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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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der Gedanke war verrückt! Dennoch hatte sie solche Wunden noch nie gesehen.
    »Benötigt Ihr ein Messer?« Mordans Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
    »Ein Messer? Wozu?«
    »Um die Wunden auszubrennen.« Beinah schien es, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    Entsetzt sah sie ihn an - ein so barbarischer Vorschlag konnte nur von ihm kommen. Sie schüttelte den Kopf, nahm ein Stückchen Leinen aus dem Vorrat ihres Kastens und machte sich behutsam daran, die Verletzungen zu säubern. Unter ihren Berührungen regte Levan sich schwach, krümmte sich mit einem Stöhnen, erschlaffte jäh. Seine Atemzüge waren nur noch ein Hauch. Lijanas zog die Lippe zwischen die Zähne, sah hastig von einem zum anderen. - Wenn sie es merken ... Nein! Wie sollten sie ... Was jetzt zählt, ist Levan!
    »Könnt Ihr ihn ein wenig auf die Seite drehen?«
    Mordan sah sie zwar überrascht an, tat aber, worum sie gebeten hatte. Das Gesicht des jungen Mannes war grau, ein fahles Dreieck lag um Mund und Nase. Behutsam legte sie ihm die Hand auf die vollkommen unbehaarte Brust, spürte seinen harten, schnellen Herzschlag, während sie gleichzeitig sacht seine glühende Stirn berührte -
    erschrocken schnappte sie nach Luft und riss die Hände zurück, als sie unvermittelt den Schatten sah, der beinah schon undurchdringlich über dem Leben des jungen Kriegers lag. Finger schlossen sich hart um ihr Handgelenk, sie schrie leise auf, versuchte sich loszureißen. Dann erst begriff sie, dass es Mordan war, der sie gepackt hatte und sich mit schmalem Blick zu ihr beugte.
    »Was habt Ihr, Heilerin?« Die Schärfe in seinem Ton verstärkte das Zittern ihrer Hände noch.
    »Nichts! « Sie vermied es, ihn anzusehen, versuchte sich aus seinem Griff freizuwinden. Erfolglos.
    »Nichts?! - Ihr seid weiß wie Kalk! Weshalb?« Grob zog er sie näher zu sich heran.
    »Und wagt nicht, mich anzulügen! «
    »Ich ... Ich bin nur erschrocken, weil es Levan so schlecht geht.« Wie entsetzlich dünn ihre Stimme klang.
    »Das allein ist nicht der Grund! Das wusstet Ihr schon vorher! « Sein Griff wurde härter. » Ihr habt meine Geduld schon genug strapaziert! Macht den Mund auf, Weib, oder ich bringe Euch zum Sprechen! «
    Ein leises Stöhnen war in ihrer Kehle. Wie konnte ich nur so dumm sein? Natürlich musste er es merken. Ich hätte es nicht tun sollen; aber Levan ... - Ich habe es noch nie jemandem gesagt. Noch nicht einmal Ahmeer oder Niégra. Wie kann ich es da ihm sagen? Er bringt mich um.
    Erneut ein Ruck an ihrem Handgelenk. »Redet! «
    Elend ließ sie den Kopf hängen, die Worte wollten nur stockend aus ihrer Kehle.
    »Manchmal, wenn ich einen Kranken berühre, dem ... es besonders schlecht geht, kann ich einen ... Schatten sehen, der über seinem Leben liegt. - je undurchdringlicher er ist, umso ... sicherer stirbt der Kranke. Und bei Levan ... «
    Mordan ließ ihre Hand los und setzte sich zurück, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    Er holte einmal tief Atem und stieß die Luft dann langsam aus. » Ihr könnt den Schatten der weißen Kriegerin sehen. « Seine Stimme war vollkommen ruhig.
    Verwirrt sah Lijanas ihn an. Sie hatte eine ganz andere Reaktion erwartet. Nur allmählich wurde ihr die Stille in ihrem Rücken bewusst. Erneut grub sie die Zähne in ihre Lippe. Auch die anderen Krieger mussten ihre Worte gehört haben. Ein Schatten fiel auf sie und sie schaute hastig auf. Neben ihr stand Corfar, die Faust am Schwert.
    Als er sprach, war seine Stimme hart, jedes Wort eine Anklage, auch wenn Lijanas nicht verstehen konnte, was er sagte.
    Mordan stieß ein abfälliges Schnauben aus, seine Antwort klang höhnisch. Doch als Corfar erneut zu sprechen ansetzte, brachte eine knappe Handbewegung und ein kurzes, beißend hervorgezischtes Wort des schwarzhaarigen Kjer den Mann zum Schweigen. Einen Herzschlag, zwei, drei, maßen die Krieger sich mit Blicken - dann senkte Corfar die Augen und ging mit einem Knurren zum Feuer zurück.
    »Was ... was hat er gesagt?« Lijanas brachte nicht mehr zustande als ein hilfloses Flüstern.
    Undeutbar sah Mordan sie an. »Dass nur die Seelenhexen der Edari den Tod sehen können und dass ich Euch die Kehle durchschneiden soll, ehe Ihr Eure verderbte Macht gegen uns einsetzt und unsere Seelen an Euch kettet.«
    »Ich bin keine ... «
    »Was Ihr seid, ist mir gleich! Meine Befehle bezüglich Eurer Person sind eindeutig! «
    Er blickte auf Levan hinab. Mit einem Mal war seine Stimme seltsam weich. »Tut für ihn, was Ihr

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