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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Dein ungeborenes Kind wird ohne dich aufwachsen müssen, deine junge Frau bald Witwe sein. Denn auf Grabräuberei steht, wie du weißt, die Todesstrafe.« Er griff nach seinem Dolch und zog ihn aus dem Gürtel. »Steh auf und folge mir! Du bist verhaftet!«
    Kenamun rührte sich nicht. Tränen strömten über sein Gesicht.
    »Du täuschst dich!«, stieß er hervor. »Ich hab es nicht
getan! Ich sollte es doch nur vergraben. Es gibt mehrere dieser Depots, musst du wissen.Alle bestens unter lockerem Geröll verborgen. Dazu haben sie mich gezwungen …«
    »Wer soll dich gezwungen haben?«, fragte Ani. Das goldene Pektorale mit dem Udjat-Auge aus dunkelblauem Lapislazuli und vielen anderen Edelsteinen, das aus dem Leinentuch herausleuchtete, wies an manchen Stellen hässliche Lücken auf. »Ihr beraubt die toten Könige nicht nur, ihr zerstört auch noch ihre Schätze. Wie widerwärtig ihr doch seid!«
    »Weil einzelne Steine sich leichter rausschmuggeln lassen!«, rief Kenamun. »Im Mund, unter der Kleidung, in Körperritzen. Ich musste mich ihnen doch fügen. Wegen Iset. Und ihrer Familie. Sie haben mich erpresst. Hätte ich ihnen nicht gehorcht, wäre Isets Angehörigen ein großes Leid zugestoßen …« Sein Weinen war haltlos geworden.
    Kenamuns Verzweiflung klang so echt, dass Ani aufhorchte.
    »Nehmen wir mal an, du sagst die Wahrheit. Dann bleibt dir nur noch eine einzige Chance«, sagte er. »Nämlich mir alles lückenlos zu gestehen - hier und jetzt. Danach werde ich entscheiden, was weiter mit dir zu geschehen hat.«
    Er versetzte ihm einen Hieb auf den Oberarm, der Kenamun zusammenzucken ließ.
    »Also, worauf wartest du noch? Fang endlich an!«

    Der schwarze Hengst blähte die Nüstern und begann in der Box hin und her zu tänzeln.
    Der General lachte leise.

    »Du erkennst mich wieder, nicht wahr, mein Prachtbursche? Nur noch ein wenig Geduld - deine große Stunde lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten!«
    Eigentlich war er darin geübt, mit solch sensiblen Tieren umzugehen. Doch das Pferd ließ sich nicht beruhigen. Immer aufgeregter wurde es und sein langer Schweif fing an zu schlagen.
    Jetzt wusste Haremhab, dass sie nicht mehr alleine waren. Die Hand am silbergetriebenen Dolch, fuhr er mit einem geschmeidigen Satz herum.
    »Was machst du hier?«, rief er, als er den anderen erkannte. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Der Mann mit dem scharfen Profil verzog keine Miene.
    »Ich erwarte deine Befehle, General«, erwiderte er. »So, wie ich es immer getan habe.«
    »Du musst wahnsinnig sein, um ausgerechnet hierherzukommen!«, rief Haremhab. »Das sind die Stallungen des Pharaos und normalerweise wimmelt es hier von Pferdeknechten. Was, wenn dich jemand wiedererkennt? Verschwinde von hier, aber sofort!«
    »Du weißt doch, ich kann jede beliebige Gestalt annehmen. Oder mich ganz und gar unsichtbar machen, wenn du es nur befiehlst.«
    »Kannst du auch deine Nase verschwinden lassen?« Haremhab hatte ihm einen Stoß in die Rippen gegeben, der fester ausgefallen war als unbedingt notwendig.
    Falls der Mann Schmerz empfand, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Ich höre, General«, sagte er.
    »Dass ich mehr als unzufrieden bin, muss ich dir nicht erst sagen. Was für ein unglaublicher Pfusch! Solche Fehler
wären dir früher nicht unterlaufen. Ein unreifes Mädchen und eine junge Katze - sind das nun die gefährlichen Gegner, gegen die wir neuerdings den Kürzeren ziehen?«
    »Soll ich mich um die beiden kümmern, General? Ein Wort von dir genügt!«
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein. Falls die Kleine doch noch lästig werden sollte, müsste man sich noch einmal besprechen. In der Zwischenzeit konzentriere dich lieber auf wichtigere Dinge. Der dritte Versuch muss gelingen! Und es muss wie ein Unfall aussehen. Das ist entscheidend!«
    »Der Falke wird zum Himmel fliegen …« Die Stimme des Mannes schien plötzlich leicht zu zittern. »Wann genau, General?«
    »Bald. Ich denke, wir warten noch die Eröffnung der neuen Rennbahn ab. Da bietet sich bestimmt eine günstige Gelegenheit.« Haremhab begann, den schwarzen Hengst zu streicheln, und allmählich wurde das Tier ruhiger. »Wo finde ich dich? Falls ich eine Nachricht für dich habe.«
    »Am üblichen Ort. Die Spelunke gibt es noch immer, und das ganze Viertel ist inzwischen so verkommen, dass niemand sich dort groß um den anderen schert.« Der Mann hüstelte. »Schöpft er Verdacht?«
    »Tutanchamun? Er ist derart mit dem Stählen

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