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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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gegangen, wenn eine unerklärliche Stille eintritt?«
    »Ach, das meinst du.« Jean nickte. »Die sinnvollste Theorie dazu besagt, dass dieser Effekt kein Automatismus ist, sondern vom Engel bewusst hervorgerufen wird. Er vermittelt den betreffenden Menschen eine Ahnung seiner Gegenwart, um damit etwas zu erreichen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass er auf diese Art einen Streit unterbricht, bevor er eskalieren kann.«
    »Er hat ein Händchen dafür, Besoffene zu besänftigen. Hat uns schon einige Randale erspart«, hörte Sophie Marie noch einmal sagen. Sollte Jean etwa … Ihre Gedanken hetzten so schnell durch ihre bisherigen Begegnungen, dass sie abgehängt zurückblieb.
    »Was ist?«, fragte er beunruhigt. »Warum starrst du mich auf einmal so an?«
    »Ich, ähm, tut mir leid, ich hatte nur gerade … ach, nichts.«
    Er sah sie nur skeptisch und forschend an. Sie konnte beinahe körperlich spüren, dass er sich auf sie konzentrierte, aber er blieb stumm.
    »Wirklich, es war nichts. Nur eine alberne Idee von mir. Könntest du aufhören, mich so anzusehen?« Ein paar Sekunden lang glaubte sie, er habe sie nicht gehört oder sei ernsthaft böse auf sie, dann entspannte sich seine Miene.
    »Du hast mich zuerst komisch angesehen, wenn ich das mal festhalten darf.«
    Was soll’s? Er hält mich bestimmt ohnehin schon für verblödet. »Das lag nur daran, dass ich mich für einen Moment gefragt habe, ob du ein Engel bist.«
    »Ich?« Er lachte so natürlich, dass es nicht gespielt sein konnte.
    Sophie verkroch sich hinter ihrem Weinglas. »Ich sagte doch, dass es albern war.«
    »Verzeih mir«, bat er und bemühte sich sichtlich, seine Erheiterung wieder in den Griff zu bekommen. »Ich wollte nicht über dich lachen. Es kam mir nur so witzig vor, dass mich jemand für einen Engel halten könnte. Aber du kennst mich ja kaum.«
    »Und ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass ich hier sitze und allen Ernstes mit dir über Engel spreche.« Es ist einfach nur bizarr.
    »Du hast mir noch nicht verraten, was denn nun deinen Meinungswandel bewirkt hat«, stellte Jean fest.
    »Das …« Ein Piepsen ihres Handys drang aus der Tasche. Froh über die Unterbrechung, kramte sie es hervor. Erst das leuchtende Display machte ihr bewusst, wie dunkel es geworden war. Rasch fragte sie die Nachricht ab. »Wo bist du? Ich wollte dich abholen, aber du warst nicht zu Hause. Sei um 22.30 Uhr am Place Saint-Michel. Rafe« Sie fühlte sich schlagartig elend, weil sie ihn verpasst hatte. Nach ihrem Rückzieher der vergangenen Nacht hätte er sich bestimmt nicht mehr gemeldet, wenn ihm nicht aufrichtig etwas an ihr läge. Andererseits hätte er ruhig einmal »Bitte« sagen können. War sie etwa ein Hündchen, das zu springen hatte, wenn er pfiff?
    »Ist das von ihm?«, erkundigte sich Jean.
    »Ja, woher …«
    »Dein Gesichtsausdruck spricht Bände.«
    Sie steckte das Handy wieder weg. »Er will sich in einer halben Stunde mit mir treffen.«
    »Wirst du hingehen?«
    Nachdenklich sah sie ihn an, wartete auf die eindringlichen Warnungen vor Rafes üblen Absichten, doch er erwiderte nur unbewegt ihren Blick. »Nein. Heute nicht.«
    Er nickte. »Soll ich Licht anmachen, oder fällt es dir so leichter zu sprechen?«
    Unsicher lächelte sie. »Vielleicht … sollten wir es wirklich auslassen.« Die Lichter von Paris sandten genug Helligkeit durch die Fenster, um sich noch gegenseitig zu erkennen.
    »Dann lass uns auf die Frage zurückkommen, warum du hier bist«, rief er ihr ins Gedächtnis.
    Noch immer zögerte sie, wählte ihre Worte mit Bedacht. »Es gab ein paar Dinge, die mir seltsam vorkamen. Zum Beispiel kann ich mich nicht daran erinnern, ihm meine Handynummer gegeben zu haben.«
    »Die braucht er nicht. Er könnte dir die Nachricht auch in flammenden Lettern auf eine Hauswand schreiben, aber das wäre zu auffällig.«
    War da ein neckender Unterton gewesen? »Was du nicht sagst. Ja, das könnte selbst mich verblendetes Weib misstrauisch machen.«
    Er lachte nur leise.
    »Du kannst viel behaupten, Jean, aber das überzeugt mich nicht. Ich brauche Beweise. Etwas, das sich nicht anders erklären lässt. So wie das Tor am Place Edmond Rostand, das vor ihm aufsprang, obwohl es nachts verschlossen ist.«
    » Das hat er dich sehen lassen?«
    »Es war eine Art Notfall. Die Wachleute waren hinter uns her.«
    Sie konnte ihm seine Gedanken im Gesicht ablesen. Ja, ich war nachts mit ihm im Luco. Jetzt weißt du es doch.
    »Sophie, du

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