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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Orakel von Delphi in die Vereinigten Staaten umgezogen, um sich dem Reich der menschlichen Hexen in Louisville anzuschließen. In jeder Generation der Orakelfamilie erbte eine einzige Frau den Titel und die Orakelfähigkeiten, wenn das vorherige Orakel starb. Sie war unabhängig vom eigentlichen Herrschaftssystem des Hexenreichs, das von einem gewählten Oberhaupt regiert wurde, denn das Orakel war eine eigenständige Würdenträgerin. Dem neuesten Orakel war Carling noch nicht begegnet. Die Übertragung der magischen Energie hatte erst vor wenigen Monaten stattgefunden, als das vorherige Orakel und sein Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.
    Carling hatte Mühe zu verbergen, wie bitter enttäuscht sie war, dass ihr Pythons Tod nun von einer weiteren Person bestätigt wurde. Obwohl sie glaubte, ihre Miene unter Kontrolle zu haben, legte Rune ihr die Hand auf die Schulter, um ihr Halt zu geben.
    »Ja, inzwischen wird die Gabe der Prophezeiung von Generation zu Generation weitergegeben«, sagte Seremela. »So wie der Vampyrismus heute von Mensch zu Mensch übertragen wird. Woher die Fähigkeit des Orakels ursprünglich stammte, ist eine ganz andere Frage.«
    »Hast du schon mal ein Orakel befragt?«, frage Rune Seremela neugierig. Ebenso wie Carling hatte er sich bei außenpolitischen Anlässen mit Orakeln unterhalten, aber es hatte ihn noch nie gereizt, mit einem zu sprechen, während es von der Macht der Prophezeiung durchströmt wurde. Kryptische Abschweifungen machten ihn wahnsinnig. Wie er schon zu Carling gesagt hatte, waren die Gespräche mit Python wie ein schlechter LSD -Trip gewesen.
    »Ich habe ein Orakel befragt, als ich noch sehr jung war«, sagte Seremela. »Ich war damals kaum fünfzig und neugierig. Ich habe es als sehr machtvolle und verstörende Erfahrung erlebt. Die Prophezeiung verläuft nie kontrolliert, weder für den Fragenden noch für das Orakel.«
    »Darf ich fragen, was sie dir gesagt hat?«, fragte Rune.
    »Fragen darfst du«, gab Seremela ruhig zurück. »Aber es ist für diese Unterhaltung nicht von Bedeutung, und ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«
    »Zeit«, murmelte Carling. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Man sollte meinen, die Wahrsagekraft des Orakels sei davon durchdrungen. Sie rieb sich die Stirn und versuchte, sich zu konzentrieren. Als sie den Blick hob, merkte sie, dass Rune sie eingehend betrachtete.
    Sein Gesicht war ernst, und in seinen Augen lag Besorgnis. Er drückte ihre Schulter, als sie ihn ansah. Zu Seremela sagte er: »Was würdest du jemandem, der kein Mediziner ist – also mir zum Beispiel – über die Eigenschaften von Schlangengiften erzählen?«
    Die Meduse betrachtete ihn einige Augenblicke lang. Die Kopfschlangen waren über ihre Schultern gekrochen, um sich in einem Durcheinander von Windungen in ihrem Schoß zu sammeln. Die meisten schienen eingeschlafen zu sein, aber einige beobachteten Rune und Carling weiterhin. Sanft streichelte Seremela sie mit einem Finger. »Das Erste, was ich jedem sagen würde, ist, dass das Gebiet der Toxikologie nicht mein Studienschwerpunkt an der Uni war, daher kann ich nicht als Experte sprechen. Davon abgesehen sind die Eigenschaften von Tiergiften äußerst komplex und umfassen verschiedene Toxine für verschiedene Zell- und Gewebearten des Körpers. Sie können auch überraschend positive Wirkungen haben, wie zum Beispiel bei der Schlangengifttherapie für MS -Patienten oder den Derivaten des Gifts der malaysischen Grubenotter, mit dem Schlaganfallpatienten behandelt werden. Erste Studien geben sogar Anhaltspunkte dafür, dass Schlangengift das Wachstum bestimmter Krebstumore verlangsamen kann. Es ist ein faszinierendes Forschungsfeld. So viel hängt von der Spezies des Gifts ab – und natürlich von der Spezies des Opfers.«
    »Konzentrieren wir uns auf Schlagen«, sagte Rune.
    Seremela sagte: »Gewöhnliche Schlangengifte unterteilen sich im Wesentlichen in zwei Kategorien: hämotoxische Gifte, die sich auf den Blutkreislauf auswirken, und neurotoxische, die das Nervensystem betreffen. Stark vereinfacht gesagt hat die Schlangenart normalerweise das Ziel, ihre Beute zu überwältigen.«
    Carling hob den Blick. »Deine Kopfschlangen sind giftig.«
    »Ja«, sagte Seremela. »Meine Schlangen tragen ein Gift in sich, das Lähmungen verursacht, aber die Dosis aus einem einzigen Biss ist nicht übermäßig toxisch. Menschen würden neben Schmerzen und Schwellungen an der Bissstelle Taubheit und

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