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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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rechtzeitig auffing und schützend an sich zog. »Sie haben es im Rauch gesehen.« Eve legte den Kopf schräg. »Das ist wirklich praktisch. Eventuell sollte ich selbst auch mal einen Blick in den Rauch werfen, um zu sehen, wer ihm die Kehle durchgeschnitten hat.«
    »Außer Ihrer eigenen Unwissenheit würden Sie ganz sicher nichts entdecken.« Selina stützte sich auf Alban, schleppte sich in Richtung Sofa, nahm mit raschelnden Kleidern Platz und nahm seine Hand. »Es geht schon wieder.«
    »Meine Liebe.« Er hob ihre Hand an seine Lippen. »Ich werde dir ein Beruhigungsmittel holen.«
    »Ja, ja, danke.«
    Während er lautlos aus dem Zimmer eilte, neigte sie den Kopf. Oh, es fiel ihr schwer, nicht selbstzufrieden zu grinsen, nicht ständig die wunderbaren Bilder von dem Ritual, dem Opfer, dem Blut vor sich zu sehen.
    Und nur sie und Alban wussten um die Macht des Augenblicks, in dem Lobar dem Meister geopfert worden war.
    Nur sie wusste, wie erregend es war, brachte man eigenhändig ein solches Opfer dar. Die Erinnerung rief einen wohligen Schauder in ihr wach. Die Art, in der Lobar sie angesehen hatte, die Art, wie das Athame kalt in ihrer Hand gelegen hatte. Und dann die Fontäne heißen Blutes, als sie es benutzt hatte.
    Bei dem Gedanken an den Schock und die Wut, die Eve empfunden haben musste, als sie Lobar direkt vor dem Eingang ihres geheiligten Zuhauses vorgefunden hatte, hätte Selina beinahe gekichert. Wie um ein Schluchzen zu unterdrücken, hob sie eine Hand an ihren Mund.
    Alban war ein Genie, denn nur ein Genie hatte einen Sinn für eine derart wunderbare Ironie.
    »Visionen können ein Segen sein oder ein Fluch«, fuhr sie mit tragischer Stimme fort. »Ich betrachte sie lieber als Segen, selbst wenn ich darunter leide. Lobars Tod ist ein schwerer Verlust.«
    »Sie tragen ein bisschen zu dick auf, finden Sie nicht auch?«
    Selina riss den Kopf hoch und in ihren Augen glitzerte etwas, das weniger als Trauer als vielmehr als blanker Hass zu bezeichnen war. »Machen Sie sich nicht über meine Gefühle lustig, Dallas. Bilden Sie sich ein, dass ich, nur weil ich mächtig bin, keine Gefühle habe? Ich fühle, ich empfinde. Ich blute«, fügte sie hinzu, fuhr sich blitzschnell mit einem ihrer langen, todbringenden Fingernägel über den eigenen Handballen und dunkelrotes Blut perlte aus der Wunde auf.
    »Eine Demonstration wäre nicht erforderlich gewesen«, erklärte Eve mit gleichgültiger Stimme. »Ich weiß, dass Sie bluten. Und dass Lobar geblutet hat.«
    »Seine Kehle. Ja, das habe ich im Rauch gesehen.« Als Alban mit einer flachen Silberschale in der Hand zurückkam, streckte sie den Arm aus. »Aber da war noch mehr. Etwas anderes.« Sie nahm die Schale und hob sie an ihre Lippen. »Eine Verstümmelung. Oh, wie sehr sie uns verachten.«
    »Sie?«
    »Die Schwachen und die Weißen.«
    Sie zog ein schwarzes Tuch aus der Tasche ihrer Robe, hielt es Alban, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, hin, und er hob ihre verletzte Hand erneut an seine Lippen, ehe er sie mit geschickten Bewegungen verband.
    »Diejenigen, die unseren Meister hassen«, fuhr sie mit ihrer Erklärung fort. »Und vor allem diejenigen, die die Magie der Narren praktizieren.«
    »Dann war es Ihrer Meinung nach also ein Mord aus religiösen Gründen.«
    »Natürlich. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Sie trank das Beruhigungsmittel aus und stellte die Schale auf die Seite. »Sie etwa?«
    »Ich habe jede Menge Zweifel, aber schließlich muss ich meine Ermittlungen auch auf die altmodische Art und Weise durchführen. Ich kann mich nicht einfach an den Teufel wenden und ihn um Rat bitten. Lobar war letzte Nacht hier.«
    »Ja, bis kurz vor drei. Er hätte bald einer der Unseren werden sollen.« Seufzend fuhr Selina mit ihren rot lackierten Fingernägeln über Albans Arm. »Eine seiner letzten Handlungen war, dass er seinen Leib mit dem meinen vereinigt hat.«
    »Sie haben also letzte Nacht mit ihm geschlafen.«
    »Ja. Sex ist ein wichtiger Bestandteil unserer Rituale. Und letzte Nacht hatte ich ihn erwählt.« Sie erschauderte erneut, denn sie hatte die Wahl getroffen. Und die Tat vollbracht. »Etwas muss mir gesagt haben, dass ich ihn nehmen soll.«
    »Vielleicht ein Vogel. Ein großer schwarzer Vogel.« Eve zog eine Braue in die Höhe und sah Alban an. »Dann haben Sie also kein Problem damit zuzugucken, wie andere Männer mit Ihrer… Gefährtin Sex haben. Die meisten Männer sehen das ein bisschen anders. Sie hätten

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