Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
Vom Netzwerk:
vor. Carling löste sich aus Runes Armen, um zu ihr zu gehen. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ich glaube schon.«
    Während Carling der Frau auf die Füße half, sammelte Rune die Taschenlampen auf und wickelte die goldene Maske in ihr Tuch. »Erinnern Sie sich daran, was passiert ist?«, fragte er.
    »Nein. Ich fühle mich, als hätte mir jemand einen stumpfen Gegenstand über den Kopf gezogen.« Grace sah sie blinzelnd an.
    »Es war eine sehr seltsame Session mit sehr viel magischer Energie, aber wir haben hoffentlich alles erfahren, was wir wissen müssen«, sagte Carling.
    »Gut, ich glaube nämlich nicht, dass ich das allzu bald wiederholen kann«, sagte Grace, während sie sich von Carling löste. Sie bewegte sich, als täte ihr jeder einzelne Muskel im Leib weh. »Gehen wir.«
    Während sie den Tunnel hinaufstiegen, gingen sie aus Rücksicht auf Grace’ stockenden Gang langsamer. Unterwegs wurde Runes Erleichterung nach und nach von Fragen und Zweifeln verdrängt.
    Ist sie denn noch nicht gestorben?
    Das Blut begann in seinen Ohren zu rauschen. Was fehlte ihnen? Welches Teil des Puzzles hatte sich noch nicht ergeben? Oder hatte Python nur einen ihrer weniger aussagekräftigen Momente gehabt? Er schaffte es, sein Knurren zu unterdrücken, aber am liebsten hätte er nach jemandem oder etwas geschlagen. Er wollte im Namen des Guten ein wenig Zerstörung anrichten.
    Sie halfen Grace, die Sachen wieder in den Rubbermaid-Schränken zu verstauen. Dann stieß Carling die Tür auf und blickte ins graue Licht einer warmen, feuchten Sommermorgendämmerung. Sie blieb so abrupt stehen, dass Rune in sie hineinlief. Dann sah er es auch.
    Ein großer, bronzefarbener Drache von der Größe eines Privatflugzeugs nahm einen großen Teil der Wiese ein. Sein gigantischer, gehörnter Kopf lag scheinbar entspannt auf seinen Pranken, aber seine magische Energie war ein schwelender Vulkan, und in seinen Augen brannte Gold.
    Dragos hatte sie gefunden.
    Rune legte Carling die Hände auf die Schultern und versuchte, sie zurück in den Tunnel zu schieben. Sie stemmte die Fersen in den Boden und weigerte sich, sich zu rühren, damit ihr Körper zwischen Rune und dem Lord der Wyr blieb.
    An der Schnauze des Drachen lehnte eine gertenschlanke Frau mit einem langen, blonden, zerzausten Pferdeschwanz. Sie trug eine Cargo-Hose, hochwertige Laufschuhe und ein kirschrotes Tank-Top. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und einen Fuß über den anderen geschlagen. Die Frau sah Rune in die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Das muss ich dir lassen, Teflon«, sagte sie. »Diesmal hast du ihn mächtig sauer gemacht.«

20
    Carling spürte Adrenalin und Aggression in Rune emporschnellen. Seine Hände schlossen sich fester um ihre Schultern, die Finger wurden zu Krallen. Dann hob er sie einfach in die Höhe und setzte sie wieder in den Eingang, sodass sie keine Chance hatte, sich zu wehren. Sie stolperte auf Grace, die direkt hinter ihnen gestanden hatte, und beide Frauen fielen lang zu Boden. Die Menschenfrau stieß einen unterdrückten Schmerzenslaut aus.
    Als Rune nach der Tür griff, fuhr Carling herum. Sie verschwendete keine Zeit mit dem Versuch, sich aufzurichten, sondern ließ den Fuß vorschnellen. Sie schaffte es, ihren Stiefel in den Türspalt zu bekommen, bevor Rune die Tür zuschlagen konnte.
    »Gottverdammt«, brachte sie zwischen den Zähnen hervor, so wütend, dass sie kaum noch geradeaus gucken konnte. Sie wand sich, bis sie mit beiden Händen die Türkante zu fassen bekam. Jetzt konnte Rune die Tür nicht mehr schließen, ohne ihr wehzutun, und er konnte sie nicht beschützen, wenn er gleichzeitig seine Energie darauf verschwendete, sie wieder zurückzudrängen.
    Als er das ebenfalls erkannte, gab er auf. Carling sprang auf die Füße und lief hinaus, wo sie das goldene Monster zwischen sich und Dragos und der Frau stehen sah.
    Der Drache hatte den Kopf gehoben. Er und die blonde Frau neben ihm starrten Rune an. In den großen Augen der Frau spiegelte sich Bestürzung. »Oh Gott, das hast du nicht getan«, sagte die Frau.
    »Doch, das habe ich«, sagte Rune. Er knurrte. Ein tiefes, bedrohliches Geräusch, das sie warnen sollte.
    An den Drachen gewandt sagte die blonde Frau: »So bist du eine zu große Bedrohung für ihn. Du musst dich verwandeln.«
    Dragos dachte darüber nach, die Gedanken zogen hinter seinen riesigen, grimmigen Augen vorbei. Carling legte Rune eine Hand auf die Schulter und trat neben ihn. Vorsichtig beobachtete

Weitere Kostenlose Bücher