Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
Vom Netzwerk:
betrunken genug, Python.«
    Etwas stürzte auf ihn zu. Er zuckte zurück und starrte in die blassen, undeutlichen Konturen eines Gesichts. Die transparenten Züge erinnerten an eine menschliche Frau, aber nur in dem Maße, wie es auch das Gesicht eines Schimpansen oder Affen täte. Die Züge waren zu scharf und langgezogen, sodass sie eher eine Schnauze als eine Nase formten. Zum Hals hin erweiterten sie sich zu einer Haube wie von einer Kobra. Der Körper darunter war der einer Schlange, so dick wie die Taille eines Mannes.
    Rune wappnete sich und steckte die Hand durch die Erscheinung. »Du bist ein Geist. Du bist nicht wirklich hier.«
    Das Lächeln der Frau entblößte eine Reihe mörderischer Reißzähne. »Ich bin nicht hier«, sagte sie, »wie eine unscharf zu erkennende Insel, die den Ozean überlagert. Ich bin nicht hier, also bin ich vielleicht dort, verloren in irgendeinem Anderland.«
    »Bist du tot, oder bist du es nicht?«, fragte er nach. Kryptische Abschweifungen – die Götter mochten ihm beistehen, sonst könnte sein Kopf spontan in Flammen aufgehen.
    »Wie Schrödingers Katze bin ich sowohl tot als auch lebendig«, sagte Python, die ihren geisterhaften Körper durch die Höhle wand und schlängelte. »In der Vergangenheit war ich lebendig. In der Vergangenheit bin ich gestorben. Wer weiß schon, was ich als Nächstes sein werde?«
    Carling packte Rune am Arm, bevor dieser explodierte. Auch sie hatte ihr Gesicht der Erscheinung zugekehrt. Sie fragte: »Reist du durch die Zeit?«
    Die geisterhafte Erscheinung wandte sich ihr zu, und Pythons Lächeln wurde breiter. »Ich bin gereist. Ich reise. Ich werde reisen.«
    »Ist das der Grund, aus dem du nicht ganz verschwunden bist, obwohl du gestorben bist?«, fragte Carling.
    »Entweder das«, sagte Python, »oder ich bin einfach nur ein durchgeknallter irrer Geist.« Das animalische, durchscheinende Gesicht näherte sich Carling, und seine Züge wurden weicher. »Du bist eine der Meinen. Meine Kinder sind so schön. Ich will, dass du ewig lebst. Deshalb gab ich dir meinen Kuss.«
    »Dein Geschenk hat sehr lange Zeit überdauert, und ich bin dir dankbar«, sagte Carling. »Aber jetzt werde ich sterben, wenn wir nicht herausfinden, was wir dagegen tun können. Wir sind gekommen, um dich um Hilfe zu bitten.«
    »Ich kann dir den Kuss nicht noch einmal geben«, sagte Python. »Diese Zeit ist vergangen.«
    Ihr Winden und Schlängeln beschleunigte sich, als wäre sie aufgewühlt. »Ich habe den Tag genommen, dir dafür aber eine endlose, wundervolle Nacht gegeben. Was du daraus machst, ist nicht meine Sache. Eine Mutter kann nicht das Leben für ihre Kinder leben.«
    »Das ist es nicht, worum sie dich bittet«, sagte Rune. In seiner Stimme lag Verzweiflung. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das war es mit Sicherheit nicht. Tatsächlich mit Python sprechen zu können, war mehr als er gehofft hatte, aber all das könnte als nutzloser, psychedelischer Albtraum enden. »Sie will nicht, dass du ihr Leben für sie lebst. Wir bitten dich zu verhindern, dass sie stirbt.«
    »Halt«, sagte Python. »Ich bin verwirrt. Ist sie denn noch nicht gestorben?« Ihr Gesicht bewegte sich zu Rune. »Warum bist du nicht zurückgegangen, um sie zu retten?«
    Pythons Worte brannten wie Feuer. Sie ist verrückt, dachte er, während er sie anstarrte. Sie ist ein verrückter Geist. Mehr nicht. Mühsam fand er seine Stimme wieder und sagte heiser: »Sie ist nicht gestorben, Python. Sie steht direkt hier vor dir. Aber sie ist meine Gefährtin, und sie wird sterben, wenn wir kein Mittel dagegen finden. Also würdest du bitte, nur ein verdammtes Mal in deinem gottverdammten Scheißleben etwas Sinnvolles von dir geben, verdammt?«
    Der animalische Geist blickte ihn überrascht an. »Hör mal, du brauchst mich nicht anzuschreien«, sagte sie mit klagender Stimme. »Du bist noch nicht so weit gekommen, wie ich es zu diesem Zeitpunkt erwartet hatte.«
    »Wo sollte ich denn sein?«, fragte er stumpfsinnig.
    »Genau hier, Greif«, sagte Python. »Denk daran, was wir sind. Wir sind die Zwischenwesen, die an der Schwelle der Veränderung von Raum und Zeit geboren wurden. Zeit ist eine Passage wie all die anderen Übergangspassagen, und wir haben eine Affinität zu diesen Orten. Wir bleiben unverändert, wir behaupten uns gegen den endlosen Strom. Das habe ich versucht, all meinen Kindern zu geben. Das bist du. Diese magische Kraft liegt in deinem Blut.«
    »Alles dreht sich um Blut«,

Weitere Kostenlose Bücher