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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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hatte sie mit dieser gewaltigen und doch flüchtigen Reise verbracht. Und er stand hier und besaß alles, was sie hatte erreichen wollen, ohne danach zu streben, ohne dauernd daran zu arbeiten, ohne um irgendetwas zu kämpfen. Er war einfach nur da, der geheimnisvolle, magische Rune, das Rätsel eines Wesens, das nicht hätte existieren dürfen und es dennoch tat.
    Sie machte den Rücken steif, um sich zu wappnen. Auch die Knie versuchte sie durchzustrecken, um auf ihren eigenen Beinen zu stehen, und nach einer Weile schaffte sie es. Sie wollte die überquellenden Gefühle aufhalten, ihre Beherrschung wiedererlangen, und irgendwie brachte sie es fertig.
    Dann sah sie zufällig nach unten.
    Rune hielt Rasputin noch immer vorsichtig in seiner Armbeuge.
    Alles brandete wieder auf, höher und verheerender als zuvor, und sie – die Frau, die mit Dämonen gefeilscht und Monster bezwungen hatte, die Pharaonen beraten und Könige erschaffen hatte, die einst in die staubigen Schatten ihres leeren, teilweise erbauten Grabs geblickt und gesagt hatte: Nein, dort gehe ich nicht hin – brach in sich zusammen und ergriff die Flucht.
    Sämtliche Muskeln in Runes Körper verspannten sich, als er mit zusammengekniffenen Augen Carlings schlanker, davoneilender Gestalt hinterherblickte. Tief atmete er die kalte Nachtluft ein und kämpfte gegen den Instinkt an, die Verfolgung aufzunehmen. Einige Augenblicke später ging er ihr langsam nach.
    Es war ein hart erkämpfter Sieg, denn all seine Instinkte drängten ihn rasend, sich auf sie zu stürzen. Er wollte sie zu Boden werfen, um ihr den beschissenen Kaftan vom Leib zu reißen und in ihren nackten Leib zu stoßen. Er wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie kam, während er in ihr war, und er wollte dieses schöne Gesicht sehen, wenn er selbst zum Höhepunkt kam. Er fühlte sich riesig, zum Bersten gefüllt und hart wie Stein. Seine Erektion drückte gegen den Reißverschluss seiner Jeans, und allein davon, dass ihre Hände über seine Brust geglitten waren, und Carling – Carling – an seinen Lippen dieses kleine, gebrochene Stöhnen ausgestoßen hatte, wäre er vorhin beinahe gekommen.
    Und wie ihre Augen beim Anblick seiner Verletzung dieses hübsche, unheimliche Rubinrot angenommen hatten – das war einfach verdammt hinreißend. Am liebsten hätte er auch ihre Zähne hervortreten sehen. Wahrscheinlich taten sie das nicht mehr, da Carling keine feste Nahrung mehr zu sich nahm. Aber es war ein ziemlich deutliches Zeichen, wenn eine Frau vor einem Kerl davonrannte.
    Das hatte schon etwas zu bedeuten. Es war ein Hinweisschild, auf dem stand: Vorsicht, Steinschlag. Näherkommen auf eigene Gefahr. Du bist so weit bei ihr gekommen, viel weiter, als du je für möglich gehalten hättest. Vermassle es jetzt nicht, Sohn, verdammt noch mal .
    Es war eines der fleißigsten Schilder, die ihm je unter die Augen gekommen waren. Es hatte höllisch viel Text, deshalb sollte er wohl innehalten, um es ganz zu lesen.
    Er schob Rasputin ein Stück höher und streichelte das weiche Fell des Hundes. So still würde Rune ihn wahrscheinlich nie wieder erleben.
    »Ich habe schon Kriechzeug gefressen, das viel größer und böser war als du«, erklärte er dem Hund. Dann lauschte er der Stille. Seufzend tätschelte er Rasputins warmen kleinen Körper und ging weiter, um Carling am Strand einzuholen.
    Sie stand am Ufer, hielt ihre Ellbogen mit den Händen umfasst und starrte aufs Wasser hinaus. Alle Taschen hatte sie in dem wasserfesten Behälter verstaut. Sie wirkte so wunderschön, einsam und abwehrend, dass Runes Herz schmolz und sein Schwanz hart wurde, und heilige Scheiße, wenn das nicht ausreichte, um einen Kerl durcheinanderzubringen, dann fiel ihm auch nichts mehr ein.
    Nachdem er seine Möglichkeiten abgewogen hatte, beschloss er, ein paar Schritte von ihr entfernt stehen zu bleiben, nicht zu weit weg, aber auch nicht so nah, dass er sie erschrecken würde. Dann drehte er sich um, blickte ebenfalls aufs Wasser hinaus und überlegte, ob ihm sonst noch irgendwelche Optionen zur Verfügung standen. Weitere Aktionen seinerseits schienen im Augenblick unangebracht, weil er keine Ahnung hatte, wann Carling wieder davonlaufen würde.
    Also stand er da und wartete und versuchte seine Gier zu verbergen, während er tiefe Atemzüge nahm, um Carlings Duft im Wind zu erhaschen. Alles in ihm wollte zu ihr gehen und seine Arme um sie legen, sie einfach nur festhalten, seinen Kopf an ihre wohlgeformte, schlanke

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