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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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festhalten zu können, entglitt es ihm wie ein Fisch im eisigen Wasser. Zuweilen hatte er Lijanas' Blick auf sich gespürt - wann immer sie zu ihm hersah, hatte sie die Lippe zwischen die Zähne gezogen.
    An einer halbwegs geschützten Stelle in der Nähe des Brückenbogens stieg er vom Pferd, schaute sich aufmerksam um, auf der Suche nach einem Hinweis, dass Ecren und Levan hier waren. Nichts! Zwischen seinen Brauen entstand eine steile Falte. Was ist passiert? Waren die Nivard ... ? Nein! Das glaube ich nicht! - Aber warum sind sie dann nicht hier? Neben ihm glitt die Heilerin aus dem Sattel und blickte sich ebenfalls um.
    »Levan und Ecren, sie sind ... «
    »... nicht hier, ja.« Er lockerte Ireds Sattelgurt, zerrte einen Lederbeutel aus einer Tasche, packte Proviant und das hölzerne Kästchen mit der Phiole, das Ladakh ihm gegeben hatte, hinein.
    »Aber ... «
    »Macht Euch um die beiden keine Sorgen, Lijanas. Sie werden kommen!« Sie müssten schon lange hier sein. Irgendetwas ist geschehen! Aber was?
    »Wahrscheinlich haben sie sich nur einen etwas angenehmeren Platz ausgesucht, um auf uns zu warten. Wenn wir aus den Bergen zurückkommen, werden sie hier sein. - Nehmt Euren Umhang und lasst uns gehen.« Er schlang sich den Riemen des Beutels zusammen mit einem Seil um die Schulter, hängte sich einen Wasserschlauch über und ergriff seinen Mantel, ehe er sich zu der Heilerin umdrehte. In ihrer Miene konnte er deutlich die Sorge um die beiden Krieger lesen - er gab vor, es nicht zu bemerken.
    Ein letztes Zögern, dann tat sie, wie er sie geheißen hatte, und folgte ihm zum Rand der Klamm. Mit offensichtlichem Schaudern blickte sie in den Nebel, der aus der Tiefe wallte. Endlos schien es hinabzugehen.
    »Wenn man den Legenden glaubt, ist dies hier der einzige Zugang, den es für Lebende in die endlosen Labyrinthe gibt. « Seltsamerweise verursachte der Gedanke ihm eine Gänsehaut.
    Eine feine Falte erschien auf ihrer Stirn. »Warum sollte jemand versuchen, vor seiner Zeit in die Labyrinthe zu gelangen?« Beinah konnte man meinen, es wäre tatsächlich nichts geschehen.
    Eine lange Zeit blickte er in den Abgrund, dann hob er die Schultern. » Dummheit.
    Liebe. Gier. - Ich weiß es nicht. « Schweigend sah er sie von der Seite an. Vielleicht ist es tatsächlich besser so! Es war von Anfang an Wahnsinn, zu hoffen, dass ...
    Bitterkeit kroch in ihm empor, schmeckte wie Galle auf der Zunge. Zumindest weiß ich jetzt, woran ich bin. - Auch wenn das nichts an meinen Gefühlen ändert. Er verdrängte die quälenden Gedanken und betrachtete den Brückenbogen, ein gewaltiges Bauwerk aus viereckigen Steinblöcken. Vor unzähligen Wintern war die eine Seite weggebrochen. Niemand konnte erklären, warum er trotzdem noch stand.
    Der Zugang zur Brücke selbst wurde von zwei über mannshohen Kreaturen bewacht, die mit ihren mächtigen Schwingen, gebleckten Fängen und gefährlich aufgereckten Pranken nur einem Albtraum entsprungen sein konnten und scheinbar drohten, jeden zu verschlingen, der es wagte, einen Fuß auf die Brücke zu setzen. Er ließ den Blick noch einmal über die Nebelwand gleiten, ehe er sich ihr zuwandte. »Wenn alles gut geht, sind wir in ein paar Stunden wieder zurück. «
    »Was ist auf der anderen Seite?« Ihre Stimme klang unsicher.
    »Zerklüftete, unwegsame Berge, von denen man sagt, sie seien verflucht. «
    Scheinbar gleichgültig hob er die Schultern. »Es wird behauptet, dass sich der Felsen unter den Tränen der Salzhexe in Eis verwandelt habe und alles dort drüben gestorben sei. Es gibt Männer, die schwören, dass man an manchen Tagen, wenn der Wind von den Bergen herunterweht, auf der anderen Seite die Seelen derer heulen hören kann, die damals die Salzhexe und ihre Krieger gejagt haben und dort ihr Ende fanden. «
    Schaudernd sog sie die Luft ein, was ihm ein weiteres Schulterzucken abnötigte.
    Unbewusst ging seine Hand zu seiner Seite. Der Schmerz, der ihn immer wieder an seine Wunde erinnerte, war nicht mehr als ein leichtes Brennen, wenn er sich zu heftig bewegte. »Eine Legende, Lijanas! Dummes Gerede, dazu geschaffen, um Kinder und Narren zu erschrecken.«
    »Es eignet sich auch gut für Nivard-Heilerinnen.«
    Die halblaut gemurmelten Worte entlockten ihm ein Lächeln, während er sie mit einer Geste aufforderte, ihm zu folgen.
    Obwohl das, was von dem Brückenbogen noch stand, mehr als breit genug gewesen wäre, um nebeneinander zu gehen, befahl er der jungen Frau, hinter ihm zu

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