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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Dunkelheit nistete. Sie waren fahl, durchscheinend, eigentlich nicht mehr als ein heller Umriss in der Finsternis zwischen den Felswänden. Schwerter und lederne Harnische zeichneten sich vor dem Schwarz der Felsen ab - Harnische, wie sie sie schon einmal gesehen hatte ... Irgendwo ... Völlig reglos standen sie da - dann öffneten sich ihre Augen. Ihr Blick begegnete Lijanas'. Plötzlich legte sich Kälte um ihre Glieder, drang durch ihre Haut und streckte sich mit unsichtbaren Klauen nach ihrem Inneren aus. Mit einem Schrei wankte sie zurück, das Seil um ihre Mitte spannte sich jäh, dann war Mordans Hand an ihrem Arm. Die Kälte verschwand augenblicklich. Er zog sie vorwärts und hinter sich, das Kereshtai fuhr mit einem Zischen aus der Scheide. Wachsam spähte er in die Finsternis der Spalte - und wandte sich zu ihr um, die Stirn von scharfen Falten zerschnitten. »Warum habt Ihr geschrien? Was war da?«
    Wie benommen ging ihr Blick weiter zwischen die Felswände. Erst als er sie wieder am Arm packte und sacht schüttelte, konnte sie die Augen von den Gestalten lösen, die sie weiter unverwandt anstarrten.
    » Ihr könnt sie nicht sehen?«
    »Wen?« Erneut blickte er in die Spalte.
    » Die Schatten. Es sind Krieger! «
    Mit einem Kopfschütteln drehte er sich wieder zu ihr um. »Da ist nichts! « Hinter ihm fletschte eine der Gestalten ihre Reißzähne in einem bösen Grinsen.
    »Kjer! «
    »Was?« Noch einmal sah er über die Schulter.
    »Es sind Kjer-Krieger! «
    » Lijanas, da ist niemand! «
    »Aber ich kann sie sehen! Sie sind fast durchsichtig und und ... Es sind keine Trugbilder! Ich weiß es! Ich kann sie wirklich sehen! «
    Schweigend blickte er sie an, schnippte nachdenklich mit dem Daumennagel gegen die Parierscheibe seines Kereshtai.
    » Können sie uns gefährlich werden?« , fragte er dann.
    »Ihr glaubt mir?« Sie starrte ihn an.
    Sein Schnauben wurde von einem kurzen Heben der Brauen begleitet. »Lijanas, Ihr könnt den Schatten der weißen Kriegerin sehen, Ihr spürt, wenn Seelenfresser töten
    ... Wenn es um Euch geht, bin ich inzwischen bereit, ziemlich viel zu glauben! - Also: Können sie uns gefährlich werden, ja oder nein?«
    » Ich weiß es nicht.«
    Er sog die Luft zwischen den Zähnen hindurch ein und stieß sie zischend wieder aus.
    »Das ist eigentlich nicht die Antwort, auf die ich gehofft hatte! - Ab sofort geht Ihr vor mir! Und Ihr werdet es mir sofort sagen, wenn Ihr diese Gestalten wieder seht oder wenn sie sich irgendwie anders benehmen, als sie es jetzt tun! Verstanden?«

    »Ja!« Lijanas nickte. »Im Augenblick sehen sie nur zu uns her und bewegen sich nicht. «
    »Blicke können gewöhnlich nicht töten. - Hoffen wir, dass es so bleibt! « Mit einem Ruck schob er seine Klinge in die Scheide zurück. »Geht weiter, Lijanas! Wir müssen einen Platz finden, an dem wir die Nacht verbringen können. Es wird ziemlich schnell dunkel - und kalt! «
    »Und wenn sie ... In der Nacht ... «
    »Mit diesem Problem setzen wir uns auseinander, wenn es tat sächlich so weit ist. - Vorwärts jetzt! «
    Lijanas ließ es zu, dass er sie vor sich herschob. Seine Hand an ihrer Schulter vertrieb auch noch den letzten Rest Kälte, die der Blick der Gestalten in ihr Inneres gepflanzt hatte. Doch je unerbittlicher die Nacht heraufzog und umso weiter sich die Dunkelheit zwischen den Felsen ausdehnte, umso größer wurde die Anzahl der unheimlichen Schatten, die sich aus der Finsternis schälten - und sie verloren nach und nach ihre Durchsichtigkeit. Die Luft war jetzt erfüllt von ihren Stimmen, einem hohen Zischeln und Wispern, das direkt in ihrem Kopf zu sein schien. Und Mordan konnte sie immer noch weder sehen noch hören. Lijanas drängte sich eng an ihn, und obwohl sie es vermied, die Gestalten anzuschauen, erhaschte sie doch zuweilen einen Blick auf sie - und die Kälte breitete sich langsam wieder in ihrem Inneren aus. Dann bemerkte sie, dass sie vor ihnen zurückwichen, wenn sie sich ihnen bis auf einige Schritt genähert hatten. Nicht vor ihr, nein, nach ihr streckten sie sich beinah aus. Sie wichen vor Mordan zurück, wie das Meer sich bei Ebbe von den Felsen zurückzog. Vor ihnen bildete sich eine Gasse, die sich hinter ihnen wieder schloss. Die Stimmen klangen inzwischen erbost, das Zischeln war zu einem Fauchen geworden, das Wispern ein quälendes Heulen in ihrem Kopf. Der Weg machte einen scharfen Knick und führte wieder bergauf - zwischen mächtigen Felswänden hindurch, in denen

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