Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Ergebnisse aus dem Büro seines Professors zu beschaffen. Dabei ging so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Er wurde erwischt, und Bengtsson hatte nichts Besseres zu tun, als auf direktem Wege zum Dekan zu laufen.
Viggo war von der Universität geflogen und hatte sein Studium an einer anderen Hochschule fortsetzen müssen. Obwohl die ganze Sache nun schon Jahre zurücklag, hatte er die Demütigung nie wirklich verwunden. Und nun kreuzten sich ihre Wege sehr zu Viggos Missfallen schon wieder. Dieser Mann mischte sich in alles ein und drohte auch jetzt wieder, seine Pläne zu durchkreuzen.
Schon seit mehreren Jahren engagierte Viggo für sämtliche Projekte, die er betreute, immer dieselbe Agentur, wenn Facharbeiter benötigt wurden. Niemand ahnte, dass der Geschäftsführer der Firma People4Work mit Hauptsitz im Ausland nur ein Strohmann für den wirklichen Inhaber Viggo Tjaderborg war.
Als Verwalter der königlichen Güter wurde er zwar nicht schlecht bezahlt, doch Viggo strebte schon seit jeher nach Höherem. Und wenn er in naher Zukunft sein großes Ziel erreichen wollte, dann brauchte er Geld – viel Geld.
Eine Beteiligung an einem riesigen Luxushotel in Dubai war es, wovon er schon lange träumte. Damit ließ sich das richtig große Geld verdienen, und er müsste nie wieder einen Finger rühren. Dafür brauchte er natürlich das notwendige Kapital, und dank People4Work hatte er auch schon eine stolze Summe zusammen. Doch damit war nun Schluss – und das verdankte er Lorenz Bengtsson.
Gerade hatte sein Stellvertreter bei People4Work angerufen und ihm erklärt, dass Lorenz ihm mitgeteilt habe, dass er keinen Wert auf eine weitere Zusammenarbeit mit der Agentur lege. Stattdessen wolle er die benötigten Arbeiter einfach selbst unter Vertrag nehmen.
Damit hatte Bengtsson natürlich seine Kompetenzen überschritten, und es stand Viggo frei, die Vereinbarungen rückgängig zu machen. Allerdings würde er damit eine Menge Fragen aufwerfen. Fragen, die er lieber nicht beantworten wollte. Die Agentur berechnete dem Königshaus nämlich stets weit höhere Beträge, als sie den Arbeitern in Wahrheit zahlte. Das mochte nicht illegal sein, aber ganz sauber war es auch nicht.
Viggo seufzte frustriert. Eines stand fest: Er musste Lorenz davon abbringen, sich andauernd in Angelegenheiten einzumischen, die ihn nichts angingen. Und er würde schon noch einen Weg finden, um diesen Störenfried loszuwerden – schon allein, um es ihm endlich heimzuzahlen.
6. KAPITEL
A ls Lotte am nächsten Morgen vom fröhlichen Zwitschern eines Zaunkönigs geweckt wurde, der auf ihrem Fensterbrett saß, fühlte sie sich richtig erholt. Doch als sie sah, dass die Sonne bereits hoch am strahlendblauen Himmel stand, wurde ihr klar, dass sie nicht nur gut, sondern auch lange geschlafen hatte. Ein Blick auf ihren Wecker bestätigte ihr dies nur.
Schon fast zehn Uhr!
Mit einem unterdrückten Fluch sprang sie auf und eilte ins Badezimmer, wo sie sich hastig wusch und kämmte. Dann schlüpfte sie in ihre Arbeitskleidung und verließ ihr Zimmer. Mit ihren Gummistiefeln polterte sie die Treppe von Kärlekholmen Slott hinunter. Dabei machte sie offenbar so viel Lärm, dass Petter sie hörte, denn er streckte den Kopf aus der Küche, als sie gerade vorüber kam.
“God Morgon!”
, rief er fröhlich. “Na, haben Sie gut geschlafen?”
“Das kann man wohl sagen”, erwiderte Lotte verdrießlich. “Aber vor allem viel zu lang!” Sie warf Petter einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. “Warum hat mich denn niemand geweckt?”
“Lorenz und ich dachten, Sie würden vielleicht gern ausschlafen. Er sagte, gestern war ein anstrengender und langer Tag für Sie beide.”
Lottes Miene verfinsterte sich. Lorenz also! Wenn es nach ihm ginge, könnte sie sicher auch noch den Rest des Tages im Bett verbringen. Auf diese Weise käme sie ihm bei seiner Arbeit wenigstens nicht in die Quere.
Das konnte ihm so passen!
“Ich nehme an, Lorenz ist bereits draußen und feilt fleißig an der Umsetzung seiner Pläne?”
Der alte Schwede nickte lächelnd. “Er ist immer schon mit dem ersten Hahnenschrei aus den Federn. Aber jetzt kommen Sie erst einmal mit, und wir frühstücken ganz in Ruhe zusammen.”
Energisch schüttelte Lotte den Kopf. “Nein”, erwiderte sie fest. “Kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe bereits genug Zeit verloren!” Als sie Petters verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte, zwang sie ein Lächeln auf ihre Lippen. “Tut
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