Der Kuss Des Kjer
vorwärts, in Richtung des Pferdes, das bei ihrem Anblick schnaubend den Kopf aufwarf. »Das ist ein Ashentai, ein Schlangenpferd! Sie sind darauf abgerichtet, jeden Fremden zu töten, der sich ihnen nähert. Ein Tritt von ihm hätte genügt, um Euch den Schädel zu zerschmettern.« Er zog sie zu sich herum, damit sie ihn ansah. »Ihr werdet Euch nie wieder einem dieser Tiere nähern, es sei denn, einer von uns ist dabei! - Habt Ihr das verstanden, Weib?« Er schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen und sie das »ja!« nur hervorkeuchen konnte.
»Gut! « Unvermittelt ließ er sie los - um ein Haar wäre sie gestürzt, hätte er nicht schnell wieder zugefasst. »Und nun reden wir davon, was Ihr hier zu suchen hattet.«
Unsanft schleppte er sie unter den Bäumen heraus auf die Lichtung zurück. Lijanas musste rennen, um mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Neben dem gelöschten Lagerfeuer stieß er sie ins Gras. Sein Arger war noch immer nicht verraucht.
»Ich gestehe jedem einen Versuch zu, davonzulaufen. - Auch wenn das hier eben unüberlegt und dumm von Euch war, Heilerin.«
»Ach, Ihr hättet es natürlich viel geschickter angestellt, was?«, schnappte Lijanas dagegen und verfluchte im gleichen Herzschlag ihre vorlaute Zunge, da er sich bedrohlich über sie beugte.
»Zumindest hätte ich gewartet, bis es dunkel gewesen wäre.«
Danke für den Rat! Sie blickte zur Seite - und schreckte zurück, als er sich unvermittelt neben ihr auf die Fersen niederkauerte, sie am Kinn packte und grob zwang, ihn anzusehen.
»Ich will Euer Wort, dass das eben Euer erster und letzter Flucht, versuch war, Heilerin!«, verlangte er in erschreckend ruhigem Ton.
Mit einem Ruck befreite Lijanas sich aus seinem Griff und rutschte ein Stückchen von ihm weg.
»Wenn Ihr eine fügsame Gefangene wollt, die allein bei Eurem Anblick auf die Knie fällt und um Erbarmen ... - He! Was macht ... « Einen fassungslosen Moment beobachtete sie, wie er ein Stück ihres Gewandsaumes abriss, doch als sie ihn daran hindern wollte, noch mehr Schaden anzurichten, hatte er den Streifen blitzschnell um ihre Handgelenke geschlungen und festgezogen. Mit einem empörten Schrei versuchte sie loszukommen, biss, kratzte und trat nach ihm - kaum mehr als zwei oder drei Herzschläge später lag sie dennoch hilflos am Boden, die Hände an ihre Knöchel gefesselt. Wütend funkelte sie ihn von unten herauf an. »Macht mich los!
Sofort! «
Ungerührt richtete er sich auf Mit einer gewissen Genugtuung stellte Lijanas fest, dass er einen blutenden Kratzer auf der Wange hatte.
» Ihr könnt mich hier nicht liegen lassen wie irgendein - Bünde del .« Gnädige, hab Erbarmen. Ich keife wie ein Waschweib. - Warum schaut er mich so seltsam an?
Als sie den Kopf hob und seinem Auge folgte, schoss ihr die Röte ins Gesicht. Bei all ihrem Gezappel war ihr Gewand bis über die Knie emporgerutscht. Sie sah zu ihm hoch - unter einer gehobenen schwarzen Braue erwiderte er ihren Blick. Dann kauerte er sich erneut langsam neben ihr nieder und streckte die Hand nach ihren Beinen aus.
Plötzlich war ihre Kehle eng.
Nein, Gnädige, bitte! Nicht so! Nicht er!
Ängstlich folgte sie seiner Bewegung - seine Finger streiften sie nur kurz, als er ihr Gewand wieder sittsam bis zu ihren Knöcheln hinabzog. Noch immer in der Hocke, sah er sie an. Lijanas schluckte trocken.
Die Ewigkeit endete, als er abrupt aufstand. »Bis ich Euch holen komme, will ich keinen Laut von Euch hören, Heilerin! « Damit wandte er sich ab und ging zu den Pferden hinüber.
Lijanas legte den Kopf in den Nacken und schrie.
***
Grobian! Mistkerl! Bastard! Ekel! Rohling! Flegel! Hurensohn!
Er hatte es tatsächlich getan. Er war zurückgekommen, hatte einen weiteren Fetzen Stoff aus ihrem Gewand gerissen und ihr in den Mund gestopft. Dann war er wieder gegangen. Einige Zeit hatte sie noch gegen ihren Knebel angebrüllt, mit dem Erfolg, dass ihr nun der Hals schmerzte. Irgendwann hatte sie sich darauf verlegt, ihn stumm mit allen Schimpfnamen zu bedenken, die sie kannte. Sie hatte feststellen müssen, dass es nicht allzu viele waren.
Mit einem leisen Stöhnen bewegte sie die Handgelenke in ihren Fesseln. Ihr Rücken tat weh.
Widerling!
Sie ballte die Fäuste, als das leise Klirren von Sattelzeug und gedämpfter Hufschlag seine Rückkehr ankündigten. Sollte er nur nicht glauben, dass sie von jetzt an fügsam seinen Befehlen gehorchte.
***
Wie lange es her war, dass er mit
Weitere Kostenlose Bücher