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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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selbst das Honigwasser nur schwer bei sich behielt. Das war das Gefährliche an diesen Blättern. Sie ermöglichten es dem Körper, die allerletzten Kraftreserven zu mobilisieren, doch gleichzeitig unterdrückten sie Gefühle wie Hunger, Durst und auch Schmerz. Der Körper verzehrte sich selbst, während der Blättersaft ihm obendrein alle Flüssigkeit entzog.
    Man verdorrte bei lebendigem Leibe, ohne es zu merken. Und dadurch, dass Mordan ohnehin schon so viel Blut verloren hatte ... Hast du es einfach unterschätzt? Was hat dich zu diesem Wahnsinn getrieben? - Wahnsinn, ja! Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass du zusammengebrochen bist, bevor du mich unter dem Einfluss des Hagdornsaftes umgebracht hast. Sie strich sacht eine schwarze Strähne aus seiner Stirn Ihr Lehrmeister hatte dieses Zeug als das Gift bezeichnet, das die schlechten Eigenschaften eines Menschen in ihrem vollen Umfang ans Tageslicht brachte. Bei Mordan hatte es eine kalte Brutalität zutage gefördert, die sie jetzt noch schaudern ließ.
    Sie setzte den Becher mit Honigwasser wieder an seine Lippen, als das Würgen nach einem Augenblick vergangen war, und neigte ihn leicht. Zu ihrer Erleichterung trank er diesmal, ohne sich zu wehren. Ob sie das als gutes Zeichen werten sollte, wusste sie nicht. Vielleicht war er inzwischen einfach zu schwach, um zu kämpfen?
    »Wie geht es ihm?« Heftig sah Lijanas auf, Honigwasser schwappte und lief Mordan über Gesicht und Hals, verrann in seinem Haar und den Fellen. Brachan stand neben ihr und schaute sie kühl an. »Hier sind die Leintücher und das Wasser, um das Ihr gebeten habt. - Wie geht es ihm?« Er bückte sich nach den Felldecken und breitete sie über seinen Herrn.
    Röte schoss ihr in die Wangen, als ihr klar wurde, welchen Anblick sie bot. Sie hatte sich halb unter Mordan geschoben, sein Gesicht lag an ihrem Hals, die Robe war ihr über die Schulter herabgerutscht, entblößte silbrig weiß glänzende Schuppen und den Ansatz ihrer Brust. Ihr Versuch, den pelzbesetzten Kragen mit der Wange ein Stückchen höherzuziehen, scheiterte. » Das Fieber will nicht sinken.« Mit einem dankbaren Nicken nahm sie das Tuch entgegen, das der alte Krieger ihr reichte, und trocknete Mordan behutsam ab, ehe sie den Arm unter seinem Nacken hervorzog und ihn sanft auf die Felle zurückbettete. Mit einem schwachen Stöhnen rollte sein Kopf kraftlos zur Seite.
    »Und was gedenkt Ihr dagegen zu tun, Heilerin?«
    Sie zog die Robe zurecht. » Das Einzige, was mir noch bleibt: Ich packe ihn in nasse, kalte Tücher. Deshalb solltet Ihr mir das Leinzeug und frisches Wasser besorgen. - Ich werde mehr brauchen.« Sie nickte zu dem Eimer hin. Der Ausdruck in seinen Raubvogelaugen erinnerte sie daran, was er in den Salzzinnen gesagt hatte.
    >Komme ich zurück und er ist tot, Ihr jedoch noch am Leben, werde ich dafür sorgen, dass Ihr ihm folgt - aber Euer Weg wird bedeutend länger und schmerzhafter sein als seiner. <
    »Und wenn auch die Umschläge nichts helfen?« Seine Worte schreckten sie auf.
    » Die allerletzte Möglichkeit ist, ihn in einen Zuber mit kaltem Wasser zu setzen.
    Aber ich weiß nicht, ob sein Herz ... «
    »Er hat das Herz eines Löwen. «
    Ärgerlich presste sie die Lippen aufeinander. »Auch das Herz eines Löwen kann versagen, wenn man es zwingt, zu lange zu kämpfen. - Selbst die Umschläge könnten schon zu viel für ihn sein.«
    Brachans Blick ging an ihr vorbei, zu dem reglos zwischen den Decken liegenden, schwer atmenden Krieger. Dann nickte er knapp. » Ich hole noch einen Eimer Wasser.
    - Und wenn ich wieder da bin, werdet Ihr Euch ein paar Stunden ausruhen und schlafen. Ihr nützt uns nichts, wenn Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht. «
    » Ich kann nicht ... «
    »Ihr werdet gehorchen, wenn ich Euch einen Befehl gebe!« Sein Ton erinnerte sie unangenehm an Mordan. Zu ihrer Erleichterung wandte er sich nach einem weiteren Moment, in dem er sie seltsam nachdenklich gemustert hatte, dem Eingang des Zeltes zu. Doch nach zwei Schritten drehte er sich wieder zu ihr um. »Ich hatte geglaubt, Ihr hättet Euren Frieden miteinander gemacht, als Ihr zusammen auf das Fest in Cavallin gegangen seid. - Wisst Ihr, dass er Euch nach Anschara zurückbringen wollte? Er sagte, das sei er Euch schuldig. Dabei hat Euer Fürst Rusan fünftausend Gold-Karesh auf seinen Kopf ausgesetzt. - Warum seid Ihr davongelaufen?«
    Fünftausend Gold-Karesh? Gnädige Göttin! Sie drückte die Handflächen gegeneinander. Ich

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