Der Kuss Des Kjer
Hand verharrten die Finger. Sie sprach leise weiter. » Ich habe eine schlechte Nachricht für dich. - Du bist der Cogén einer Seelenhexe. Meiner! «
Eine ganze Zeit lag er vollkommen reglos, doch dann begannen seine Schultern zu zucken. Fassungslos blickte sie ihn an. Er lachte. Dem Stöhnen nach zu urteilen, das dabei immer wieder aus seiner Kehle kam, musste es ihm Schmerz bereiten, aber er konnte scheinbar nicht damit aufhören. Schließlich war es vorbei und er lag mit qualvoll verzerrten Zügen da und rang in harten, keuchenden Stößen nach Atem. Lijanas setzte den Becher mit dem schmerzlindernden Trank an seine Lippen, ohne ihn zu fragen, ob er etwas davon wollte. Erneut stützte sie behutsam seinen Kopf, während er einige Schlucke nahm und anschließend auf die Kissen zurücksank. Ein letztes Zögern, dann stellte sie die Medizin wieder beiseite und beugte sich abermals über ihn.
Schwach wandte er ihr das Gesicht zu. »Was hat Ahmeer ... dazu gesagt, dass ... dass er mich in ... deiner Nähe ... dulden muss?« Sein Blick war trüb vor Erschöpfung.
»Er hat dazu nichts mehr zu sagen! «
Wieder lag er mehrere mühsame Atemzüge reglos. »Was ist ... passiert?«, fragte er dann und Lijanas konnte Sorge in seiner Stimme hören.
»Ahmeer ist nicht mehr mein Bräutigam. Ich habe mich von ihm losgesagt.« Zaghaft legte sie die Hand wieder über seine. »Ich habe erkannt, dass ich einen anderen liebe.«
Die Stille kehrte zurück. Sein Blick lag auf ihrer Hand. - Und dann wurde ihr bewusst, woran genau er hing: An dem schmalen Ring aus grünem Stein und Gold an ihrem Finger, den Ahmeer ihm gestohlen hatte. Etwas in ihrem Inneren verkrampfte sich.
»Ahmeer hat ... Ich ... « Sie verstummte hilflos.
Mordan schien sie gar nicht gehört zu haben. » Er ... passt. Ich ... wusste es. - Könnte dieser andere ... vielleicht. ... vielleicht ein ... ein Kjer ... sein?« Sie konnte sehen, wie er vergeblich gegen die Müdigkeit ankämpfte.
Ihr Herz schlug schneller, drohte zu zerspringen. Der Knoten in ihrem Bauch war wieder da. Größer als jemals zuvor. »Könnte! Wenn ... wenn er der Richtige ist, ja! «
»Sie werden mich ... nach Hause bringen ... nach Turas.« Er zögerte, leckte sich mühsam die Lippen, sah ihr wieder in die Augen. »Vielleicht möchtest du ... mitkommen - als meine ... Gemahlin! «Ehe sie antworten konnte, redete er schon weiter. »Du musst ... dich nicht sofort ... sofort entscheiden.« Er blinzelte mehrmals. »Du weißt, was du ... du in mir ... bekommst. Ich bin ... arrogant ... jähzornig ... ungehobelt ... anmaßend ... stur ... stur ... und ... « »Ja!«
Verwirrt runzelte er die Stirn.
»ja, du bist arrogant, jähzornig, ungehobelt, anmaßend, stur und herrisch - und trotzdem: ja, ich komme mit nach Turas! «
Lange stieß er die Luft aus. »Sicher?«
»Ja! - Unter einer Bedingung.«
Unter ihrer Hand erstarrte seine. Abermals leckte er sich über die Lippen. »Was ... ?«
Lijanas beugte sich weiter vor, näher zu ihm, schob behutsam erneut die Finger in das, was von seinem Haar übrig war. »Du lässt zu, dass ich mich auch um dein Auge kümmere! «
Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. Einen Moment lang schien er nicht zu begreifen, dann huschte Bedauern über seine Züge. »Findest du ... du mich mit ... nur einem Auge so ... abstoßend?«
»Gnädige, Nein! « Hastig schüttelte Lijanas den Kopf. Dann sog sie die Lippe zwischen die Zähne. Mit einem Mal saß ein Zittern in ihrem Inneren.
Sie wagte die Frage kaum zu stellen. »Findest du mich denn abstoßend?
Ich meine ... mit diesen ... « Es gelang ihr nicht, den Satz zu beenden.
Stattdessen hob sie den Arm, damit er ihre Schuppen sah.
Mordan wandte sich ihr ein kleines Stückchen weiter zu, bemühte sich offenbar, wach zu bleiben. Sein Daumen strich über die Seite ihrer Hand, federleicht. Der Nagel fehlte. Was hatten sie ihm angetan? »...
wunderschön ... Feuer lässt sie ... schimmern ... Meine kleine Schlange.«
Seine Stimme war zu einem Murmeln herabgesunken. »... küss mich. «
»Was?« Entsetzt riss Lijanas den Blick von seiner Hand los. Unwillkürlich huschten ihre Augen zu seinen Lippen, - selbst die leichteste Berührung ...
»Nein. Ich will dir nicht wehtun.«
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. » ... du nicht. Niemals.« Schwach mühte er sich, den Kopf zu heben. Sein Körper verkrampfte sich vor Schmerzen.
»Nicht!« Lijanas schob rasch die Hand in seinen Nacken, um ihn zu stützen.
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