Der Kuss Des Kjer
sie ihm kühl. »Aber das habe ich dem ersten Heerführer auch schon gesagt, als er mir dieselbe Frage stellte. « Hatte sie Mordan eben stöhnen hören?
»Es wurde mir zugetragen, dass er sehr wohl weiß, ob Ihr noch unberührt seid oder nicht. « Der Mann verschränkte die Hände ineinander und blickte sie milde an.
»Wie sollte er das wissen?« Sie musste sich zwingen, nicht zu dem schwarzhaarigen Kjer hinzusehen, der immer noch auf den Knien lag.
»Nun, immerhin wart Ihr in seinem Bett. - Oder wollt Ihr das leugnen?«
»Nein, warum sollte ich? Heerführer Jerdt hat Euch alles be, stimmt genau berichtet. « Für einen kurzen Moment erwiderte sie seinen Blick, dann schaute sie zu Jerdt hin und lächelte ihn mitleidig an. »Unglücklicherweise ist er den gleichen Gerüchten aufgesessen wie die restlichen Krieger unter Heerführer Mordans Befehl.«
Sie wandte sich wieder dem Mann mit den blauvioletten Augen zu. » Ich war in Heerführer Mordans Bett, weil er die Höflichkeit besaß, mich wie einen Gast zu behandeln und mir den bequemsten Schlafplatz in seinem Zelt anzubieten -der nun einmal sein Bett war.«
»Und warum lag er dann bei Euch?« Wieder war dieser verschlagene Ton in seiner Stimme.
»Weil ich seine Großmut nicht dadurch vergelten wollte, indem ich ihn auf dem Boden schlafen ließ. «
»Und dennoch behauptet Ihr weiter, dass Ihr noch unberührt seid?«
»Meine Antwort ist die gleiche wie zuvor. Das geht Euch nichts an!«
Der Mann kam auf sie zu. » Man kann so etwas nachprüfen. « Er streckte die Hand nach ihr aus.
»Wagt. Es. Nicht!« Lijanas hob das Kinn. Er blieb tatsächlich stehen und ließ den Arm wieder sinken. Offenbar zur Verblüffung aller Anwesenden.
Nach einem Moment beugte der König sich sichtlich ärgerlich vor und sagte etwas zu Mordan. Seine Stimme rasselte und sie konnte beinah hören, wie sich in seiner Brust ein Hustenkrampf zusammenballte. Sie wusste nicht, was sie mehr erschreckte
- der Umstand, dass auch er nicht die Höflichkeit besaß, ihre Sprache zu sprechen, oder die Worte des schwarzhaarigen Kjer, als er antwortete.
»Sie ist keine Unfreie, der ich nach Belieben die Peitsche geben kann, mein Gebieter.«
Die Reaktion des Königs waren ein paar geknurrte Silben und Mordan senkte mit einem Murmeln den Kopf Lijanas ballte die Hände zu Fäusten. »Und ich wäre dankbar, wenn mir vielleicht nun jemand sagen könnte, weshalb ich aus Anschara entführt und gegen meinen Willen hierher gebracht wurde. « An ihrer Seite schüttelte der dunkle Krieger kaum merklich in einer stummen Warnung den Kopf Sie gab vor, es nicht zu bemerken, und sah die Männer scheinbar ruhig an.
Als der König einen Augenblick später erneut sprach, klang in seiner Stimme nur mühsam beherrschter Zorn. Er gab einer Wache einen Wink, worauf der Krieger hinter sie trat und sie am Arm packte.
»Lasst mich los! « Empört versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Mann fasste nur fester zu.
»Hört auf, Lijanas!« Neben ihr erhob Mordan sich halb von den Knien. »Dieser Mann wird Euch in ein Gemach bringen, wo Ihr ausruhen und Euch erfrischen könnt. Habt keine Angst, niemand wird Euch etwas tun. Ihr seid ein Gast des Königs, bis Eure Dienste nicht mehr benötigt werden.« Er sagte etwas zu dem Krieger, der sie nach einem schier endlosen Zögern und einem Blick zu König Haffren losließ. »Geht mit ihm! «, nickte er ihr auffordernd zu.
»Was ist mit Euch?«
Langsam schüttelte er den Kopf. »Tut, was ich sage! Geht mit ihm! «
»Aber ... «
»Kein >Aber Noch einmal zögerte sie, dann wandte sie sich dem Krieger hinter ihr zu, bedeutete ihm vorauszugehen. Doch schon nach wenigen Schritten schaute sie noch einmal zurück, als sie die Stimme des Kjer-Königs hörte - kalt und erschreckend lauernd.
Mordan drehte sich eben zu ihm um, antwortete in ehrerbietigem, aber zugleich bestimmtem Ton - und wurde harsch von seinem Herrn unterbrochen, noch ehe er zu Ende gesprochen hatte. Der schwarzhaarige Krieger schwieg und senkte abermals den Kopf. Die Hand des Kjer an ihrer Seite schloss sich um ihren Ellbogen, zog sie vorwärts. Lijanas stemmte sich stolpernd dagegen. Ein kurzer Befehl des Königs und vier Krieger nahmen Mordan in die Mitte. Auf einen Wink hin traten Jerdt und der Kessanan vor. Der Mann schleppte Lijanas ungerührt weiter Richtung Tür. Die Wachen zerrten Mordan auf die Füße. Er ließ es geschehen. Jerdt riss ihm den Siegelring grob vom Finger,
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