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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Erklären Sie es mir, Chas. Eventuell kann ich dafür sorgen, dass Sie endlich Ruhe finden. Erzählen Sie mir von Alice. Und von Lobar.«
    »Nein. Nein.« Als er den Kopf hob, strömten ihm heiße Tränen über das Gesicht. »Ich bin nicht mein Vater.«
    Eve zuckte weder zusammen noch wandte sie sich von dem verzweifelten Flehen in seinen Augen ab. »Ach nein?« Dann trat sie einen Schritt zurück und ließ ihn schluchzen.

19
    S ie bearbeitete ihn über eine Stunde, gnadenlos, machte einen Schritt zurück, änderte die Richtung, und verteilte die Fotos der Toten wie ein grausiges Kartenspiel auf dem ganzen Tisch.
    Die ganze Zeit über weinte und leugnete er, oder weinte und schwieg.
    Als sie ihn in eine Zelle bringen ließ, starrte er sie an, bis er um die Ecke geführt wurde und aus ihrem Blickfeld entschwand. Doch es war der Blick in den Augen ihrer Assistentin, der sie, als sie mit ihr allein war, fragen ließ: »Gibt es irgendein Problem?«
    Das Verhör war Peabody erschienen wie das Reißen und Zerren eines Wolfs an einem bereits verletzten Reh. Sie atmete tief durch. »Ja, Madam. Mir hat Ihre Verhörtechnik nicht gefallen.«
    »Ach, nein?«
    »Sie erschien mir übermäßig hart, ja grausam. Dass Sie immer wieder auf seinen Vater zu sprechen gekommen sind und ihn ständig gezwungen haben, sich die Fotos der Toten anzusehen.«
    Eve hatte das Gefühl, als läge ihr ein kiloschwerer Stein im Magen und ihre Nerven lagen blank, doch mit ruhigen Händen schob sie die Bilder der Opfer in den Aktenordner zurück. »Ja, eventuell hätte ich ihn höflich bitten sollen zu gestehen, damit wir alle nach Hause gehen und es uns endlich wieder gemütlich machen können. Ich verstehe echt nicht, weshalb ich nicht selbst darauf gekommen bin. Aber beim nächsten Mal, wenn ich einen Mordverdächtigen verhöre, versuche ich es ganz bestimmt auf diese Art.«
    Nur unter Aufbietung all ihrer Beherrschung zuckte ihre Assistentin bei diesen Worten nicht zusammen. »Ich hatte halt diesen Eindruck, Lieutenant, vor allem, da der Verdächtige ohne Anwalt vor Ihnen saß.«
    »Habe ich ihn auf seine Rechte hingewiesen, Officer?«
    »Ja, Madam, aber – «
    »Hat er bestätigt, dass er mich verstanden hat?«
    Peabody nickte langsam. »Ja, Madam.«
    »Wissen Sie, Officer Peabody, wie viele Verhöre Sie bereits in Mordfällen geführt haben?«
    »Madam, ich – «
    »Ich nicht«, schnauzte Eve sie an und ihr bis dahin kühler Blick verriet plötzlich glühend heißen Zorn. »Ich nicht, denn es waren, verdammt noch mal, zu viele. Wollen Sie sich die Fotos noch einmal ansehen? Wollen Sie gucken, wie dieser Typ ausgesehen hat, dessen Eingeweide über dem gesamten Boden des Badezimmers verstreut gewesen sind? Eventuell härtet Sie das ja ein bisschen ab, denn wenn Sie Anstoß an meiner Verhörtechnik genommen haben, haben Sie garantiert den falschen Beruf für sich gewählt.«
    Eve marschierte zur Tür, wandte sich dann jedoch noch einmal zu der versteinerten Peabody um. »Und ich erwarte, dass meine Assistentin mir den Rücken stärkt, statt meine Methoden in Frage zu stellen, nur, weil sie zufällig eine Schwäche für Hexer und Hexen hat. Wenn Sie das nicht können, Officer Peabody, stimme ich Ihrem möglichen Antrag auf Versetzung liebend gerne zu. Verstanden?«
    »Ja, Madam.« Als Eve hörbar den Flur hinunterstapfte, atmete Peabody vorsichtig aus. »Verstanden«, murmelte sie und schloss erschöpft die Augen.
    »Du bist ziemlich unsanft mit ihr umgesprungen.« Feeney lief Dallas hinterher.
    »Jetzt hack du bitte nicht auch noch auf mir rum.«
    Er hob begütigend die Hand. »Isis ist freiwillig hergekommen. Ich habe sie im Raum B untergebracht.«
    Eve änderte abrupt die Richtung und öffnete die Tür des genannten Zimmers.
    Isis, die bisher unruhig auf und ab gelaufen war, blieb stehen und wirbelte herum. »Wie konnten Sie ihm das nur antun? Wie konnten Sie ihn hierher auf die Wache bringen? Er hatte von klein auf panische Angst vor einer solchen Situation.«
    »Charles Forte wird unter anderem im Zusammenhang mit der Ermordung von Louis Trivane von uns verhört.« Während Isis’ Stimme heißen Zorn verraten hatte, sprach Eve in kühlem, sachlichem Ton. »Bisher wurde noch keine Anklage gegen ihn erhoben.«
    »Anklage?« Isis’ goldfarbene Haut erbleichte. »Sie können unmöglich glauben, dass Chas etwas mit einem Mord zu tun hat. Louis Trivane? Wir kennen keinen Louis Trivane.«
    »Sie kennen also jeden, den auch Forte kennt?« Eve legte

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