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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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wir uns treppeabwärts einen Weg durch die Partymeute bahnen, schwebe ich innerlich. Steven hat mich geküsst.
    Steven – hat mich geküsst. Steven – hat – mich – geküsst.
    Wir verlassen das Haus durch die Schiebetür. Die Partygeräusche verblassen hinter uns. Er nimmt meine Hand, wir laufen durch die Dünen, stolpern durch die Dunkelheit. Meine Füße bleiben im Gras hängen und ich falle beinahe hin, doch Steven hält mich fest. Wir lachen, er tastet in der Dunkelheit nach mir und küsst mich erneut.
    Und heute sitze ich wie festgeklebt in meinem Wagen in Siennas Auffahrt, lasse dieselbe Szene wieder und wieder vor meinem inneren Auge ablaufen und starre auf meine weiß hervortretenden Fingerknöchel. Aber ich kann hier nicht den ganzen Tag sitzen. Ich lasse das Lenkrad los und bewege die Finger, damit das Blut wieder zirkulieren kann. Dann öffne ich die Tür. Bevor ich es mir anders überlegen kann, renne ich zum Haus.
    Ich habe noch nicht mal angeklopft, da reißt Sienna schon die Tür auf.
    Â»Hallo«, sage ich.
    Â»Hallo!« Ich bin überrascht, wie fröhlich und gelassen ihre Stimme klingt. Als wäre dieses Treffen ganz normal für uns. »Du kommst genau richtig. Ich kann mich nicht zwischen Erdnussbutter und Schokoladensplittern entscheiden.« In jeder Hand hält sie ein Rezeptblatt und wedelt damit herum. Die Blätter sind verknittert und mit Mehl und Butter beschmiert. Mir wird ganz traurig zumute, als ich die Gänseblümchen in den Ecken sehe. Der Fleck auf dem Erdnussbutter-Rezept stammt von dem benutzten Löffel, den ich vor drei Sommern gedankenverloren darauf abgelegt habe. Es war das vierte Rezept, das wir ausprobiert hatten. Der Tag endete damit, dass wir uns einen Marathon aus schlechten Reality- TV -Shows ansahen und einen Zuckerschock hatten.
    Am liebsten würde ich mir all das zurückholen und so tun, als wären die letzten zwei Jahre nie gewesen. Ich möchte wieder das Mädchen sein, das mit seiner besten Freundin quatscht, Kekse backt und dabei mehr Teig nascht, als schließlich im Ofen landet.
    Â»Dann mach beide«, sage ich.
    Sienna runzelt die Stirn. »Die Eier reichen nur für ein Blech, es sei denn, du willst noch mal mit mir zum Supermarkt fahren.«
    Â»Nein, ich meine: beide in einem. Erdnussbutterschokoladensplitterkekse«
    Â»Oh.« Ihre Miene hellt sich auf. »Warum hab ich nicht gleich daran gedacht?«
    Ich zucke die Schultern. Wir reden hier übers Backen, dabei steht so viel zwischen uns.
    Ich ziehe meine Schuhe aus – denn ich erinnere mich an die alte Hausregel von Siennas Mutter – und folge ihr in die altmodische Bauernküche mit ihren buttermilchgelben Wandschränken und der riesigen Spüle, die einem antiken Waschtisch nachempfunden ist. Aber anders als eine echte Bauernküche ist diese hier selbst schon fast so groß wie ein Haus. Es ist, als befände sich die Maple Falls Road auf einem anderen Planeten als der Rest von Cedar Cove.
    Â»Wo ist deine Mum?«
    Â»Beim Bridge, glaube ich. Oder beim Squash. Irgend so was Lahmes jedenfalls.«
    Ich lache und da sieht mich Sienna plötzlich an. Ihr Lidschatten ist heller als gewöhnlich. Rosa, betont durch schwarze Wimpern und Lidstriche. Ihr überraschter Gesichtsausdruck macht mir bewusst, dass ich schon lange nicht mehr gelacht habe.
    Â»Lässt du schon mal die Butter schmelzen? Ich hole noch ein paar Zutaten.«
    Ich nicke und mache mich an die Arbeit. Ich brauche nur ein paar Sekunden, um mich daran zu erinnern, wo alles steht. Löffel, Schüsseln, Messbecher.
    Ich war immer glücklich hier. Zusammen mit Sienna.
    Während ich die zerlassene Butter in eine Schüssel rühre, kommt Sienna zurück. Ein winziges Geschenktütchen mit rosafarbenen Trageschlaufen baumelt an ihrem Finger.
    Â»Was ist das?«, frage ich und versuche mir die innere Panik nicht anmerken zu lassen.
    Sie stellt es vor mir auf den Küchentresen. »Dein Geburtstagsgeschenk.«
    Ich starre das Tütchen an. Dann wende ich mich wieder der Schüssel zu und rühre weiter, obwohl die Butter längst aufgelöst ist. »Mein Geburtstag war vor zwei Wochen.«
    Sienna schiebt das Geschenk zu mir herüber. Einer ihrer sonst so makellosen Fingernägel ist abgebrochen. »Das war das Geschenk zu deinem sechzehnten Geburtstag. Ich konnte es dir nur nie

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