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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Handy zu erreichen. Als ich damit keinen Erfolg hatte, habe ich Sie zu Hause angerufen, um Ihnen von dem Vorfall zu berichten. Entsprechend Ihren Anweisungen habe ich auch der Zentrale den Unfall gemeldet, die Entsendung eines uniformierten Beamten erbeten und den Unfallort gesichert.«
    Es war die Hölle, wenn man zu spät kam, um zu helfen, und Eve wusste, dass auch das allergrößte Mitgefühl nicht gegen die bitteren Schuldgefühle ankam. Also behielt sie ihr Mitgefühl für sich. »Sehr gut, Officer. Das da ist der Fahrer?«
    Peabody starrte weiter unverwandt geradeaus und sagte mit hohler Stimme: »Ja, Lieutenant.«
    »Sorgen Sie dafür, dass sein Fahrzeug technisch untersucht wird und dann sprechen Sie mit den Sanitätern um herauszufinden, ob er in seinem Zustand eine Aussage machen kann. «
    »Sehr wohl, Madam.« Peabody ballte die Fäuste an den Seiten ihres Kleides und erklärte mit zitternder Stimme. »Vor kaum einer Stunde haben Sie noch mit ihr zusammen an einem Tisch gesessen. Und trotzdem ist Ihnen das, was passiert ist, völlig egal.«
    Eve wartete, bis Peabody sich ihren Aufgaben widmete, ehe sie neben Alices Leiche trat. »Das ist es mir ganz sicher nicht«, murmelte sie. »Und genau das ist das Problem.«
    Sie griff nach ihrem Untersuchungsset, ging neben der Toten in die Hocke und machte ihren Job.
    Es war kein Mord gewesen. Rein technisch gesehen hätte Eve den Fall nach Peabodys Bericht und der Aussage des schluchzenden Taxifahrers an die Verkehrspolizei weiterleiten müssen. Doch sie verfolgte, wie Alice in den Leichenwagen verfrachtet wurde und wusste, dass sie etwas Derartiges nicht tun würde.
    Sie warf noch einen letzten Blick auf den Ort des Geschehens. Es hatte beinahe gänzlich aufgehört zu regnen, ehe das Blut fortgewaschen worden war. Die kleine Gruppe der Schaulustigen trennte sich und riss, während sie sich zerstreute, den letzten dünnen Nebelschleier auseinander.
    Ein Abschleppwagen brächte das beschädigte Taxi zur Untersuchung auf den Parkplatz der Polizei.
    Unfälle, würden manche sagen, gab es immer wieder. Ebenso, dachte Eve, wie Mord.
    »Sie hatten einen langen Abend, Peabody. Am besten, Sie machen für heute Schluss, gehen nach Hause und legen sich ins Bett.«
    »Ich würde lieber bleiben, Lieutenant, und die Sache noch mal durchgehen.«
    »Sie helfen weder ihr noch mir, solange Sie die Sache nicht objektiv betrachten können.«
    »Ich bin durchaus noch arbeitstauglich, Madam. Und meine Gefühle gehen außer mir niemanden etwas an.«
    Eve packte ihr Untersuchungsset zusammen und sah ihre Assistentin scharf an. »Das stimmt. Nur sorgen Sie dafür, dass Sie mich nicht in meiner Arbeit stören.« Sie zog ihren Recorder aus der Tasche und hielt ihn Peabody unter die Nase. »Für’s Protokoll, Officer. Wir werden jetzt die Wohnung des Opfers untersuchen.«
    »Haben Sie die Absicht, ihre nächsten Angehörigen zu verständigen, Madam?«
    »Das machen wir, wenn wir hier fertig sind.«
    Sie gingen Richtung Osten zurück zu Alices Haus. Sie war nicht weit gekommen, dachte Eve, gerade mal einen Block. Was hatte sie aus dem Haus getrieben? Und was auf die Straße, genau in dem Moment, in dem das Taxi herangerast war?
    Alices Wohnung lag in einem hübschen, restaurierten, dreistöckigen Gebäude aus rötlichbraunem Sandstein. In die gläserne Haustür waren Pfauen eingraviert. Die Sicherheitskamera lief und die Schlösser waren auf die Handabdrücke der Bewohner programmiert. Eve öffnete das Schloss mit ihrem Generalschlüssel und betrat ein kleines, blitzsauberes, mit künstlichem Marmor ausgelegtes Foyer. Der mit schimmernder Bronze ausgeschlagene Fahrstuhl trug sie mit einem leisen Summen in den dritten Stock.
    Alice, dachte Eve, hatte offenbar genügend Geld zum Ausleben ihres guten Geschmacks gehabt. In der dritten Etage gab es drei Apartments, und wieder öffnete Eve mit ihrem Generalschlüssel die Tür.
    »Lieutenant Eve Dallas und Officer D. Peabody betreten die Wohnung der Verstorbenen, um sich dort routinemäßig umzusehen. Licht an«, befahl sie und runzelte, als alles dunkel blieb, überrascht die Stirn.
    Peabody streckte eine Hand aus und drückte auf einen Schalter. »Anscheinend hat sie die Stimmaktivierung nicht gemocht.«
    Sie befanden sich in einem farbenfrohen, voll gestopften Zimmer. Hübsche Stoffe waren über Stühle und Tische geworfen, und auf den Tapeten an den Wänden sprangen attraktive nackte Menschen und mythologische Tierfiguren fröhlich umeinander

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