Der Kuss des Greifen (German Edition)
sich leicht bewegen. Der Hund hätte den Aufprall selbst vielleicht nicht gespürt, aber der Stasiszauber hätte dennoch keine Verletzungen verhindern können.
»Wie lang kann er so bleiben?«, fragte er.
»Etwa einen Tag, bis sich das Halsband abgenutzt hat und neu aufgeladen werden muss. Es ist der gleiche Zauber, mit dem Carling Tiago in Stasis versetzt hat, als er zu verbluten drohte. Der Hund bekommt nichts mit. Es geht ihm wunderbar, so schade das auch ist.«
Ihm fiel auf, dass er gerade eines von Rasputins krummen Beinen beugte. Er bückte sich, um den Hund vorsichtig im Sand abzusetzen. Dann wirbelte er auf dem Absatz herum und stürzte sich fauchend auf Rhoswen. Schreck flackerte in ihrem Gesicht auf. Sie versuchte, einen Satz rückwärts zu machen, aber Rune war viel zu schnell.
Mit einer Hand packte er ihren schlanken Hals, hob sie in die Höhe und schüttelte sie kräftig. Ihr Körper wurde hin und her geschleudert, ihre Augen glühten rot auf, und als sie den Mund aufriss, sprangen ihre Reißzähne hervor. Außerdem fuhr sie die Krallen aus. Sie kratzte seinen Unterarm auf und grub tiefe Furchen in sein Fleisch, bis sein Blut in den Sand floss.
Er ignorierte es, riss die Vampyrin dicht zu sich heran und sagte in ihr verzerrtes Gesicht: »Werde verdammt noch mal erwachsen, du bockiges Miststück.«
Ihre Krallen gruben sich tiefer in seinen Arm, und er spürte, wie sie über seine Knochen schabten. Rhoswen zischte: »Ich habe alles für sie getan.«
»Oh nein, das hast du nicht«, sagte er außer sich vor Wut. Er rammte sie mit solcher Wucht in den Boden, dass er sowohl hören als auch spüren konnte, wie etwas in ihrem Körper zerbrach. Ein erstickter Schrei drang aus ihrer Kehle, und ihr Rücken krümmte sich, als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. »Halt den Mund. Du wirst wieder heilen. Was man von Rasputin nicht sagen könnte, wenn er sich das Genick gebrochen hätte, als du ihn hast fallen lassen.«
»Komm schon«, keuchte sie. Wieder schlug sie ihre Krallen in sein Fleisch. »Dir ist dieser schreckliche kleine Kriecher doch genauso egal wie mir.«
»Ich verstehe ihn besser, als du glaubst. Er ist ein Alphahund. Es gibt kein Problem mit ihm, das sich nicht durch ein wenig Training beheben ließe.« Er beugte sich über sie. »Und ich gehe auch nicht hin und töte oder verstümmele jemanden, nur weil etwas nicht so läuft, wie ich es wollte. Du bist gefeuert worden, finde dich damit ab.«
»Sie hat mich weggeworfen wie Müll.« In den Augen der Vampyrin glitzerten Tränen.
»Hat sie das also. Tatsächlich.« Er verdrehte die Augen. »Sie war bemerkenswert geduldig mit dir, wenn man es recht bedenkt. Uns im Landhaus zu stören? Die Tür zuzuknallen wie ein verdammter Teenager? Und gerade eben wärst du froh gewesen, wenn sich der Hund verletzt hätte.«
Rhoswen schwieg, doch er konnte die Wahrheit in ihren Augen sehen. Sie hatte Carling wehtun wollen und allen Ernstes gehofft, dass sich Rasputin verletzen würde.
»Weißt du«, sagte er, »Dragos hätte dich längst filetiert, wenn du dich in seiner Gegenwart so aufgeführt hättest, wie du es Carling gegenüber getan hast.«
Rhoswen blickte ihn hasserfüllt an. »Sie wollte mich nur loswerden, weil du aufgetaucht bist.« Sie spie die Worte förmlich aus.
»Warst du ihre Geliebte? Hat sie dich betrogen?« Er hielt inne. Rhoswen funkelte ihn wütend an, schwieg jedoch. »Ich werde mal eine wilde Vermutung anstellen und das als Nein interpretieren. Musste sie ihre Dienerin wirklich loswerden, nur weil ich vorbeigekommen bin? Hey, da ist es wieder: Nein.«
»Sie hat mich gebraucht. Außer mir hatte sie niemanden. Mit dir hat sich das alles geändert.«
Okay, das geriet ihm jetzt etwas zu sehr aus dem Gleichgewicht. »Offenbar kann man mit dir nicht vernünftig reden, also sage ich dir, was wir tun werden.«
Er verlagerte seinen Griff und hielt sie nun an einem Arm und einem Bein fest. Wieder versuchte sie, sich zu befreien, indem sie sich heftig aufbäumte, doch er hielt sie mühelos fest, während er aufstand. Dann warf er sie ein Stück den Strand hinunter und schritt hinterher, während sie Hals über Kopf durch den Sand purzelte. Rhoswen fing sich und kam auf Hände und Knie. Als Rune näher kam, beobachtete die Vampyrin ihn mit animalischer List. Aus ihren verzerrten Zügen war jede Spur von Menschlichkeit verschwunden.
Sie waren ihm schon so oft untergekommen, Kinder mit viel magischer Energie, die wie betrunkene
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