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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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auf die Pferdeschulter und sah zu ihr auf.

    »Ashk'nodaj. - Ihr würdet sie Seelenfresser nennen.« Er schüttelte den Kopf »Es sind Kreaturen aus Legenden und Albträumen. Man erschreckt mit ihnen ungehorsame Kinder und Feiglinge. - Ich hätte nicht gedacht, dass es sie tatsächlich gibt. «
    Beschwichtigend tätschelte er seinem Wallach den Hals, als der unruhig aufstampfte.
    »Manche Legenden sagen, nach einer Schlacht schleichen sie des Nachts über das Schlachtfeld auf der Suche nach Sterbenden. Sie saufen ihr Blut, während der Schatten der weißen Kriegerin auf die Unglücklichen fällt, und trinken mit ihrem verlöschenden Leben ihre Angst vor dem Tod und das Grauen in ihren Erinnerungen -
    und sie stehlen ihnen die Seele, sodass die Toten in der nie endenden Qual der schwarzen Ebene zwischen dem Diesseits und dem Jenseits gefangen sind, dazu verdammt, ruhelos umherzustreifen, ohne jemals Frieden zu finden. « Er strich sich das graue Haar zurück. » Andere sagen, sie seien die Diener eines längst vergessenen Dämonengottes und dass sie ihren Herrn mit den Seelen ihrer Opfer füttern, damit er zu seiner alten Macht erstarkt; dass diese Seelen für immer an ihn gekettet sind und ihm in seinem Heer aus Toten als fürchterliche Krieger dienen müssen. Dann wird wieder behauptet, dass jene, deren Seelen sie stehlen, ebenfalls zu Seelenfressern werden. « Er hob die Schultern. »Es ist immer die gleiche Geschichte, aber jeder erzählt sie anders. Allerdings habe ich noch nie gehört, dass sie sich bei Tag zeigen, geschweige denn, dass sie es wagen, Lebende anzugreifen.«
    »Und dann habt Ihr Levan und Mordan einfach zurückgelassen?«
    »Als wir losritten, waren nur noch vier am Leben. Mordan wird mit ihnen ebenso fertiggeworden sein wie mit den anderen.«
    »Wie könnt Ihr da nur so sicher sein. «
    Wieder hob Brachan die Schultern. »Mit der Klinge ist Mordan ein Hexer - und mit dem Kereshtai ohnehin. Es gibt im ganzen Heer keinen, der ihm ebenbürtig wäre, und selbst unter den Hohen Meistern der Kessanan sucht er seinesgleichen. - Ihr könnt unbesorgt sein- Sie -werden kommen! «
    Lijanas vergrub die Nase tiefer in dem Mantel. Sie hatte von den Kessanan gehört - grausame Krieger, die bedingungslos loyal zu ihrem Herrscher standen und jeden seiner Befehle ohne Gnade bis zur letzten Konsequenz ausführten. Gleichzeitig sagte man, sie seien hochgebildet, könnten lesen und schreiben, verstünden sich auf das Rechnen und sprächen mehrere Sprachen fließend. Aber es hieß, sie folgten einem verdrehten Ehrenkodex, der sie dazu zwang, sich selbst das Leben zu nehmen, wenn sie einen Fehler begingen. Sie zog die Füße höher unter den Stoff. Brachan war als der Älteste ganz offensichtlich der Anführer der Krieger und dennoch schien es manchmal, als würde Mordan die Befehle geben. Außer Brachan nannten ihn alle anderen Kjer >Herr< ... Ob der schwarzhaarige Krieger einer dieser Kessanan war?
    Obwohl Brachan so zuversichtlich gesprochen hatte, schien er sich doch sichtlich zu entspannen, als Hufschlag schließlich Reiter ankündigte und wenig später Corfar zwischen den Bäumen hervorkam, dicht gefolgt von Mordan und Levan. Der junge Krieger saß mit hängenden Schultern auf seinem Pferd und machte den Eindruck eines geprügelten Hundes. Seine Kleider waren blutbesudelt. Immer wieder ging sein Blick unsicher zu Mordan, der ihn jedoch gänzlich ignorierte.
    Lijanas beugte sich im Sattel vor. »Seid Ihr verletzt?«
    Wie ertappt zuckte Levan zusammen, schüttelte dann aber den Kopf. »Es geht mir gut, Heilerin! «, versicherte er leise und schaute einmal mehr zu Mordan hin.
    »Hattet ihr Schwierigkeiten?« Brachan hatte die Zügel der schwarzen Stute ergriffen und sah zu, wie der dunkle Krieger vom Pferd stieg.
    »Nein! Die letzten beiden Bestien haben sich davongemacht!« Mit eisiger Miene zerrte Mordan etwas aus seiner Satteltasche, ging an dem Älteren vorbei und auf Lijanas zu. »Aber wir konnten die Leichen nicht mehr beseitigen. Ein Wagentross kam die Straße herauf. Rusan wird sehr bald erfahren, dass seine Männer in einen Kampf verwickelt waren und dabei getötet wurden. « Er hatte Brachans Pferd erreicht und blickte zu Lijanas auf. »Absteigen! «, befahl er barsch. Als sie nicht schnell genug gehorchte, packte er sie am Bein und zog sie grob aus dem Sattel. Ungeschickt kam sie auf dem Boden auf, fiel gegen seine Brust und stieß sich hastig wieder von ihm ab. Sie wurde bleich, als sie erkannte, was er

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