Der Kuss Des Kjer
niemals verhehlt. Ich habe dich niemals getäuscht. Die Dokumente, die unsere Ehe gelöst hätten, waren bereits gesiegelt und unterzeichnet, auch von dir. Ich hatte noch nicht einmal mein Brautgeld von dir zurückgefordert, im Gegenteil, alles, was ich dir während unserer Ehe geschenkt hatte, wäre weiterhin dein gewesen. Die Pferde, die Besitzungen ... Ich hätte dir sogar Thiéla zum Geschenk gemacht. Du hättest sie mit auf deine Ländereien nehmen können. Sie und das Kind, das sie von dir trug. - Doch plötzlich wolltest du nicht mehr auf die Macht verzichten, die dir deine Ehe mit mir eingebracht hatte. Du hast die Dokumente in jener Nacht verbrannt, in der du deine Kessanan hinter den Nivard hergehetzt hast. Und du hast gelacht, als ich um das Leben des Mannes gebettelt habe, den ich liebte. - Und mein Kind ... « Sie schüttelte den Kopf, ließ die Hand sinken. »Was auch immer du heute tust, Haffren: Von mir kannst du keine Vergebung erwarten.«
»Du bist noch immer meine Frau ... «
Sie hob das Kinn. In ihren Augen waren Sturmwolken. »Und? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
» Du hast meinen Befehlen zu gehorchen! «
Verächtlich glitt ihr Blick über seine Gestalt. »Willst du mir befehlen, dir den Diebstahl eines Lebens zu vergeben? Willst du mir befehlen, dir deinen heimtückischen Mord zu vergeben? - Verzeih, wie dumm von mir. Du warst ja noch nicht einmal Manns genug, das Schwert selbst zu führen. «
»Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen? Ich verbiete dir ... «
»Befiehl oder verbiete deiner Hure Thiéla Ich spreche mit dir, wie es mir passt, Haffren. - Und nun geh! « Sie wandte ihm brüsk den Rücken zu. Der Wind spielte mit ihrem Haar, der Anblick weckte alte Erinnerungen in ihm. Strähnen in dem Glanz von Kastanien auf ihrer rahmweichen Haut, die noch heiß und schweißfeucht vom Liebesspiel war. Das Schimmern in ihren Augen ... Er zog den Mantel enger um sich, als ein Krampf sich in seiner Brust ankündigte. Es gelang ihm nicht, den Husten zu unterdrücken, hastig presste er den fellbesetzten Stoff vor den Mund - er war mit Blut besudelt, als es vorbei war. Sie hatte sich umgewandt, ihr Blick hing auf den dunklen Flecken.
»Ich bin krank.« Seine Stimme war ein raues Keuchen.
»Das Zehren! Ich weiß! «
Verblüfft starrte er sie an. » Du weißt ... Woher?«
» Du hältst mich zwar von der Welt und meinem Volk fern, Haffren, aber ich habe dennoch Augen und Ohren. «
Er sparte es sich, noch einmal nach dem >Woher< zu fragen. Sie würde es ihm nicht sagen. Aber womöglich konnte er sein Ziel erreichen, wenn er ihr Herz rührte.
»Ich werde vielleicht sterben ... «
» Bedauerlich für dich. Was habe ich damit zu tun? - Oder fürchtest du, keinen angemessenen Nachfolger für dich als Kerkermeister der Königin zu finden?« Ihr Mund verzog sich höhnisch. »Wie wäre es mit deinem Sohn? Sagt man ihm nicht einen gewissen wie soll ich es nennen? - Hang zur Rohheit gegenüber Frauen nach?«
» Sprich nicht so von ihm!<< Die Worte klangen schärfer, als er beabsichtigt hatte.
Es würde ihm niemals gelingen, mit dieser Frau Frieden zu schließen. Wieder spürte er jenes Brennen in der Brust.
»Wie sollte ich dann von dem Bastard einer Halb-Edari und meines Gemahls sprechen? Etwa mit Respekt?«
»Er wird mir einmal auf den Thron folgen.«
Einen Augenblick wirkte sie in ihrer völligen Reglosigkeit wie zu Eis erstarrt, schien sie noch nicht einmal mehr zu atmen. »Du stiehlst meinem Kind sein Geburtsrecht und wagst es, auch nur daran zu denken, deinen Sohn zum Erben meines Clans zu machen?« Ihre Stimme war nur ein Flüstern, doch der Ton darin ließ ihn frieren.
»Solltest du das wagen, Haffren, werde ich dafür sorgen, dass man seinen Kopf mit dir zusammen vor den Toren von Turas verscharrt.« Der Ausdruck in ihren Augen war mörderisch.
» Du drohst mir?« Der Krampf in seiner Brust nahm ihm fast den Atem. »Glaubst du tatsächlich, dass es auch nur einen Mann in diesen Mauern gibt, der bereit wäre, deinen Befehlen zu folgen? Den Befehlen einer Wahnsinnigen, die vor dreiundzwanzig Wintern ihr eigenes Kind umgebracht hat, kaum dass es geboren war?«
» Eine Lüge! «
»Und wo ist dann dein Kind? - Du kannst mit dem Finger auf deine Brut zeigen und sagen, sie sei dein Fleisch. Beweisen kannst du es niemals! « Sein höhnisches Lachen endete in einem Hustenanfall, der ihn einen Augenblick nach Luft ringen ließ. »Du magst dem Namen nach die Königin der Kjer
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