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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Kräfte. Sie hielt den Atem an, als ihr klar wurde, in welcher Gefahr sie sich tatsächlich befand.
    »Bitte, Ihr müsst ... « Ihre Worte endeten in einem Stöhnen, als er noch fester zufasste.
    »Ich will keinen Laut von Euch hören, Heilerin.« Im nächsten Moment stieß er sie zurück, dass sie mit einem leisen Schrei in den Armen von zwei Krieger landete, warf einem der beiden das Ende ihrer Fessel zu und gab einen scharfen Befehl. Die Männer nickten knapp und zerrten Lijanas zwischen den anderen Kjer hindurch davon auf ein großes Rundzelt zu, neben dem das Banner des zweiköpfigen Wolfes auf tiefrotem Grund aufgepflanzt war und vor dessen Eingang Wachen standen. Schon als sie die Standarte zum ersten Mal gesehen hatte, als sie Zeuge von Jerdts Wut und seinem Entsetzen geworden war, als Mordan plötzlich hinter ihm stand, hatte sie endgültig aufgehört zu hoffen. Die Krieger schleppten sie durch den mit Leder verhängten Eingang des Zeltes und sie konnte sich nicht mehr länger an den Gedanken klammern, dass Ahmeer sich getäuscht hatte, dass Mordan nur irgendein hochrangiger Kessanan-Krieger war. Er war tatsächlich einer der drei Heerführer König Haffrens! Schlimmer noch: Er war wahrhaftig der, den man Blutwolf nannte!
    Seltsam betäubt ließ sie es geschehen, dass die Männer sie bei einem der vier Seitenpfosten auf den mit Teppichen und Fellen bedeckten Boden zwangen und ihre Handgelenke über ihrem Kopf festbanden. In ihrem Rücken pochte Schmerz. Sie begriff kaum, dass die Krieger sie allein gelassen hatten, bis sich die Zeltklappe erneut hob und eine Frau hereintrat. Braune Augen musterten Lijanas abschätzig, während sie gemächlich näher kam und dabei mit einer ihrer dunkelblonden Locken spielte. Um ihren Mund lag ein erschreckend berechnender Zug, in den sich Häme mischte, angesichts der Fetzen, die die junge Heilerin nur noch am Leib hatte. Eine mit verschlungenen roten Symbolen geschmückte Hand strich über das sonnenfarbene Kleid, das sie selbst trug. Fein gewebtes Leinen umschmeichelte ihre langen Beine; auf einer Seite unter eine breite Seidenschärpe gesteckt, entblößte der Rock mehr, als schicklich gewesen wäre, während das Oberteil so eng anlag, dass sich ihr Körper deutlich darunter abzeichnete. Als die Frau Lijanas erreicht hatte, beugte sie sich vor, strich ihr wirres Haar zurück, griff grob hinein, betrachtete das silbrige Narbengeflecht an ihrer Schläfe und fuhr schließlich mit den Fingern darüber.
    Lijanas wich zurück, versuchte sich aus dem Griff der anderen zu befreien, doch die schnaubte nur verächtlich und berührte die weißsilbernen Schuppen auf Lijanas' Haut.
    Schließlich löste sie mit einem offenbar abfälligen Kommentar die Finger, wandte sich ab und ging zu dem Tisch hinüber, der - reich gedeckt - zusammen mit zwei fellgepolsterten Stühlen mit gebogenen Armlehnen -, in der gegenüberliegenden Seite des Zeltrunds stand. Mit nachlässigen Bewegungen goss sie Wein aus einer Karaffe in einen Becher aus gehämmertem Gold und nahm einen tiefen Schluck. Lijanas leckte sich bei diesem Anblick die Lippen. Ein katzenhaftes Lächeln auf den Zügen drehte die Frau sich zu ihr um, prostete ihr spöttisch zu und leerte den Becher.
    Lijanas schwieg, und nach einem weiteren hochmütigen Blick wandte die Kjer sich schließlich ab, stellte den Becher auf den Tisch zurück. Mit einem Ruck zog sie die beiden Hälften des dunklen Ledervorhangs beiseite, der den hinteren Teil des Zeltes vom vorderen trennte, und band sie an zwei der Seitenpfosten fest. Dann ließ sie sich mit dem Weinbecher in der Hand auf dem üppig mit weichen Fellen und seidenen Decken belegten Bett nieder, das hinter dem Vorhang verborgen gewesen war. Sie stützte sich halb auf einen Ellbogen, zupfte den Rock zurecht, dass er ihre Beine bis fast zu den Knien entblößte, warf Lijanas noch einen gehässigen Blick zu - und schien sich ans Warten zu machen.
    Erschöpft lehnte die Heilerin den Kopf auf ihre Arme, versuchte, für den Moment zu vergessen, wo sie war, und dankte einfach nur der Gnädigen Göttin dafür, dass sie sich nicht mehr länger in Jerdts Händen befand. Sie schloss die brennenden Augen.
    Jerdt war grausam - und genoss es. Mordan mochte brutal sein, doch grausam war er nicht. So war es zumindest bisher gewesen -doch wie mochte es jetzt sein? Er war unverkennbar wütend, sein Verstand im Moment getrübt. Was, wenn er sich dazu hinreißen ließ, sie jetzt sofort für ihre Flucht zu

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