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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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eintreten durfte. Unvermittelt schloss sich seine Hand um ihren Arm. »Lijanas, es ... Ich hatte Euch mein Wort gegeben, dass ich Euch nach Anschara zurückbringe. Ich werde es vermutlich nicht halten können. «
    Bestürzt holte sie Luft, doch er sprach schon eilig weiter. »Seid unbesorgt! Ich werde dafür sorgen, dass ein anderer es an meiner statt tut. Ihr habt mein Wort! «
    »Warum könnt Ihr ... « Sein Kopfschütteln ließ sie verstummen. Für einen kurzen Moment stand etwas wie Bedauern in seinem Gesicht. »Kommt!« Er nickte zur Tür hin. »Wir dürfen den König nicht warten lassen. «
    Noch immer von seinem überraschenden Ausbruch verwirrt, ließ sie sich in die Halle führen - und blieb stehen. Was sie bisher von Turas gesehen hatte, war düster und trostlos gewesen, aber das hier ... In den Boden waren Feuergruben eingelassen, deren Flammen stickige Hitze verbreiteten. Entlang der rußgeschwärzten Wände standen Krieger, Hellebarden mit langen Klingen an den Seiten. Am Ende des lang gestreckten Raumes führten ein paar Stufen empor zum Thron, wo ein Mann saß, der trotz der Hitze in einen pelzgefütterten Mantel gehüllt war. Auf der obersten Stufe erwarteten Jerdt und der Kessanan sie bereits. Lijanas ließ noch einmal den Blick durch den Raum huschen. Keine kostbaren Teppiche in leuchtenden Farben an den Wänden, keine Banner, kein Licht außer dem, was die Feuerbecken und ein paar schwere, dunkle Kandelaber spendeten. Das war nicht die Halle eines Königs - das war die Höhle eines Tieres! Ganz leicht fühlte sie Mordans Hand an ihrem Rücken und ging auf den Thron zu. Neben ihm stieg sie die Stufen hinauf, doch während er auf ein Knie sank, den Kopf demütig gesenkt, blieb sie stehen, die Hände ineinander verschränkt, und schaute die Männer einen nach dem anderen ruhig an. Die rot geränderten Augen des Königs und seine zusammengesunkene Haltung kündeten von der schweren Krankheit, die seinen Körper zerfraß, und sie hatte Mitleid mit ihm.
    Dann ging ihr Blick zu dem schlanken, dunkelhaarigen Mann, der in eine kostbare Robe mit weiten Ärmeln gekleidet war, sich gerade von einem reich mit Fellen belegten Stuhl nahe der Wand erhob und gemächlich herüberkam. Sie begegnete blauvioletten Augen, die sie unter dünnen Brauen aus einem seltsam alterslosen Gesicht heraus anfunkelten ...
    Verschwommene Gestalten wanken in gleißender Hitze an ihr vorbei, erschöpft, am Ende ihrer Kräfte. Und zwischen ihnen, auf dem Rücke mächtiger Pferde, Peitschen in den Händen, die sie erbarmungslos auf ihre Gefangenen niederzucken lassen, Männer und Frauen, in deren eigenartig alterslosen Gesichtern blauviolette Augen glitzern.
    Das Bild verblasste und sie stand wieder in der rußgeschwärzten Halle des Kjer-Königs.
    »Die Heilerin Lijanas aus Anschara, wie befohlen, mein Gebieter«, hörte sie Mordan neben sich sagen und riss den Blick von dem Mann los. Sie war ihm dankbar, dass er noch immer Nivard sprach. »Und hier ist die Phiole mit dem Elixier, das man >Die Tränen der weißen Schlange< nennt. «
    Verwirrt sah sie auf ihn hinunter. Er lag noch immer auf den Knien - und der König schien ihm in absehbarer Zeit auch nicht erlauben zu wollen, sich zu erheben. Sie presste die Lippen zusammen. Es war nicht verwunderlich, dass seine unfreie Geburt ihm immer noch zu schaffen machte, wenn er so behandelt wurde.
    Der Mann mit den blauvioletten Augen nahm das Kästchen aus Mordans Händen und stellte es behutsam auf einen kleinen Tisch, ehe er sich wieder umwandte und zuerst sie, dann ihren Kjer musterte. Als er einen Moment später etwas sagte, klang seine Stimme erschreckend tückisch. Die Art, wie er sie ansah, ließ einen Schauder über ihren Rücken kriechen. Sie hatte seine Worte in Kjer zwar nicht verstanden, doch es musste eine Frage gewesen sein, da sie hörte, wie der dunkle Krieger neben ihr Atem holte, um zu antworten. - Sie kam ihm zuvor. »Da diese Unterhaltung sich offenbar um mich dreht, wäre es wohl ein Gebot des Anstands, sie so zu führen, dass ich das Gesagte auch verstehe, da, mit ich für mich selbst sprechen kann.« So gelassen sie konnte, schaute Lijanas von einem zum anderen. Um sie herum herrschte schockiertes Schweigen. Es war der Mann mit den blauvioletten Augen, der es schließlich brach.
    »Ich habe Heerführer Mordan gefragt, ob Ihr tatsächlich noch unberührt seid, Heilerin Lijanas.« Sein Lächeln erinnerte sie an Jerdts.
    » Das geht Euch überhaupt nichts an!«, beschied

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