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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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aus seiner Satteltasche geholt hatte.
    Nein!
    »Ab sofort werde ich Euch als das behandeln, was Ihr seid: eine Gefangene! - Streckt die Hände vor! «
    Voll Entsetzen schüttelte Lijanas den Kopf. Sie konnte den Blick kaum von dem gespannten Lederriemen losreißen. Hilfe suchend sah sie zu Brachan. Der schwieg, auch wenn er den Mund missbilligend verzogen hatte. Ihre Augen kehrten zu Mordan zurück.
    »Das könnt Ihr nicht tun! «
    »Die Hände vor! «
    Lijanas rührte sich nicht.
    »Muss ich nachhelfen?« Die Kälte war aus Mordans Ton gewichen, jetzt war da nur noch Drohung.
    Unbewusst war sie zurückgeschreckt. Noch einmal sah sie von einem zum anderen.
    Levan hatte beschämt das Gesicht abgewandt, Ecren und Corfar wirkten unangenehm berührt. Aber keiner würde sich für sie gegen Mordan stellen. Seine Hand schloss sich grob um ihr Handgelenk, zerrte sie näher heran.
    »Nein! Lasst mich los, verdammter Rohling! Wagt es nicht, mich anzufassen! «
    Ohne auf ihre Gegenwehr zu achten, packte er auch ihre andere Hand, schlang den Riemen um ihre Gelenke und zurrte den Knoten fest. Dann ließ er sie abrupt los.
    Lijanas taumelte zurück. »Verfluchter Bastard! Macht mich los! Ich will ... « jäh traf seine Hand ihre Wange, riss ihren Kopf zur Seite. Sie wankte, starrte Mordan fassungslos an, hob zögernd die gefesselten Hände zu ihrem brennenden Gesicht.
    Ohne auf das unwillige Murmeln der anderen Krieger zu achten, packte er den Riemen zwischen ihren Handgelenken und schleppte sie zu seinem Pferd hinüber. Lijanas stolperte neben ihm her wie eine Schlafwandlerin. In ihren Augen brannten Tränen. -  Bitte Gnädige, lass nicht zu, dass ich vor ihm anfange zu weinen! - Sie bemühte sich, sie fortzublinzeln. Der Mantel wurde von ihren Schultern gezerrt und seinem Besitzer zurückgegeben, dann hob Mordan sie auf seine Stute und saß selbst auf. Ein kurzer Befehl in der Sprache der Kjer, während auch Brachan und Corfar wieder aufstiegen - er wendete sein Pferd zur Straße zurück und trabte los. Das Ende ihrer Fesseln hielt er zusammen mit den Zügeln in der Hand.

    ***
    Seine Wange lag auf hartem Gestein. Wasser bewegte seine Glieder in einem trägen Tanz, schwappte zuweilen über sein Gesicht. In seinem Schädel hämmerte es, Schmerz bohrte in seiner Schulter. Mühsam öffnete er die Augen und versuchte sich aufzurichten. Mit einem Stöhnen fiel er zurück.
    Noch immer sah er die atemlose Gestalt der Heilerin vor sich. Dann waren die Kjer-Bestien so unvermittelt über sie hergefallen, dass er es kaum geschafft hatte, sein Schwert zu ziehen. Nur dem Umstand, dass er schon beim ersten Zusammenprall mit den Kriegern über die Brückenmauer geschleudert worden war, verdankte er wohl sein Leben. Bis zu diesem Moment hatte er die Männer noch nie gesehen, dennoch wusste er, wer sie waren ... Der grauhaarige Krieger mit dem raubvogelgelben Blick und dann der an, der der mit dem schwarzen Haar und der Lederklappe über dem Auge ... - Wie oft hatten Soldaten, die aus Kämpfen mit den Kjer zurückgekommen waren, von ihnen gesprochen.
    Die beiden dunkelhaarigen Männer und der Blonde waren wohl jene Fremden, die in der Nacht im >Schwarzen Lamm< gewesen waren. Die, die er mit seinen Soldaten suchen und nach Anschara hatte bringen sollen.
    Er schauderte und mühte sich zuerst auf Hände und Knie, kämpfte sich schließlich endgültig auf die Füße und wankte vorwärts. Sein Fürst musste es erfahren! Sofort!

    ***
    Die ersten beiden Monde hatten ihren Zenit bereits überschritten, als die Kjer ihre Kriegsrösser wieder von der Straße herunter und auf der Suche nach einem Lagerplatz für die Nacht in den Wald hinein lenkten. Lijanas kauerte zusammengesunken vor Mordan auf dem Pferderücken. Den ganzen Rest des Tages hatte er sie nicht beachtet; ihr Magen rumorte lautstark und sie fror erbärmlich.
    Zitternd zog sie die Arme enger an den Leib und wischte sich gleichzeitig einige Tränen ab. Furcht hing wie ein unnachgiebiger Knoten in ihrer Kehle, seit ihr Mordans Ohrfeige klargemacht hatte, dass er auch nicht davor zurückschreckte, sie zu schlagen.
    Endlich verhielten die Krieger ihre Tiere am Rand einer kleinen Senke zwischen den Bäumen. Der Boden war mit Blättern und Geröll bedeckt, das feucht im schwachen Mondlicht glänzte. Zu ihrer Linken wucherte ein Dornengestrüpp fast mannshoch.
    Ecren ließ den Blick über den Platz gleiten, brummte etwas in missmutigem Ton und verlagerte sein Gewicht im Sattel. Keiner der Krieger

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