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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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matt, seine Hände wanden sich in den weichen Leinenstreifen, die ihn ans Bett banden. Eine unnötige Grausamkeit gegen einen Kranken, der nichts von sich wusste, wie sie meinte. Doch Brachan hatte sich nicht mehr um ihre Einwände gekümmert und sei, ne Handgelenke an die Seiten des hölzernen Bettgestells gefesselt, nachdem Mordans Siegelring eine tiefe Schramme auf ihrer Haut hinterlassen hatte, als er im Fieberwahn um sich geschlagen hatte. Einen Moment murmelte sie ihm beruhigend zu, ehe sie den Schwamm erneut ins Wasser tauchte und damit über seine schlanken Beine fuhr. Ein Muskel zuckte an seinem Oberschenkel, knapp über der Narbe, die wohl von einer Pfeilwunde stammen mochte.
    Inzwischen kannte sie all die fahlen Male auf seiner Haut, die von alten Wunden kündeten. Manche konnte sie zuordnen, andere verwirrten sie - wie die kleinen Ovale, die seine Unterschenkel bis zu den Knien bedeckten und die sie auch auf seinen Schultern und Armen, ja sogar auf seinen Handgelenken und den Händen gefunden hatte; Narben, die so alt waren, dass man sie kaum noch erkennen konnte, und die Zeugnis ablegten von Dingen, die man ihm als Kind angetan haben musste.
    Sacht deckte sie ihn wieder zu, beugte sich über ihn, betrachtete ihn eine kleine Weile schweigend und lauschte auf seine keuchenden Atemzüge, ehe sie sich wieder aufrichtete, den Becher zur Hälfte mit Eiswurzsud füllte und den Krug mit dem Honig, Wasser in ihre Reichweite stellte. Ein letztes, langes Luftholen, bei dem sie sich wieder für einen mühevollen Kampf wappnete. Dann fasste sie den Becher fester und schob den Arm unter Mordans Nacken, um ihm von der Fiebermedizin einzuflößen und vielleicht sogar noch ein wenig Honigwasser in ihn hineinzuzwingen - sie schaffte es noch nicht einmal, seinen Kopf anzuheben, da bäumte er sich schon gegen sie auf.
    Lijanas wartete, ließ ihn toben, sprach nur leise und beruhigend auf ihn ein. Erfolglos.
    Er riss an seinen Fesseln, trat die Decken von sich und warf sich wild auf den Fellen herum, soweit die Leinstreifen an seinen Armen es ihm erlaubten. Sie verstand nicht, was er ihr atemlos entgegenschrie, doch es klang, als würde er sie aus tiefster Seele verfluchen. Lijanas hielt ihn fest, bis seine Kräfte ihn verließen und er schwer gegen sie fiel. Ihre Hand auf seiner Stirn verhinderte, dass er sich von ihr abwandte, als sie dann den Becher an seine zusammengepressten Lippen drückte. Einen Herzschlag versuchte er noch, den Kopf zurückzubiegen, sein Atem flog - dann lag er reglos in ihrem Arm. Vorsichtig neigte sie den Becher und träufelte ihm in winzigen Schlucken die Fiebermedizin in den Mund, bis nichts mehr übrig war. Bei ihrem Kampf waren die Decken zu Boden gerutscht und die kühle Luft überzog seine Arme und Beine mit einer Gänsehaut, doch Lijanas ignorierte es und füllte stattdessen den Becher mit Honigwasser. Im Moment gab es kaum etwas Dringenderes, als Flüssigkeit in seinen ausgedörrten Körper hineinzubekommen.
    Einmal mehr strich sie über seine heiße Stirn. Zwar hatte sie die Reste der Hagdornblättern aus seinem Mund geholt, kaum, dass Brachan sie losgeschnitten hatte, doch wie sie befürchtet hatte, war es schon zu spät gewesen. Der Saft hatte bereits sein tückisches Werk in seinem Körper begonnen.
    Zwei Tage! - Wie schon am Nachmittag fühlte sie Ärger in sich aufsteigen und die Sorge für kurze Zeit verdrängen. - Er hatte diese verfluchten Blätter zwei Tage gekaut. Es war Wahnsinn! Sie wusste, dass Soldaten manchmal, wenn sie von ihrem Vorgesetzten zur Strafe zum doppelten Wachdienst abkommandiert wurden, die Blätter des Hagdornstrauches dazu nutzten, die Müdigkeit noch ein paar Stunden zurückzuhalten. Aber zwei Tage - das war ... Sie konnte es nicht in Worte fassen.
    Dabei hatte Brachan gesagt, Mordan habe gewusst, worauf er sich mit den Blättern einlassen würde - auch wenn es zu Anfang der Einfall des alten Kriegers gewesen sei.
    Sie konnte verstehen, dass es ihm in den Sinn gekommen war, um ihn wenigstens so lange wieder auf die Beine zu bringen, damit er ihn an einen sicheren Ort schaffen konnte. Aber zwei Tage lang Hagdornblätter zu kauen - das war verrückt! Wenn Mordan gewusst hatte, worauf er sich einließ, dann hätte er auch wissen müssen, dass der Saft der Hagdornblätter wie ein schleichendes Gift wirkte. Warum hatte er es getan?
    Sie nahm den Becher von seinem Mund, als er unvermittelt schwach zu würgen begann. Sein Magen war von dem Saft so gereizt, dass er

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