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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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lassen - ist er von einem Armbrustbolzen getroffen worden? Steckt er am Ende noch in seinem Körper? Hat er Brachan deshalb mit nach oben genommen, bevor wir aufgebrochen sind? Damit er ihm die Wunde verbindet? Verliert er die ganze Zeit schon so viel Blut oder ist die Wunde während des Ritts wieder aufgebrochen? - Gnädige Göttin, ich hätte merken müssen, dass er verletzt ist! Aber es hatte keine Anzeichen dafür gegeben. Oder? Das Blut auf meinem Gewand war nicht von den beiden Toten - es war von ihm. Der blutige Abdruck, den seine Ohrfeige in meinem Gesicht hinterlassen hat - es war sein Blut. Und die Nässe auf seiner Hand, als er mir in dem Durchgang den Mund zugehalten hat ... Sie schauderte und schloss für einen Moment die Augen. Bei ihrem Aufbruch aus Cavallin hatte er sich nichts anmerken lassen ...
    Und nun waren sie hier. Lijanas hatte den Eindruck, als seien sie diesem Bachlauf eine halbe Ewigkeit gefolgt. Seit Brachan sich von ihnen getrennt hatte, um eine falsche Fährte zu legen, und sie weiter in die Berge hinauf geschickt hatte, war Mordan wieder und wieder gestürzt, und inzwischen fiel es ihm immer schwerer, in dem kaum knöchelhohen Wasser einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Gebell der Hunde kam langsam näher. Sie sah zu dem dunklen Krieger hin. Wenn ich den Knebel aus meinem Mund zerre und schreie ... Werde ich ihn mir lange genug vom Leib halten können, bis Ahmeer und seine Männer uns gefunden haben? Er hat kaum noch Kraft.
    In der Ferne erklangen Rufe. Erschreckend mühsam hob Mordan den Kopf, lauschte, dann schaute er sie an. Es war, als hätte er ihre Gedanken gelesen, vielleicht hatte sie auch eine Bewegung gemacht, die ihre Absicht verraten hatte.
    Unvermittelt hatte er den Riemen zwischen ihren Handgelenken und seinem zwei Mal um ihren Hals geschlungen, seinen Arm um ihre Schultern gelegt und sich schwer auf sie gestützt. Lijanas wankte unter seinem Gewicht und stöhnte leise hinter ihrem Knebel, als sie einen Dolch in seiner Hand glänzen sah und einen Atemzug später die Spitze der Klinge ganz leicht an ihren Rippen spürte. Es war eine Warnung, nicht mehr - aber auch nicht weniger. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Auf sein heiseres »Vorwärts!« setzte sie sich zögernd in Bewegung. Was geschah, wenn er wieder stürzte»? Sie spürte den Riemen auf ihrer Kehle. Beinah ohne ihr Zutun streckten sich ihre Hände aus, packte sie seinen Gürtel, um ihn zusätzlich zu stützen.
    Sein Mund verzog sich bitter, während sie zusammen weiterwankten. Das Kläffen der Hunde und die Stimmen ihrer Verfolger kamen näher. Plötzlich wünschte Lijanas, Ahmeer wäre niemals in Cavallin aufgetaucht.
    Sie war am Ende ihrer Kräfte, als die Felswand vor ihnen auf, ragte und es nicht mehr weiterging. Gischtende Wasserkaskaden sprangen über ein paar Felstreppen herab, sammelten sich in einem Becken, das nicht mehr als knietief war, und flossen dann als kleiner Bachlauf bergab. Sein Wasser gurgelte um ihre Beine. Hilflos blickte sie Mordan an. Seine keuchenden Atemzüge waren direkt neben ihrem Ohr, ganz langsam ging er in die Knie, zog sie mit sich, sein Kopf sank erschöpft auf die Brust.
    Sie hob verstohlen die Hände, wollte den Riemen von ihrer Kehle lösen -der Dolch drückte sich gegen ihre Seite. Ihre Hände fielen wieder herab. Das Bellen der Hunde war lauter geworden. jetzt waren die Rufe der Männer deutlich zu hören. Die ersten Sonnenstrahlen suchten sich einen Weg zwischen den zerklüfteten Felsen hindurch, trafen auf den kleinen Wasserfall und verwandelten ihn und die spritzen, den Wassertropfen in eine glänzende Wand hinter einem Regen aus funkelnden Diamanten. Schwerfällig kämpfte der schwarzhaarige Krieger sich wieder in die Höhe, taumelte vorwärts und zerrte sie mit sich - durch das gischtende Wasser hindurch in den Schutz der untersten Felsplatte.
    Hinter dem Wasservorhang war eine winzige Kaverne verborgen, die kaum genug Platz für sie beide bot. Einen Herzschlag lang fragte sie sich, woher er von der kleinen Höhlung wusste, doch der Gedanke war vergessen, als er unvermittelt hart mit der Schulter gegen den Felsen sackte und sie eng an sich zog. Stammte die Wärme, die sie in ihrem Rücken spürte, von seinem Blut? Sie wagte es, ihn über die Schulter hinweg anzuschauen - und begegnete seinem Blick. Der Ausdruck in seinem Auge erinnerte sie an jenen, der in ihm gestanden hatte, als er sie auf dem Markt zu sich herumgerissen hatte. >Und ich dachte, ich

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