Der Kuss Des Kjer
während der Kessanan das Waffengehenk mit den Zwillingsschwertern löste und es achtlos zu Boden fallen ließ. Dann zog er das Kereshtai unter Mordans Gürtel hervor. Mit einem Zischen fuhr die Waffe aus ihrer Scheide, blitzte im Feuerschein. Der Kessanan stieß die Klinge in eine Mauerspalte, trat hart gegen den Griff und zerbrach das Schwert vor den Augen seines Besitzers.
»Nein!« Lijanas' Schrei wurde nicht beachtet. Klirrend landeten die Bruchstücke vor Mordans Füßen. Er starrte nur weiter geradeaus. Sie sah gerade noch, wie Haffren sich schwerfällig von seinem Thron in die Höhe stemmte und seinem ersten Heerführer mit der flachen Hand ins Gesicht schlug, ehe sie endgültig aus der Halle des Königs gezerrt wurde.
Die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, hockte sie auf dem Bett in ihrem Gemach und starrte die Wand an. Man hatte ihr elegante Kleider gegeben, ein verlockend duftendes Mahl stand auf dem Tisch und vor dem Kamin wartete ein heißes Bad auf sie. Sie wurde tatsächlich wie ein Gast behandelt - und dennoch war sie eine Gefangene. Die Tür des Zimmers war verschlossen, niemand hatte auf ihre Rufe oder ihre Schläge gegen das Holz geantwortet. Obwohl das Feuer im Kamin wohlige Wärme verbreitete, war ihr unerklärlich kalt. Sie kauerte sich enger zusammen, presste die Stirn auf die Knie und schloss die Augen. Einmal mehr fragte sie sich, was in der Halle des Königs geschehen war, als der Krieger sie hinausgeführt hatte. Ein Gefühl, das Angst am nächsten kam, saß in ihrer Kehle. Was wenn ... ?
Nein!
Ein Scharren, als der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, ließ sie den Kopf heben.
Langsam wurde die Klinke gedrückt und der Mann mit den seltsam alterslosen Zügen - Ladakh - betrat den Raum. Es kostete sie alle Selbstbeherrschung, nicht vor jenem Mann zurückzuweichen, den sie für den Astrologicus und Heiler König Haffrens hielt, von dem Mordan gesprochen hatte.
Seine blauvioletten Augen glitten über sie. Der Anblick ihrer perlmuttern schimmernden Haut entlockte ihm ein Lächeln. »Ich hoffe, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit, Heilerin.«
Lijanas richtete sich auf. »Nein, das ist es nicht! - Warum behandelt man mich wie eine Gefangene? - Ich verlange, Heerführer Mordan zu sehen! Er versprach mir ... «
»Ich fürchte, das ist nicht möglich.« Die Ruhe in seiner Stimme ließ etwas in ihr schaudern.
»Was ... « Sie schluckte mühsam. »Was soll das heißen?«
»Der Mann, von dem Ihr sprecht, ist nicht mehr länger der erste Heerführer der Kjer. « Bedächtig strich er über die Ärmel seine Robe. »Er wurde im Kerker in Ketten gelegt und wartet auf seine Hinrichtung. «
»Hinrichtung?« Ihre Finger zitterten plötzlich. Sie grub die Nägel in ihre Handfläche.
»Aber ...Warum?«
»Er hat sich einem Befehl widersetzt. Das ist Hochverrat! «
»Welchem Befehl ... ?«
»Dem Befehl, Euch an Heerführer Jerdt zu übergeben, meine Liebe. Er hat sich geweigert! Dafür wird er sterben!«, erklärte er freundlich.
Lijanas konnte nicht anders, als ihn anzustarren. >Ich hatte Euch mein Wort gegeben, dass ich Euch nach Anschara zurückbringe. Ich werde es vermutlich nicht halten können.< Sie sank auf das Bett zurück. Er hat es gewusst! Er hat gewusst, dass sie ihn dafür töten werden. Ihre Hand stahl sich zu ihrer Kehle. Er hat es gewusst und trotzdem hat er mich Jerdt nicht ausgeliefert.
Als Ladakh einen Schritt auf sie zu machte, hob sie den Blick. »Das könnt Ihr nicht tun! «, protestierte sie schwach.
»Ich fürchte, der König wird in diesem Fall keine Gnade kennen.« Er trat noch näher, beugte sich zu ihr. »Es sei denn ... «
Der Ausdruck in seinen Augen trieb ihr den Angstschweiß auf die Haut. »Es sei denn?« Lijanas konnte gerade noch verhindern, dass sie vor ihm zurückwich.
»Es sei denn, ich würde mich für den Verurteilten bei ihm verwenden.«
Ekel wallte in ihr auf, als sie verstand. Sie zwang sich, seinen Blick zu erwidern.
»Was wollt Ihr?«
Gnädige, hab Erbarmen geschieht das hier wirklich?
» Ich wusste, dass Ihr eine kluge Frau seid, Heilerin. - Ich möchte Euch ein Geschäft vorschlagen.« Ladakh richtete sich auf, schob die Hände in die Ärmel seiner Robe. »Es gibt da eine kleine -sagen wir eine kleine Zeremonie, bei der ich Eure Unterstützung benötige. Und ich würde mir wünschen, dass Ihr mir diese Unterstützung freiwillig gewährt. « Einen sehr langen Moment sah er auf sie hinab.
»Als Zeichen meiner Dankbarkeit würde ich
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