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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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machte, doch sie krochen weiter, Schritt um Schritt.
    »Hier liegt jemand!« Kenamun hatte innegehalten. »Es ist Ipi - er rührt sich nicht mehr.«
    »Dann muss Miu hier auch irgendwo sein!« Kalte Angst kroch in Ani hoch. Was, wenn Ipi ihr etwas angetan hatte und sie gar nicht mehr am Leben war?
    »Miu!«, schrie er. »Miu, hörst du mich? Ich bin es, Ani! Ich komme, um dich hier rauszuholen!«
    »Da ist nichts«, sagte Kenamun.

    Und Nefer stöhnte: »Vielleicht kann sie ja gar nicht mehr antworten.«
    »Halt deinen Mund …« Ani erstarrte. »Da - seid ihr taub? Da hat doch jemand gerufen …« Er versetzte Kenamun einen wütenden Stoß in den Rücken. »Beweg dich. Das ist Miu!«
    Sie krochen und stolperten weiter, bis sich der Gang endlich zu einem kleinen Vorraum öffnete. Unter der hockenden Gestalt von Anubis lehnte Miu an der Wand, röchelnd, halb besinnungslos.
    »Sie muss hier raus!«, schrie Ani. »Wie schaffen wir das am schnellsten?« Er hustete, würgte. Die Luft schien zu brennen.
    »Den gleichen Weg zurück. Es gibt keinen anderen mehr, wenn wir nicht verbrennen wollen!«, rief Kenamun.
    Es gelang ihnen nicht, Miu auf die Füße zu stellen, dafür war sie zu schwach. Ani und Kenamun nahmen sie in die Mitte, trugen sie mehr, als dass sie sie stützten. Das war unendlich mühsam und sie kamen nur langsam voran. Anis Bein pochte und brannte, und irgendwann ließ er es zu, dass Nefer seinen Platz übernahm.
    Endlich wehte ihnen vom Ende des Schachts frische Luft entgegen und sie konnten den Nachthimmel wieder sehen.
    Draußen betteten sie Miu halb an den Felsen. Mit glasigen Augen schien sie gar nicht richtig zu begreifen, wo sie war.
    »Jetzt muss einer von uns noch mal hinein, um Ipi zu holen«, sagte Ani.
    »Diesen Verbrecher! Das kannst du vergessen!«, rief Nefer.

    »Wolltest du nicht an meiner Seite sein und mir helfen, Vater? Hätte ich nicht dieses Bein …«
    »Los, Nefer«, rief Kenamun und war schon wieder am Schacht. »Lass es uns so schnell wie möglich hinter uns bringen! Der Schurke soll ein richtiges Urteil bekommen.«
    Ani kniete sich neben das Mädchen.
    »Wie geht es dir?«, fragte er leise und nahm ihre Hand.
    Über Mius Gesicht huschte der Schatten eines Lächelns.
    »Ich lebe«, murmelte sie. »Und ich habe so sehr gehofft, dass du kommen würdest! Das hat mich aufrecht gehalten.«
    Er zog das blaue Band aus seinem Gürtel.
    »Das war sehr schlau von dir«, sagte Ani. »Hat er dir etwas angetan?« Er beugte sich nach von und berührte behutsam ihre Nase mit der seinen, so, wie sie es früher als Kinder immer getan hatten.
    »Ipi?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber er hat immer wieder damit gedroht. Ich habe große Angst gehabt.«
    »Das ist jetzt vorbei.« Ani streichelte ihr Gesicht. »Ab jetzt passe ich auf dich auf.«
    »Immer?«, wisperte Miu.
    »Immer!«, versicherte Ani - und erstarrte.
    »Sieh an, die beiden Turteltäubchen! Der entflohene Grabräuber und seine hübsche kleine Verwandte - hab ich es nicht immer schon gewusst?«
    Hämisch lächelnd stand Userkaf vor ihnen. In seinem Rücken eine Handvoll Männer, die ihn begleiteten.
    In diesem Augenblick stolperten Kenamun und Nefer rußverschmiert aus dem Schacht.

    »Wir konnten Ipi nicht mehr retten! Das Feuer war bereits viel zu wei…« Kenamun erstarrte mitten im Wort, während Nefer nach Luft rang.
    »Die ganze, glückliche Familie auf einmal, welch günstiger Zufall!« Userkaf hatte seinen Dolch gezogen. »Sentimentalität kann tödlich sein, das werdet ihr gleich zu spüren bekommen. Und jetzt aufstehen und vorwärts mit euch!«

    Plötzlich waren überall Soldaten.
    »Wo ist euer Anführer?«, rief Userkaf ihnen zu. Er zeigte auf seine Männer und die Gefangenen. »Es ist uns nämlich gerade gelungen, eine Bande dreister Grabräuber festzunehmen!«
    »Du bist Userkaf und stehst der Flusspolizei vor?«, fragte Eje, der langsam näher gekommen war.
    »Das tue ich, Herr.« Sein Erstaunen über das Erscheinen des Wesirs war Userkafs Stimme anzuhören, die sofort einen untertänigen Tonfall angenommen hatte. »Seit nunmehr zehn Jahren.«
    »Dann gehört zu deinen Leuten auch ein Polizist namens Imeni?«
    »Das tut er, Herr.« Userkaf verneigte sich leicht.
    »Imeni war heute mit einer interessanten Nachricht im Palast.« Ejes Stimme war hart geworden. »Leider hat es eine Weile gedauert, bis man ihn zu mir vorgelassen hat, sonst wären wir früher gekommen.«
    »Imeni lügt - das weiß jeder!« Jetzt flackerte

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