Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
wurde war – und verwandelte sich in einen Albtraum.
Deshalb hatte sie ihn vorhin am liebsten anschreien wollen. Er sollte am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlte, verletzt zu werden.
Jetzt, nachdem sie in Ruhe über alles nachgedacht hatte, war ihr klar geworden, dass sie es sich nicht leisten konnte, wählerisch zu sein. Es ging einfach um zu viel für sie. Darum sollte sie ihr Möglichstes tun, um die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen und stattdessen in die Zukunft zu blicken.
Und die Zukunft würde sich in den nächsten Wochen genau hier, auf Kärlekholmen, abspielen. Zusammen mit Lorenz, ob ihr das nun gefiel oder nicht. Sie konnte von Glück reden, dass man ihr überhaupt so eine Gelegenheit bot!
Der Anruf von Viggo Tjaderborg vor drei Tagen war völlig überraschend für sie gekommen. Als er ihr vorschlug, als Landschaftsgärtnerin an einem Projekt für das schwedische Königshaus mitzuarbeiten, hatte sie es erst gar nicht glauben können. Worum ging es genau? Und warum wollte man ausgerechnet sie für diesen Job?
Inzwischen wusste sie, dass Tjaderborg auf Empfehlung eines ehemaligen Auftraggebers auf sie aufmerksam geworden war, der ihr große Kreativität und unbedingte Zuverlässigkeit attestiert hatte. Bei dem Vorhaben, an dem sie nun auf der Insel mitwirken sollte, handelte es sich um die komplette Neugestaltung des Schlossparks. Kärlekholmen Slott, ehemals als Sommerresidenz für Königin Hedvig Eleonora erbaut, war über Jahrzehnte hinweg immer weiter in Vergessenheit geraten.
Erst jetzt war ein Mitglied der königlichen Familie wieder auf dieses kostbare Juwel mitten in der rauen Ostsee aufmerksam geworden – aus einem ganz besonderen Grund: Der Ehemann der Kronprinzessin hatte den Auftrag für den Wiederaufbau des Schlossgartens gegeben, um seine Frau nach der Geburt ihres ersten Kindes damit zu überraschen.
Deshalb war Lotte hier. Dasselbe traf – sehr zu ihrem Leidwesen – auch für Lorenz zu. Folglich musste sie versuchen, sich irgendwie mit ihm zu arrangieren.
Sie brauchte das Geld, das ihr im Fall eines fristgemäßen Abschlusses der Umbauarbeiten winkte, dringend, wenn sie ihre Gärtnerei nicht verlieren wollte. Von dem Traum, nach Brasilien zu gehen, einmal ganz abgesehen. Sollte sie es schaffen, noch schneller fertig zu werden, würde sie sogar noch einen Bonus bekommen.
Das bedeutete leider auch, dass sie in den kommenden Wochen eng mit Lorenz zusammenarbeiten müsste. Und genau darüber wollte sie jetzt noch einmal mit ihm sprechen. Denn aufgeben kam für sie nicht infrage. Dieser Job war ihre große Chance. Nein, genau genommen war er sogar ihre einzige Chance. Selbst wenn man ihr den Teufel persönlich zur Seite stellen würde, sie würde keinen Rückzieher machen.
“Und wenn Lorenz das nicht gefällt, kann er von mir aus gern verschwinden!”, sprach sie ihren Gedanken laut aus, ohne es zu merken.
“Das könnte dir wohl so passen, was?”, erklang direkt hinter ihr eine wütende Stimme.
Erschrocken wirbelte Lotte herum – und atmete scharf ein, als sie Lorenz erblickte. Ihr Herz hämmerte plötzlich noch heftiger als zuvor.
Schweiß glänzte auf seinem entblößten Oberkörper. Neben ihm im Gras lag eine Axt, mit der er offenbar den Stamm einer umgestürzten Birke zerteilt hatte. Sein Blick war finster. Während er sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr, ließ er sie nicht aus den Augen.
“Ich …” Lotte atmete einmal tief durch. “Ich habe nach dir gesucht.”
“Ach, und weshalb? Um mir zu sagen, dass ich verschwinden soll? Gib dir keine Mühe, damit erreichst du bei mir nichts. Ich werde mich von dir ganz bestimmt nicht vertreiben lassen.”
“Tut mir leid, das ist mir einfach so rausgerutscht. Eigentlich wollte ich mit dir darüber sprechen, wie es nun weitergehen soll.”
Er trat auf sie zu. Sein männlich herber Geruch machte sie schwindelig, und es überlief sie heiß und kalt zugleich. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, die Hände auszustrecken und die muskulöse männliche Brust zu berühren. Seine heiße Haut unter ihren Fingern zu spüren.
Kurz hielt sie die Luft an, um sich zu beruhigen. Dass sie sich zwingen musste, die Kontrolle über sich selbst zu behalten, irritierte sie. Wie konnte es möglich sein, dass Lorenz nach all den Jahren noch eine so überwältigende Wirkung auf sie ausübte? Hatte sie aus der alten Geschichte von vor fünf Jahren denn gar nichts gelernt?
“… Mann so anstarrst?”
Seine Stimme
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