Der Kuss Des Kjer
dafür sorgen, dass König Haffrens ehemaliger erster Heerführer am Leben bleibt. Mehr noch, dass er Euch nach Anschara begleiten kann. Aus Telmähr verbannt zwar, aber am Leben. « Fragend neigte er den Kopf. »Nun?«
» Ihr kennt die Antwort doch schon. « Die Worte kamen nur als Flüstern über ihre Lippen.
»Sehr schön! - Wir sehen uns bei der Zeremonie! « Er wandte sich um und wollte zur Tür.
»Wartet! - Wer sagt mir, dass Ihr auch wirklich dafür sorgt, dass Mordan freikommt.«
Bedächtig drehte er sich um. »Ich fürchte, Ihr werdet Euch auf mein Wort verlassen müssen. «
»Kann ich ihn vor der Zeremonie noch einmal sehen?«
» Das wird nicht möglich sein, meine Liebe. Auf Befehl des Königs darf niemand zu dem Verurteilten. - Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht. « Die Tür schloss sich hinter ihm. Lijanas starrte noch eine ganze Weile stumm auf das dunkle Holz.
***
So viel wie in den letzten beiden Tagen hatte er schon Ewigkeiten nicht mehr geschlafen. Mordan lehnte den Kopf gegen die Mauer in seinem Rücken und starrte gegen die Decke seines Gefängnisses. Aber was konnte man hier drinnen sonst tun - außer wahnsinnig werden. Ein weiteres Mal glitt sein Blick über die rauen Wände. Der Boden unter ihm war kalter Stein, mit nichts als einer Strohschütte als Lager - wenigstens war es trocken. Direkt unter der Decke befand sich ein vergittertes kleines Fenster. Die Geräusche des inneren Hofes drangen zu ihm herein. Stimmengewirr, das Klappern von Hufen und die Schritte des Kriegers, der dort oben vor seiner Zelle auf- und abging.
Er hatte keinen Menschen mehr gesehen, seit die Wachen ihn hergeführt und angekettet hatten. Wahrscheinlich würde das auch bis zum Tag seiner Hinrichtung so bleiben. Nach dem Gesetz musste ein zum Tode Verurteilter bis zu seinem Ende hungern. Ein paar Mal hatte er sich müßig gefragt, wie dieses Ende wohl aussehen würde - er hatte keine Antwort gefunden. Die Kette an seinem Bein klirrte, als er sich an der Wand höher schob. In den ersten Stunden war er ruhelos auf- und abgewandert - drei Schritte hin, drei Schritte her. Das Scharren des Eisens auf dem Steinboden hatte ihn schier verrückt gemacht. - Das, und der Gedanke an Lijanas. Er bereute es nicht, den Befehl verweigert zu haben. Nein, denn schon als er das Schreiben ins Feuer gehalten hatte, war ihm klar gewesen, was ihn hier in Turas erwartete. Doch ihr fassungsloser Aufschrei, als Arkell sein Kereshtai zerbrochen hatte ... Mit der Hand fuhr er sich durchs Haar. In diesem Moment wäre es beinah um seine Selbstbeherrschung geschehen gewesen.
Das Geräusch, mit dem der Stahl geborsten war ... Seine Finger zerquetschten Stroh. Mit dem Ring hatten sie ihm seinen Rang genommen, mit dem Kereshtai seine Ehre zerstört - und der Schlag ins Gesicht ... Ein wenig steif zog er die Beine an und verschränkte die Hände vor den Knien. Es gab nichts zu bedauern, außer vielleicht ...
Nein! Es war nicht nötig, dass sie wusste, dass sein Herz und seine Seele ihr gehörten. Vor ihr von Liebe zu sprechen, wäre Dummheit gewesen - sie gehörte zu Prinz Ahmeer ...
Als Schritte auf dem Zellenkorridor erklangen, hob er überrascht den Kopf. Der Schein einer Fackel näherte sich, dann erschien Jerdt vor dem Gitter. Die Hoffnung, es könnte vielleicht Lijanas sein und er hätte die Möglichkeit, sich von ihr zu verabschieden, zerstob.
»Was willst du, Jerdt?«
»Mich davon überzeugen, dass es dir gut geht! «
» Das hast du getan! Verschwinde! «
»Du solltest ein bisschen netter zu mir sein. Immerhin werde ich bald über dein Leben bestimmen. «
» Du? Mach dich nicht lächerlich! Seit wann überlässt Haffren es einem Heerführer, die Strafe für Verrat festzusetzen. «
»Oh, deine Strafe wurde schon festgesetzt. Wenn es nach Haffren geht, sollst du über dem ersten Tor gekreuzigt werden. - Aber nach heute Nacht wird es nicht mehr nach Haffrens Willen gehen.« Er trat näher an die Gitterstäbe heran, legte die Hand darum. »Wenn morgen die Sonne aufgeht, werde ich der neue Herr von Telmáhr sein!«
Mordan beugte sich vor, musterte Jerdt mit schmalem Blick. »Was soll das heißen?
Willst du dich gegen den König stellen? Du bist ein Narr! Glaubst du wirklich, es gibt auch nur einen Mann, der dir folgen wird, wenn du die Hand nach dem Thron ausstreckst? - Niemals, Jerdt! «
Der schnaubte verächtlich. »Ich nehme mir nur, was mir zusteht. Und du hast mir den Schlüssel dazu gebracht.«
»Der Thron steht
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