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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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blieb ihr nicht verborgen, dass Peabody, als sie vor Selinas Wohnung hielten, ängstlich das Gesicht verzog, doch sie ging nicht weiter darauf ein. Es fing an zu regnen, der unvermittelt bleierne Himmel schüttete einen überraschend kalten Schauer über ihnen aus und der Wind pfiff durch die lange Straßenschlucht und biss schmerzhaft in jeden Flecken unbedeckter Haut.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite duckte sich ein Mann unter einem schwarzen Regenschirm und betrat eilig ein Geschäft, auf dessen Tür neben den Worten The Arcane ein grinsender Totenschädel prangte.
    »Der perfekte Tag für einen Besuch bei einer Dienerin des Satans.« Peabody zwang sich zu einem, wenn auch etwas schiefen Grinsen. Sie, die tapfere Polizistin, hatte sich ihre Angst vor Hexen eingestehen müssen, und so befingerte sie das in ihrer Tasche steckende kleine Büschel Johanniskraut, das ihrer Mutter zufolge ein Schutz gegen schwarze Magie und alles Böse war.
    Wie bei ihrem ersten Besuch mussten sie erst die Sicherheitsprüfung über sich ergehen lassen, nur, dass die Wartezeit dieses Mal länger und aufgrund des immer stärker werdenden Regens unangenehmer war. Blitze zuckten über den Himmel und tauchten die Umgebung sekundenlang in leuchtend blutrotes Licht.
    Eve lugte erst nach oben und dann auf ihre Assistentin und erklärte mit einem harten, kalten Lächeln: »Das Ambiente ist geradezu perfekt.«
    Sie zogen eine Wasserspur durch das Foyer des Hauses und den Fahrstuhl bis in den Flur von Selina Cross’ Appartement.
    Alban war derjenige, der sie dieses Mal empfing. »Lieutenant Dallas.« Er reichte ihr eine mit einem einzigen dicken Silberring geschmückte, wunderbar geformte Hand. »Ich bin Alban, Selinas Gefährte. Sie meditiert gerade und ich möchte sie nur ungern dabei stören.«
    »Lassen Sie sie meditieren. Sie reichen uns fürs Erste.«
    »Tja, dann kommen Sie herein und nehmen Sie Platz. Bitte.« Sein weltgewandtes, ein wenig förmliches Benehmen stand in seltsamem Kontrast zu dem schwarzen, an der Brust offenen Ledereinteiler, den er trug. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht einen Tee, um die Kälte zu vertreiben? Das Wetter hat eine wirklich interessante Veränderung durchgemacht.«
    »Nichts.« Eher hätte Eve freiwillig eine Dosis Zeus genommen als etwas zu trinken, was hier in dieser Wohnung gebraut worden war.
    Die Düsterkeit passte hierher. Das trübe Licht, das böse Zischen des Regens und des Windes vor den Fenstern. Und Alban mit seinem hübschen, sinnlichen Gesicht und dem Körper eines Kriegergottes war der perfekte gefallene Engel.
    »Ich wüsste gerne, wo Sie letzte Nacht zwischen drei und fünf Uhr waren.«
    »Zwischen drei und fünf?« Er blinzelte, als müsse er erst nachrechnen, was für eine Zeit das war. »Letzte Nacht – oder eher heute Morgen. Tja, hier. Ich glaube, wir kamen kurz vor zwei aus dem Club zurück. Und heute waren wir noch gar nicht vor der Tür. «
    »Wir?«
    »Selina und ich. Wir haben noch einen Hexensabbat abgehalten, der allerdings schon gegen drei vorbei war. Selina fühlte sich nicht ganz wohl, also haben wir ihn vorzeitig beendet. Normalerweise bewirten wir unsere Gäste anschließend noch oder es folgt noch ein kleineres, privates Ritual.«
    »Aber gestern nicht.«
    »Nein. Wie gesagt, Selina fühlte sich nicht ganz wohl, also gingen wir früh zu Bett. Früh für uns«, erklärte er mit einem Lächeln. »Wir sind Nachtmenschen.«
    »Wer hat alles an dem Hexensabbat teilgenommen?«
    Seine Miene wurde ernst. »Lieutenant, Religion ist eine Privatsache. Und selbst in der heutigen Zeit werden Menschen wie wir immer noch verfolgt. Namen werden bei uns demnach diskret behandelt.«
    »Eins der Mitglieder Ihres Vereins wurde letzte Nacht ziemlich indiskret ermordet.«
    »Nein!« Er stützte sich mit der Hand auf der Sessellehne ab und stand langsam, wie unter Mühen, auf. »Ich wusste, dass etwas Schreckliches passiert war. Sie war so furchtbar unruhig.« Er atmete tief ein. »Wer?«
    »Lobar«, sagte Selina, während sie durch eine schmale Bogentür aus dem Nebenzimmer kam. Ein Schatten lag über ihrem kreidigen Gesicht und ihre schwarzen Haare hingen wie ein dunkler, nur über ihren vollen Brüsten geteilter Schleier vor ihrem schmalen Leib. »Es war Lobar«, wiederholte sie. »Ich habe es eben im Rauch gesehen, Alban.« Sie presste eine Hand an ihren Kopf und schwankte.
    »Was für ein Theater«, murmelte Eve, als Alban durch das Zimmer eilte, sie gerade noch

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