mich landesweit bewerbe.
    Sie geht in die Abteilung mit den Frischwaren, wo bergeweise Obst und Gemüse im hellen Neonlicht glänzen. Sie greift nach den Bananen, und ich verkneife mir, sie darauf hinzuweisen, dass sie überreif sind. Ich drehe mich um und laufe langsam weiter, während mir Grandma mit dem Einkaufswagen folgt. Ich nehme ein Netz Mandarinen von einer großen Palette. Als ich aufblicke, entdecke ich Sienna neben den abgepackten Salatköpfen. Ihr Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie trägt Jeans und einen himmelblauen Kapuzenpullover. So lässig habe ich sie seit Langem nicht mehr gesehen.
    Grandma schlurft auf mich zu und die Räder am Einkaufswagen quietschen. Sienna dreht

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