Der Kuss Des Kjer
die andere Hand.
Das Licht schien Mordan jetzt direkt ins Gesicht. »Was wisst Ihr über diesen Mord?«
»Nichts!«
»Warum wart Ihr dann am Tatort?«
»Bedauerlicherweise lag er direkt auf meinem Weg zu Faderas Herberge. «
»Wo wart Ihr, als der Mord geschah, Krieger?«
Er blieb stehen und blickte den Hauptmann direkt an. »Dort oben! « Sein ausgestreckter Arm wies auf die Spitze des Flammenturms. Leicht überrascht hob Uladh die rotbraunen Brauen.
»Was habt Ihr dort oben gemacht?«
»Muss ich Euch diese Frage beantworten, Hauptmann?«
»Nein, Krieger, das müsst Ihr nicht. - Konntet Ihr von dort oben irgendetwas beobachten?«
»Ich hörte einen Schrei, kurz darauf sah ich die Fackeln. Das ist alles. «
»Ihr müsst den Turm nach dem Schrei recht schnell verlassen haben, warum?«
»Ich wusste nicht, was geschehen war, nur dass es in der Nähe von Faderas Haus war. Deshalb war ich in Sorge um meine Frau. Wir sind da. «
Mordan blieb stehen und legte die Hand gegen einen der beiden Torflügel zu Faderas Herberge.
»Ich verstehe, Krieger! « In einer kurzen Geste zuckte Hauptmann Uladh die Schultern. »Und ich hoffe, Ihr versteht, dass ich Euch diese Fragen stellen musste.«
»Natürlich, Hauptmann. Ihr tut, was Eure Pflicht ist. - Darf ich Euch auch etwas fragen?«
»Bitte, Krieger, fragt! «
»Verdächtigt Ihr mich, die Frau getötet zu haben?«
»Im Augenblick. nein! - Und sollte es doch irgendwann Hinweise geben, dass Ihr etwas mit der Sache zu tun habt, weiß ich ja, wo ich Euch finden kann.« Uladh deutete eine Verbeugung an. » Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, Mordan rùn Jarat! «
Einen Moment schaute Mordan ihm schweigend nach, wie er die Gasse hinunterging. Der Schein seiner Fackel verscheuchte die Schatten aus Winkeln und Nischen. Er stieß den Torflügel auf, doch dann zögerte er.
» Hauptmann Uladh! «
Überrascht wandte der sich um. »Krieger?«
»Ihr müsst nach jemandem suchen, der genug Kraft hat, um mit bloßen Händen eine Kehle herauszureißen - oder nach einem großen Hund. «
»Wie kommt Ihr darauf, Krieger?«
»Ich kenne keine Waffe, die solche Wunden hinterlassen wÜrde. Meiner Meinung nach waren das die Finger eines Menschen oder die Fänge und Klauen eines Tieres. «
Uladh nickte verstehend. »Warum sagt Ihr mir das, Krieger?«
»Meine Frau ist in dieser Stadt. - Ich habe kein Interesse daran, sie so auf der Straße zu finden. «
»Ist das der einzige Grund?«
»Nein! - Ich schätze es nicht, wenn man mich scheel ansieht, wegen etwas, das ich nicht getan habe. «
»Ich verstehe, was Ihr meint, Krieger! - Gute Nacht! «
Nach einem Augenblick war der Schein seiner Fackel in der Gasse verschwunden.
Mordan schloss den Torflügel hinter sich, überquerte den Hof. Eine Bewegung in den Schatten ließ seinen Schritt stocken. Seine Hand legte sich auf den Griff des Kereshtai. Er ließ sie sinken, als er erkannte, wen er vor sich hatte.
»Levan! - Was tust du hier?«
Der junge Krieger blinzelte ihn im schwachen Licht an. »Die Pferde, Herr ... « Er fuhr sich mit einer verkrampften Bewegung durchs wirre Haar. »Sie waren unruhig.
Ich wollte sehen, ob alles in Ordnung ist. «
Mordan nickte, musterte ihn aber noch immer eingehend. »Du bist blass. Geht es dir gut?«
»ja, Herr. Macht Euch um mich keine Sorgen. Ich bin nicht krank! Nur etwas müde.
- Ich schaue nach den Pferden und gehe dann zu Bett.« Er schob sich an ihm vorbei, mied seinen Blick. »Gute Nacht, Herr! «
»Gute Nacht, Levan.« Die Stirn leicht gerunzelt, sah er ihm nach, wie er mit hängenden Schultern zum Stall hinschlurfte. Erst als er wieder in den Schatten verschwunden war, drehte Mordan sich um und betrat das Haus. Er hatte die Hand noch auf der Tür, als er die Geräusche aus dem oberen Stock hörte. Ein ungutes Gefühl war plötzlich da! Immer zwei Stufen auf einmal rannte er die Treppe hinauf.
Schon im Korridor kam Fadera ihm entgegen, händeringend. »Bei den guten Ahnenseelen, endlich! Eurer Gemahlin geht es nicht gut! Sie hat plötzlich ganz fürchterliche Kopfschmerzen bekommen ... « Er drängte sich an ihr vorbei. »... und wäre beinah im Badezuber ertrunken.«
»Sie wäre was?« Mitten im Schritt hielt er inne, blickte Fadera einen kurzen Moment an, dann eilte er in das Zimmer.
Die Heilerin lag auf den Bettkissen zusammengerollt, den Kopf in den Armen vergraben, und wimmerte leise. Ihr Haar war nass und sie trug nichts anderes am Leib als ein Leinentuch, das Fadera
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