Der Kuss Des Kjer
sein. Aber du hast nicht mehr Macht als eine Unfreie. Finde dich damit ab! « Er wischte sich das Blut von den Lippen. »Und du solltest beten, dass ich deiner - und deiner Brut - nicht irgendwann überdrüssig werde. «
***
Die Hitze nahm ihm den Atem, schmerzte in seinen Sinnen. Schwere Feuchtigkeit lag auf seinen Gliedern, fesselte ihn wie klebrige Spinnwebe.
Sanftes Licht. Es wisperte von Kühle - Vergessen - Frieden. Aber da war diese Stimme. Lästig! Er konnte sie nicht zum Verstummen bringen, sosehr er sich auch bemühte. Er verstand die Worte nicht, und doch konnte er sich ihnen nicht entziehen.
Auf seltsame Weise waren sie süß - und je länger er lauschte, umso mehr zogen sie ihn in ihren Bann.
Und dann schwieg die Stimme!
Die plötzliche Stille war unerträglich laut.
Und so lästig die Stimme ihm zuvor gewesen sein mochte, dass ihre süß klingenden Laute so unvermittelt verstummt waren, weckte Zorn in ihm.
Dort, wo die Stimme hergekommen war, gleißte ein schmaler Lichtstreifen. Es war nicht das Licht, das ihn zuvor mit dem Versprechen von Vergessen und Frieden gelockt hatte. Hinter diesem Licht lauerten Schmerz und Kampf - dennoch mühte er sich ihm entgegen.
Schmerz. Ein dumpfes Pochen überall und doch nicht festzuhalten. Sein Blut brannte in seinen Adern. Das Gefühl, anstatt Knochen Grütze in den Gliedern zu haben, war unerträglich. Etwas Warm Feuchtes bedeckte ihn vom Hals bis zu den Knöcheln, klebte ekelhaft auf seiner Haut. In seinem Mund schien die Zunge um mehr als das Doppelte ihrer normalen Größe geschwollen zu sein, und obwohl er noch nicht einmal genug Speichel zum Schlucken hatte, fühlte seine Kehle sich an, als hätte er mit giftiger Säure gegurgelt. Licht drang durch sein Lid. Es kostete ihn alle Kraft, das Auge zu öffnen, und er starrte schier endlose Momente in das Halbdunkel über sich, bis er begriff, dass er sich in seinem Zelt befand, in seinem eigenen Bett lag.
Durst! Absoluter, unerträglicher Durst!
Etwas drückte seinen Arm auf die schweißfeuchten Felle. Er hatte kaum die Kraft, den Kopf zu drehen.
Die Wange der Heilerin ruhte auf seinem Unterarm. Tiefe, ruhige Atemzüge verkündeten, dass sie schlief. Ihre Hände lagen um sein Handgelenk und den Ellbogen, als habe sie versucht, ihn mit aller Kraft festzuhalten. Nur aus dem Augenwinkel gewahrte er den Krug, neben dem ein Becher stand. Wasser! Beinah glaub, te er, es riechen zu können. Aber er lag still. Ertrug den Durst, das Brennen des Fiebers und die Qual in seiner Kehle, während er sich auf die Berührung ihrer Wange auf seinem Arm konzentrierte, genoss das Gefühl ihrer Wärme und war sich sicher, dass sie so viel Vertrautheit niemals dulden würde, wäre sie wach. Ihr Haar floss weich über seine Hand, die Flammen der Feuerbecken malten ein Zauberspiel aus Licht und Schatten auf ihre Züge. Ihr Atem strich sanft über seine Haut und verursachte ihm eine Gänsehaut. Zuweilen knackte das Holz im Feuer. Es war, als hätte jemand die Ewigkeit für ihn angehalten.
Die Worte tauchten langsam aus dem zähen Nebel auf, unter dem ein Teil seines Verstandes noch immer gefangen war. Und mit der Erinnerung kam das Verstehen ...
Ach wollte in Cavallin nicht fortlaufen - und auch in den Bergen nicht. Als Ahmeer so plötzlich auf dem unteren Markt auftauchte ... Ich war einfach nur verwirrt. Ich konnte nicht glauben, dass er es tatsächlich ist. Ich hatte doch keinen Grund mehr zu fliehen! Du hattest mir doch dein Wort gegeben, dass du mich wieder nach Hause bringst. « Du! Nicht >Ihr Ich musste dich zurücklassen. Die Hunde hätten uns aufgespürt, wenn sie weitergesucht hätten. Sie hätten dich getötet! - Ich wollte nicht, dass sie dich ... ! «
Das Gefühl ihrer Fingernägel, die sich in seine Haut graben. »Hörst du mich?~ Die Stimme seltsam drängend. »Du darfst nicht gehen! Du darfst nicht aufgeben! Kämpfe weiter! - Du hast versprochen, mich nach Hause zu bringen! Halte dein Wort! Bleib!
Hörst du mich?« Und dann, kaum hörbar: » Ich will dich nicht verlieren!« Ein unerklärliches Zittern begann in seiner Magengrube und breitete sich über seinen ganzen Körper aus. Ein Missverständnis! Ein seelenverfluchtes Missverständnis war das alles. Für einen kurzen Moment wagte er es, sein Auge zu schließen. Es tut weh, dich zu lieben, kleiner Vogel! - Und es
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