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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wusste, dass er mich nach Hause bringen wollte. Er hatte es mir versprochen. Er hatte sein Wort sogar mit Blut besiegelt! Ich wusste es! - Ich habe ihm vertraut! Ich hatte keinen Grund davonzulaufen! - Warum habe ich es dann getan? »Ich weiß es nicht.«
    » Ihr wisst es nicht?« Erst als Brachan ihre Worte mit einem harten Auflachen wiederholte, wurde ihr bewusst, dass sie sie laut ausgesprochen hatte. Er schüttelte den Kopf »Vielleicht solltet Ihr Euch darüber klar werden. Denn sollte er das hier überleben, wird mein Heerführer Euch dasselbe fragen. « Einen endlosen Moment starrte sie auf die lederne Zeltklappe, die sich noch sacht in der Bewegung wiegte, mit der sie hinter ihm zugefallen war.

    *** 17 ***

    Langsam stieg er die gewundene Treppe hinauf Sein Atem rasselte. Immer wieder musste er schnaufend innehalten. Die beiden Kessanan wahrten ehrerbietig Abstand zu ihm. Der Husten explodierte unvermittelt zwischen seinen Rippen, eilig presste er ein Tuch vor den Mund, seine Knie gaben nach, schwer sank er auf die kalten Steinstufen, kämpfte gegen die Angst zu ersticken - als der Anfall vorbei war und er das Tuch herunternahm, war es blutbefleckt. Er bemühte sich, langsam zu atmen, während er kraftlos an der Mauer lehnte. In letzter Zeit hustete er immer öfter Blut.
    Seine Heiler sagten, dass die Krankheit ihn mehr und mehr verzehrte, dass sie ihn mit jedem Tag weiter schwächte. Früher war er ein Krieger gewesen, der Stolz seines Clans - bald würde ihn die Krankheit wie einen nutzlosen Greis ans Bett fesseln, und das, obwohl er noch nicht einmal sechzig Winter gesehen hatte. Das Heilungsritual, das Ladakh mithilfe der Nivard-Heilerin an ihm vollziehen wollte, war seine letzte Hoffnung. Es war Hexerei, er wusste es, verbotene Hathenan-Zauberei - aber es war ihm gleich. Er wollte leben!
    Mühsam richtete er sich an den Mauersteinen entlang auf und stieg die Stufen zu den Turmgemächern weiter hinauf. >Macht Euren Frieden mit Eurer Gemahlin<, hatte Ladakh ihm am Morgen geraten. >Ihre wohlwollende Anwesenheit bei dem Ritual würde die Kraft der Heilung noch verstärken.< Stunde um Stunde hatte er mit sich gerungen und inzwischen hing die Sonne schon wieder tief über den Nebelklippen.
    Zwei Kessanan standen vor der schweren Bohlentür, hinter der sich die Gemächer seiner Frau befanden. Ihre Blicke gingen weiter starr geradeaus, während er zwischen ihnen hindurchschritt. Ihre Befehle waren eindeutig. Außer ihm durfte niemand diese Räume betreten. Alles, was seine Gemahlin benötigte, wurde hier an dieser Tür von den beiden stummen Mägden, die er ihr als Dienerinnen überlassen hatte, entgegengenommen. Die jungen Frauen warfen sich auf die Knie, sobald sie ihn bemerkten. Obwohl sie gekleidet waren wie Edelmägde, offenbarte der eiserne Ring an ihrem Hals, was sie tatsächlich waren. Verächtlich blickte er auf sie hinab. Seine Gemahlin war schon immer zu weich mit dieser Unfreien-Brut umgegangen. Sie hatte ihren Stand sogar abschaffen und ihnen die Rechte von Leibeigenen geben wollen - ebenso wie sie Frieden mit den Nivard hatte schließen wollen. Seine barsche Frage, wo seine Gattin sich befand, wurde mit einer hastigen Geste zur Decke hin beantwortet, ohne dass die Unfreie es gewagt hätte aufzusehen. Seine Frau war also auf dem Dach. Dort oben hatten sie sich vor ihrer Vermählung häufig getroffen und in den ersten Tagen danach hatten sie den kleinen Eiszedernhain, der auf der Plattform angelegt war, kaum verlassen. An seiner Wange zuckte ein Muskel. Dort oben hatte sie ihm mit ihrem Buhlen Hörner aufgesetzt.
    Durch eine Mauer und eine dicke Tür von den eigentlichen Gemächern getrennt, führte die steile Treppe zum Dach. Er stieg die Stufen langsam hinauf. Was er am wenigsten wollte, war, vor seiner Gemahlin von einem Anfall geplagt zu werden. Ein kleiner Pavillon war über dem Aufgang errichtet, um zu verhindern, dass Schnee und Eis sich während der kalten Zeit bis in die Gemächer darunter stahlen. Im Winter glitzerten die Mauersteine wie Diamanten, überzogen mit einer Kruste aus Eiskristallen. Im Sommer waren sie überwachsen mit gelb und rot blühenden Flechten, auf denen sich herrliche Schmetterlinge tummelten.
    Er trat aus der Tür des Pavillons. Ein halbes Dutzend Schritte entfernt, erhob sich zu seiner Rechten der brusthohe Zinnenkranz, der die Plattform umgab und über den man an schönen Tagen das Gleißen der Salzzinnen am Horizont sehen konnte. In der Mitte des Daches wisperten

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