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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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»Ich war verliebt und das ist etwas ganz anderes. Aber die Begegnung mit ihm hat mein Leben verändert. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar.«
    Sie zog die Armspange mit dem Löwen ab, die sie eigens für dieses Treffen angelegt hatte.
    »Ich möchte, dass du ihm das mit ins Grab gibst«, sagte Miu. »Und das hier auch.« Sie nahm einen kleinen Blumenkranz heraus, geflochten aus Olivenblättern, Kornblumen und blauen Wasserlilien. »Ich hab ihn auf Papyrus gebunden. Er soll ihn in die Ewigkeit begleiten.«
    Eje runzelte die Stirn. »Du willst die Armspange nicht als Erinnerung behalten?«, sagte er.
    »Nicht nötig.« Miu tippte auf ihre Brust. »Hier drinnen werde ich Tutanchamun niemals vergessen.«
    Sie zögerte und der alte Mann schien es zu merken.
    »Heraus damit!«, sagte er. »Was willst du wissen?«
    »Wirst du wirklich deine Enkelin heiraten?«, sagte Miu.
    »Das werde ich. Auf diese Weise bleibt Anchesenamun jederzeit unter meiner Kontrolle. Die Ehe besteht nur formell, wenn du verstehst, was ich damit meine.Aber sie kann keinen anderen zum Mann nehmen, und das erscheint mir wichtig, nach allem, was geschehen ist.«

    Miu nickte, und auf einmal tat ihr die junge Frau, die sie niemals gemocht hatte, beinahe leid.
    »Was ist mit dem Mann mit dem Geierprofil?«, fragte sie weiter. »Ist er noch immer auf freiem Fuß?«
    Ejes Gesicht verdüsterte sich.
    »Wir wissen inzwischen, dass er in enger Verbindung zu General Haremhab stand, doch fassen konnten wir ihn bislang leider nicht. Man hat mir zugetragen, dass er sich jetzt wieder in Mennefer aufhalten soll. Ich werde meine tüchtigsten Leute damit beauftragen, ihn zu finden und festzunehmen. Einfach wird es nicht werden, das steht fest. Er scheint das Talent zu besitzen, sich unsichtbar machen zu können.«
    Miu wandte sich zum Gehen. »Eines noch.« Eje hielt auf einmal eine mit Perlen bestickte Kappe in der Hand, die ein Schlangenfries umlief. »Das wird mein Kranz sein, den ich ihm aufsetze. Sag deinem Vater, dass jede dieser Schlangen den Namen Aton trägt, wirst du das tun?«
    Miu schaute ihn verwirrt an. »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Ramose wird es verstehen und allein darauf kommt es mir an. Vielleicht erklärt er dir irgendwann, was es bedeutet. Es ist einfach ein Ausdruck seiner und meiner Verehrung für das, was früher einmal war. Einstweilen grüß ihn von mir - den besten Balsamierer von Waset!«

    Wie froh sie war, dass Ani vor dem Tor auf sie wartete!
    Er trug sein Haar wieder ein wenig länger, was gut zu
seinem fein geschnittenen Gesicht und den dunklen Augen passte. Zuerst blickte er skeptisch drein, als er sie erblickte, doch als sie näher kam und ihn anstrahlte, lächelte auch er.
    »Alles gut überstanden?«, sagte Ani.
    »Alles gut überstanden!«, bekräftigte Miu. »Das war mein letzter Besuch im Palast.«
    »Darauf würde ich bei einem Mädchen wie dir nicht wetten.« Ani war plötzlich wieder ernst geworden.
    »Das kannst du aber«, sagte Miu und schmiegte sich in seinen Arm. »Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch! Das weißt du doch.«
    »Soll das heißen, du willst tatsächlich meine Frau werden?« Seine Lippen berührten zärtlich ihre Stirn, dann ihren Mund.
    »Ja«, sagte Miu. »Das will ich. Allerdings musst du dich noch ein wenig gedulden …«
    »Wie lange?«
    »Nicht mehr sehr lange! Nur bis Isets Kind gesund zur Welt gekommen ist. Und die neue Katze aus Paus Wurf mit uns in ein neues Haus ziehen kann. Stell dir vor: Sie ist schwarz und rot, als ob sie alle anderen Katzen, die ich jemals hatte, in sich vereinen würde. Und dann …«
    Ani unterbrach ihren Redefluss, in dem er sie einfach küsste.
    »Du wirst dich niemals ändern, Miu«, sagte er, als sie sich nach einer Weile voneinander lösten. »Genau das musst du mir versprechen!«

NACHWORT
    Ich sehe wunderbare Dinge«, rief Howard Carter 1922 seinem Geldgeber Lord Carnarvon zu, als er durch eine Öffnung den ersten Blick auf die Grabschätze des Tutanchamun warf - ein Satz, der für mich als Motto steht für meine Beschäftigung mit diesem Pharao, der mit achtzehn Jahren gestorben ist.
    Jeder kennt seine Totenmaske. Über kaum einen der Könige des Alten Ägyptens glauben wir mehr zu wissen, sind uns doch seine spektakulären Grabbeigaben überliefert, die heute im Ägyptischen Museum in Kairo zu bestaunen sind. Und doch liegt vieles über ihn noch immer im Dunkeln - was für mich der Anreiz war, diesen Roman über Tutanchamun zu schreiben.
    Wer

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