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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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die schwarzen Flecke verschwinden und meine Kraft kehrt zurück. Ich versetze Erik einen abrupten Stoß mit dem Ellbogen. Er erschrickt derart über meinen unerwarteten Angriff, dass seine Hände nachgeben.
    Ich reiße mich los, greife nach Coles Arm und schiebe ihn vor mir her. Mit meiner Hilfe schafft er es aus dem See, bevor Erik ihn sich schnappen kann. Wir stürzen ans Ufer, atmen stoßweise. Doch ich höre, wie Erik mich verfolgt – uns verfolgt.
    Ich wirbele herum, suche verzweifelt nach einem Ausweg, als mir etwas ins Auge fällt. Wahrscheinlich das Einzige, was dem Ganzen ein Ende setzen kann. In dem Moment, als Erik mich wieder nach hinten zerren will, greife ich nach Coles Gürtel, der neben uns im Schlamm liegt. Er rutscht mir fast durch die Finger, doch Cole kommt mir zu Hilfe, schiebt ihn weiter in meine Richtung, und ich bekomme ihn zu fassen.
    Da zieht mich Erik auch schon unter Wasser. Doch bevor er diesmal seine Arme um mich legen kann, drehe ich mich um und schaffe es irgendwie, hinter ihn zu schlüpfen. Er versucht sich zu mir umzudrehen, doch ich schlinge schnell meine Beine um seine Taille. Er ist so breit gebaut, dass ich die Füße vorn gerade so einhaken kann. Jetzt kann ich nur noch beten, dass er nicht zu hart um sich schlägt, bevor ich den Gürtel um seinen Hals legen kann.
    Sobald das Leder seine Haut berührt, weiß er, was ich vorhabe. Er windet sich, ringt mit mir, aber irgendwie schaffe ich es, meine Beine noch fester zu verhaken und schiebe das Gürtelende durch die Schnalle.
    Erik konzentriert sich auf meine Beine und greift nach meinen Knöcheln. Ich glaube, er könnte mir mit bloßen Händen die Knochen brechen. Ich ignoriere die stechenden Schmerzen, als er meine Beine von seiner Taille zerrt. Es ist zu spät für ihn.
    Ich ziehe den Gürtel um Eriks Hals zu. Ich nehme beide Hände, bis ich sicher bin, dass der Gürtel ganz fest sitzt. Dann gehe ich in die Offensive und hoffe, dass ich genug Kraft habe, um das Nötige zu tun.
    Erik schlägt aus wie ein Wildpferd, doch ich kriege die Beine wieder um seine Hüfte, während er nach dem Gürtel greift. Ich ziehe das Lederband so fest wie möglich zu, dann schließe ich die Augen und warte. Warte, wer von uns beiden sterben wird.
    Eine Ewigkeit vergeht, zumindest kommt es mir so vor, und meine Glieder beginnen vor Anstrengung zu zittern. Erik ist immer noch im Vollbesitz seiner Kräfte, er schlägt und tritt, dreht und wendet sich, schleift mich über den Boden des Sees. Ab und zu gelingt es mir, den Kopf über Wasser zu bekommen und Atem zu schöpfen, dann ziehe ich noch einmal fest an dem Gürtel um Eriks Hals.
    Zweimal taucht er so tief, dass er mich mit seinem bloßen Körpergewicht in den schlammigen Grund rammt. Er will mir die Luft aus der Lunge drücken. Doch beide Male schaffe ich es, meinen Mund geschlossen zu halten.
    Als mir langsam die Luft auszugehen droht, lässt plötzlich auch seine Gegenwehr nach. Aber ich gebe ihn trotzdem nicht frei. Erst als er sich nicht mehr bewegt, öffne ich die Augen. Vor mir treibt sein platinblondes Haar im Wasser, ein schauriger Anblick. Meine nackten Füße berühren den Grund des Sees. Ich laufe rückwärts und ziehe ihn mit, bis mein Kopf die Wasseroberfläche erreicht. Ich fülle meine schmerzende Lunge mit Luft.
    Wasser spritzt um mich herum auf, als Cole meine Taille umfasst und mich weiter Richtung Ufer zieht, während ich immer noch Eriks schweren Körper mitschleppe.
    Ich lasse ihn nicht los, bis ich aus dem Wasser bin und wir alle drei nach hinten kippen. Für einen langen Moment bleiben Cole und ich keuchend sitzen. Mein Rücken lehnt an Coles Brust, langsam beginnen wir unseren Atemrhythmus einander anzugleichen.
    Schließlich löse ich mich von ihm, ziehe meine Beine unter Eriks reglosem Körper hervor und lasse den Gürtel los, den ich bis jetzt mit schmerzenden Fingern umklammert gehalten habe. Ich fürchte mich vor seinem Anblick, aber ich muss Gewissheit haben.
    Ich krieche näher zu ihm heran. Seine Lippen sind blau, seine Haut ist kalt, feucht und unnatürlich weiß. Ich horche an seiner Brust, fühle nach seinem Puls. Er ist tot. Ich habe ihn umgebracht.
    Im Schock starre ich ihn an. Irrsinnigerweise warte ich auf ein Lebenszeichen, auf einen Hinweis, was ich jetzt tun soll. Aber er bewegt sich nicht.
    Â»Du hattest keine andere

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