Der Kuss Des Kjer
gurrende Gelächter der Frau half ihr dabei. Als sie wieder zu ihr und Mordan schaute, sank der schwarzhaarige Krieger gerade auf einen der Stühle. Als wäre das eine Aufforderung, drängte die Kjer sich abermals an ihn.
Ihre Hände zerrten an seinem Gürtel, mit einem leisen Scheppern fiel der Waffengurt mit den Schwertern zu Boden. Dann wandten ihre Finger sich den Schnüren seines Wams' zu, nestelten sie auf, ohne dass sie den seltsamen Blick bemerkte, mit dem er ihren Bewegungen folgte. Lijanas sah es sehr wohl, verzweifelt zerrte sie an ihren Fesseln, ignorierte das Feuer in ihrem Rücken. Schließlich richtete die Frau sich langsam auf, schob das Wams gänzlich von seinen Schultern, bedeckte dabei unablässig seine Brust durch die Tunika hindurch mit Küssen, nur um sich dann seiner Hose zu widmen. Während ihre eine Hand hier an den Schnüren zerrte, strich die andere unter dem Stoff seinen Bauch aufwärts - bis sie plötzlich innehielt und mit einem überraschten Ausruf den Kopf hob.
Es war, als würde Mordan aus einer Trance erwachen. Abrupt stand er auf und stieß sie mit der gleichen Bewegung von sich, zum Ausgang des Zeltes hin, wo sie auf die Teppiche stürzte.
Seine Stimme war ein heiseres Knurren, während er sie - offenbar zu ihrem Entsetzen - fortschickte.
Mit flehend vorgereckten Händen erhob sie sich auf die Knie und wollte zu ihm zurückkriechen.
Mit einer einzigen Bewegung fegte er den Tisch leer, brüllte etwas.
Sie schrie auf und rannte aus dem Zelt.
Als Mordan sich zu ihr umwandte, hörte Lijanas auf, an ihren Fesseln zu zerren. Mit taumelnden Schritten kam er auf sie zu, seine Bewegungen waren erschreckend hölzern, sein Blick unstet. Sie sah, wie seine Lippen sich bewegten, hörte ihn etwas murmeln, ohne die Worte zu verstehen. Knapp vor ihr blieb er stehen, die Hände halb erhoben, die Finger zu Klauen gekrümmt. Lijanas wich so weit vor ihm zurück, wie die Fesseln es ihr erlaubten. Unvermittelt knickten seine Knie ein und er stürzte ohne einen Laut zu Boden.
***
Als sie die Doppelflügel der Tür zum Audienzsaal aufstieß und direkt auf den Fürsten zu marschierte, starrten die adligen Speichellecker und Bittsteller sie empört an.
Stunde um Stunde hatten sie gewartet, Diener mit Gold bestochen, um vorgelassen zu werden, und jetzt erdreistete sie sich, hier einfach hereinzuplatzen. Wie stets kümmerte Eliazanar sich nicht darum. Ehrerbietig verneigte sie sich vor ihrem Herrn, der langsam die Pergamente sinken ließ, die er soeben noch studiert hatte. Sie sah die böse Vorahnung in seinem eisgrauen Blick. Auf einen kurzen Wink von ihr drängten die Wachen die neugierig lauschenden Anwesenden ein Stück zurück.
»Mein Fürst, ich fürchte, ich bringe schlechte Nachrichten.« Behutsam zeigte sie ihm, was sie die ganze Zeit in ihrer Armbeuge geborgen hielt. » Das ist eine der Tauben, die ich Prinz Ahmeer mitgab, damit er mir, wenn nötig, eine Botschaft schicken könnte. - Sie kam eben in den Schlag zurück. Eine Botschaft hatte sie keine, aber dies hier! «
Sie hielt den Vogel so, dass er die rostfarbenen Flecken auf dem Gefieder erkennen konnte.
»Blut?«
»Ja, mein Fürst. Jemand hat das Tier verletzt. Ich vermute, dass auf es geschossen wurde, als es fliegen gelassen wurde.«
»Die Kjer?«
»Ich befürchte es, mein Fürst. - Habe ich Eure Erlaubnis, mit einem Teil meiner Männer aufzubrechen und nach dem Prinzen zu suchen?«
»Natürlich, Eliazanar. Ich gebe Euch freie Hand! - Und bringt mir die Kjer-Bestie, die für all das verantwortlich ist! «
Astrachars Heermeisterin verneigte sich erneut, entfernte sich rückwärts von ihrem Herrn, ehe sie in ihren blutfarben wehenden Gewändern herumwirbelte und mit langen Schritten den Saal verließ.
***
Brennendes Feuer! Überall! jemand hatte ihm das Blut aus den Adern gesogen und es durch kochendes Gift ersetzt. Stimmen über ihm. - Der Igel ... - Stimmen, die sich in einer fremden Sprache unterhalten. Eine Hand in seinem Nacken. - Der Igel jagt das Wiesel ... - Schmerz an seinen Lippen, als ein Becher an seinen Mund gedrückt wird.
Warum quält ihr mich? Was habe ich getan? Eine Stimme, die ihm zu trinken befiehlt.
Lasst mich! Lasst mich, ich will nicht! Er friert und verbrennt gleichzeitig. - ... das Wiesel, rundherum... - Bitterkeit füllt seinen Mund, er würgt, kämpft. Hände halten seine fest. Er kann nicht schlucken. Er kann nicht atmen. Plötzlich weiß er, wer sich über ihn beugt. Arkell! Arkell, der
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