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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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würdest.«
    »In Ordnung. Eve.« Ehe sie sich zum Gehen wenden konnte, packte er sie an beiden Schultern und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Guck mich an. Du hast an dieser Sache keine Schuld.«
    Ihr Blick verriet ehrliche Trauer. »Ich bete zu Gott, dass es tatsächlich so ist.«
    Eve war dankbar, dass es zwei Uhr morgens und somit außer einer kleinen Gruppe Schaulustiger hinter der Absperrung sich so gut wie niemand auf der Straße herumtrieb. Sie sah ein schief auf dem Bordstein stehendes Taxi und einen Mann, der, den Kopf zwischen den Händen, auf dem Gehweg hockte, während ein Sanitäter mit ihm sprach.
    Eingehüllt in weiß wogenden Nebel, erhellt vom Licht einer einzigen Lampe, lag Alice mit dem Gesicht nach oben und mit wie zu einem übermütigen Willkommen gespreizten Armen und Beinen auf der regennassen Straße. Der dünne Stoff ihres Kleides war dunkelrot von ihrem Blut.
    Zusammen mit einem uniformierten Beamten richtete Peabody einen Sichtschutz um sie auf.
    »Officer Peabody«, sagte Eve mit leiser Stimme und wartete, bis Peabody sich umdrehte, die Schultern straffte und zu ihr herüberkam. »Können Sie mir einen vorläufigen Bericht geben?«
    »Ich bin ihr wie befohlen bis zu ihrem Haus gefolgt, Lieutenant. Ich habe beobachtet, wie sie das Gebäude betreten und wie kurz danach im zweiten Fenster von Osten im dritten Stock ein Licht anging. Trotzdem beschloss ich noch fünfzehn Minuten zu warten, um sicher zu gehen, dass sie auch zu Hause bleibt. Was sie leider nicht tat.«
    Peabodys Stimme verklang, doch als sich ihr Kopf wieder hinüber zu der Leiche drehen wollte, trat Eve einen Schritt zur Seite und versperrte ihr die Sicht. »Sehen Sie mich an, wenn Sie mit mir sprechen, Officer. «
    »Sehr wohl, Madam.« Peabodys Kopf ruckte wieder zu Eve zurück. »Ungefähr zehn Minuten nachdem sie das Haus betreten hatte, kam sie erneut heraus. Sie wirkte erregt und spähte, während sie hastig Richtung Westen lief, immer wieder über ihre Schulter. Es sah aus, als würde sie weinen. Ich habe den bei Beschattungen üblichen Abstand zu ihr gewahrt. Das war auch der Grund, weshalb ich sie nicht aufhalten konnte.« Sie atmete hörbar ein. »Ich hatte den üblichen Abstand zu ihr gewahrt.«
    »Hören Sie auf«, fuhr Eve sie an und schüttelte sie leicht. »Beenden Sie Ihren Bericht.«
    Peabody bedachte Eve mit einem glasigen Blick. »Sehr wohl, Madam. Plötzlich blieb sie stehen und ging mehrere Schritte rückwärts. Dabei sprach sie. Ich war zu weit von ihr entfernt, um zu verstehen, was sie sagte, aber ich hatte den Eindruck, dass sie sich mit jemand anderem unterhielt.«
    Sie ging die Szene noch einmal genau im Geiste durch. »Für den Fall, dass sie in Gefahr gewesen wäre, habe ich den Abstand ein wenig verringert. Außer ihr sah ich niemanden auf der Straße. Vielleicht hat der Nebel eine Rolle gespielt, aber weder auf dem Gehweg noch auf der Straße konnte ich irgendjemanden sehen.«
    »Sie stand also einfach da und hat sich mit sich selber unterhalten?«
    »So sah es aus, Lieutenant. Sie wurde immer aufgeregter. Sie flehte, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Ihre genauen Worte waren: >Hast du nicht schon genügend Schaden angerichtet, hast du mir nicht schon genug genommen? Warum lässt du mich nicht endlich in Ruhe?<«
    Peabody starrte auf den Gehweg, sah wieder alles vor sich. Hörte nochmals jedes Wort, das gesprochen worden war. Die Verzweiflung in der Stimme der inzwischen toten jungen Frau. »Ich dachte, ich hätte gehört, dass sie eine Antwort von jemandem bekam, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Sie sprach einfach zu laut und zu schnell. Ich beschloss, mich ihr weiter zu nähern und auf mich aufmerksam zu machen.«
    Blind starrte sie auf einen oberhalb von Eves Schulter gelegenen Fleck. »Zu gleicher Zeit kam aus Richtung Westen ein Taxi angefahren. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf die Straße, direkt vor das sich ihr nähernde Fahrzeug. Der Fahrer versuchte noch zu bremsen und ihr auszuweichen, aber es war unmöglich und so fuhr er sie geradewegs um.«
    Sie machte eine Pause und atmete stöhnend durch. »Wegen des Nebels hatte man eine ziemlich schlechte Sicht, aber selbst unter besseren Bedingungen hätte der Chauffeur den Zusammenstoß wohl kaum vermeiden können.«
    »Verstehe. Fahren Sie fort.«
    »Wenige Sekunden später hatte ich sie erreicht und obwohl deutlich zu erkennen war, dass sie bereits tot war, habe ich die Sanitäter angerufen und versucht, Sie über Ihr

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