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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sprach mehr Nivard.
    Mordans Antwort war barsch und entschieden. Er ließ sein Pferd ein paar Schritt weitergehen, dann versetzte er Lijanas unvermittelt einen Stoß. Mit einem erschrockenen Schrei rutschte sie von Ireds Rücken, landete unbeholfen auf Händen und Knien und schürfte sich die Handflächen auf. Dann war auch er abgestiegen, packte sie am Arm und zog sie grob wieder auf die Füße. Suchend sah er sich um, ehe er sie zu einem nahen Baum zerrte. Einen Moment beobachtete Lijanas verständnislos, wie er das Ende ihrer Fessel etwa einen Schritt vom Stamm entfernt über einen knorrigen Ast warf, doch erst als der Riemen sich straffte und ihre Hände über ihren Kopf zwang, wurde ihr klar, was Mordan da tat.
    »Bitte! Nein! « Sie versuchte, sich gegen das Leder zu stemmen, mit dem Erfolg, dass es sich schmerzhaft in ihre Gelenke grub. Ungerührt band der schwarzhaarige Krieger den Riemen fest, wandte sich ab und schickte sich an, zu seinem Pferd zurückzugehen. »Das könnt Ihr nicht tun! Bitte nicht! « Entsetzen würgte Lijanas.
    Wortlos drehte er sich zu ihr um, blickte sie eisig an. Hinter ihm hielten die anderen Krieger beim Absatteln inne und sahen zu ihnen her. » Bitte! Ich werde nicht noch einmal versuchen zu fliehen! Ich werde von jetzt an tun, was Ihr sagt! Nur macht mich wieder los! Bitte! « Er musterte sie in verächtlichem Schweigen, rührte sich aber nicht. » Bitte, ich bin müde und hungrig, mir ist kalt! Ich ... « Sie verstummte, als er zu ihr zurückkam und so dicht vor ihr stehen blieb, dass sein Atem ihr Gesicht streifte.
    »Schlaf, etwas zu essen und ein warmer Platz am Feuer sind Vergünstigungen, die man sich verdienen muss. Ihr habt Euch heute nichts davon verdient. « Ein böses Lächeln zuckte über seine Lippen, hinter denen seine Reißzähne fahl schimmerten.
    »Nutzt die Stunden bis zum Morgengrauen und denkt darüber nach, wie Ihr Euch von nun an verhalten wollt. - Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, Heilerin.« Damit ließ er sie endgültig stehen und ging zu den anderen Kriegern hinüber.
    »Schlaf, etwas zu essen und ein warmer Platz am Feuer sind Vergünstigungen, die man sich verdienen muss«, höhnte Brachan und trat neben ihn. Mordan fuhr ungerührt fort, Ired abzusatteln. Unvermittelt lag die Hand des alten Kriegers über der Gurtschnalle. » Das sind Kessanan-Methoden! « Sein Ton war scharf.
    »Die Heilerin geht dich nichts an! Kümmere dich um deine Angelegenheiten! «
    Mordan schob den anderen unwillig beiseite, zerrte den Sattel vom Pferderücken und trug ihn an seinen Platz beim Feuer. Brachan folgte ihm. »Das Mädchen ist erschöpft und völlig durchnässt! Deine Ohrfeige hat ihr auch noch den letzten Rest Widerspenstigkeit genommen. Sie wird keine Dummheiten mehr machen! Was bezweckst du also damit? Willst du ihren Willen brechen?«
    »Ich will, dass sie aufhört, gegen mich zu kämpfen, und gehorcht. «
    » Sie ist kein Krieger! «
    »Sie ist eine Gefangene! Als solche wird sie von jetzt an auch behandelt! - Lass mich zufrieden, Brachan! «
    Einen Moment musterten die Raubvogelaugen Mordan abschätzig, dann spuckte Brachan verächtlich aus. »Arkell wäre stolz auf seinen Schüler! «
    Er wandte sich ab und stapfte zu seinen Fellen hinüber. Mordan starrte ihm nach, dann versetzte er seinem Sattel einen wütenden Tritt und ging zu seinem Pferd zurück, um es für die Nacht zu versorgen.

    *** 4 ***

    » Töte ihn! «
    » Warum? «
    » Weil ich es dir befehle! «
    »Es ist nur ein blinder alter Hund. Er tut niemandem etwas. Ich sehe nicht ein, warum ich ihn töten soll. «
    »Töte das Vieh endlich! «
    »Nein! «
    »Gehorche!«
    »Nein! «
    »Nein?«
    »Nein! «
    »Ich werde dich lehren zu gehorchen! «
    Eisiger Wind, der in die nackte Haut beißt und sie blau werden lässt. Die Glieder zittern in der Kälte. Schnee fällt vom Nachthimmel und legt sich um die schon gefühllosen, bloßen Füße, hüllt sie bis über die Knöchel ein, bestäubt die Schultern weiß. Ein rauer Strick fesselt die Hände, schnürt das Blut ab, zerrt sie brutal ausgestreckt über den Kopf bis fast zu dem Balken hinauf. Das Winseln des Hundes, der ebenfalls daran gebunden war, ist verstummt. Er ist tot. Verblutet oder erfroren.
    Es ist so entsetzlich kalt. Ein Rascheln zwischen den stinkenden Abfällen ringsumher, huschende Schatten, Schnüffeln, leises Quieken. Eine spitze Schnauze zeigt sich im Weiß des Schnees, dann noch eine. Es werden immer mehr. Ratten! Sie kommen heran.

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