Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Söberg. Er sagt, er hätte einen Käufer bei der Hand, der dir einen anständigen Preis für den Hof zahlen würde. Du sollst es dir gut überlegen, ehe du ablehnst. Er weiß, dass eine Zwangsversteigerung des Besitzes droht, wenn du nicht endlich den Verbindlichkeiten deines Vaters nachkommst.”
“Dieser Blutsauger!” Lorenz schluckte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, herunter. “Fjälldal Gard wird nicht verkauft. Niemals!”
“Ich habe mir fast gedacht, dass du das sagen würdest”, erwiderte Harald. “Weißt du, dass du mich manchmal sehr an deinen Vater erinnerst, Gott hab ihn selig?”
Schlagartig verfinsterte sich Lorenz’ Miene. “Sag so etwas nicht. Du weißt genau, wie schlecht die Beziehung zwischen Vater und mir war. Er war ein herrschsüchtiger alter Mann, der es nicht ertragen konnte, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging.”
“Deinen Dickkopf hast du jedenfalls von ihm”, beharrte sein Verwalter. “Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, genau wie er. Trotzdem bin ich froh, dass du den Hof nicht verkaufen willst. Obwohl ich mich frage, ob du dir da nicht eine zu große Bürde auflastest. Du weißt genau, dass es Jahre dauern kann, bevor der Hof wieder Gewinne erwirtschaftet.”
“Fjälldal Gard ist mein Leben.” Lorenz atmete tief durch. “Der Hof ist ein Teil von mir, ganz gleich, wie viele Jahre ich auch fort gewesen sein mag. Meine Wurzeln liegen dort, ich kann es einfach nicht verleugnen.” Er seufzte. “Richte Söberg bitte meine Antwort aus und melde dich wieder, sobald es Neuigkeiten gibt, ja?
Adjö!”
Nachdem Lorenz das Gespräch beendet hatte, stand er noch einen Moment einfach da und hing seinen Gedanken nach.
Er schloss die Augen und sah Fjälldal Gard vor sich. Das in leuchtendem Rot getünchte Haupthaus mit den weißen Fenstern und den schiefergrauen Dachschindeln, in dem er aufgewachsen war. Das angrenzende Gesindehaus, das heute verwaist war – genau wie die großen Stallungen. Die ausgedehnten Weiden, die goldenen Weizenfelder. Das alles gehörte schon seit vielen Generationen seiner Familie. Und Lorenz war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass es auch so blieb – auch wenn sein Vater den Hof im Laufe der vergangenen Jahre so weit heruntergewirtschaftet hatte, dass er kurz vor dem Ruin stand.
Kristof Bengtsson war zu stolz gewesen, den verlorenen Sohn um Hilfe zu bitten. Nach einem schlimmen Streit hatten sie den Kontakt miteinander abgebrochen. Sein Vater hatte versucht, ihn zu zwingen, eine Frau zu heiraten, die er nicht liebte. Als Lorenz sich weigerte, stand er plötzlich ganz allein da. Erst nach dem Tod seines Vaters war Lorenz wieder nach Fjälldal Gard zurückgekehrt.
Jetzt musste er es irgendwie schaffen, den Hof zu retten.
Dazu musste er das Projekt Kärlekholmen Slott Gården zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, koste es, was es wolle.
Und zwar so schnell wie irgend möglich! Darum sollte er vernünftigerweise aufhören, seine Kraft und Energie darauf zu verschwenden, Lotte vergraulen zu wollen. Denn damit schadete er vor allem sich selbst.
“Schlechte Nachrichten?”
Er hatte nicht gemerkt, dass sie hinter ihn gehumpelt war. Als sie ihm jetzt eine Hand auf die Schulter legte, durchfuhr es ihn wie ein Blitz, und er atmete scharf ein.
Der Drang, sie in seine Arme zu ziehen und zu küssen, wurde fast unwiderstehlich. Es war wie ein innerer Impuls, der von Stunde zu Stunde immer stärker wurde. Er wusste, dass er ihm auf keinen Fall nachgeben durfte.
Sie am Abend nach ihrer Ankunft zu küssen, war falsch gewesen. Es gestern auf der Geburtstagsfeier noch einmal zu wiederholen, grenzte an Dummheit.
Es jetzt noch einmal zu tun, wäre einfach nur verrückt. Lotte und er, das konnte niemals gut gehen.
Aber warum war es dann so furchtbar schwer, ihr zu widerstehen? Und warum fühlte er sich so sehr zu ihr hingezogen, als wäre niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen?
“Was ist los?”, fragte Lotte, als er nicht antwortete, und umfasste seinen Arm.
Lorenz schluckte, als ihre Blicke sich trafen. Ihre Augen waren von einem hellen Türkisblau mit goldenen Sprenkeln rund um die Pupillen. Diese ungewöhnliche Farbkombination kannte er von keinem anderen Menschen. Sie trug ihre Arbeitskleidung – einfache Jeans und ein schlichtes smaragdgrünes T-Shirt – mit einer Eleganz wie andere Frauen eine kostbare Abendrobe. Das kupferrote Haar hatte sie zu einem lockeren Zopf im Nacken zusammengefasst, aus dem sich einige Strähnen
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